„Eine Sensation“: Tonnenschwere Glocken schweben über oberbayerische Gemeinde – Kloster wurde saniert

Klosterglocken

„Eine Sensation“: Tonnenschwere Glocken schweben über oberbayerische Gemeinde – Kloster wurde saniert

Zwei Jahre lang war es still über Beuerberg. Jetzt beginnt ein spektakulärer Moment: Die tonnenschweren Stahlglocken werden aus dem Turm gehoben – und machen Platz für ein neues, hoffnungsvolles Geläut aus Bronze.

Beuerberg– Der Ingenieur hält noch die Luft an, kurz bevor die fünf Tonnen schwere Kirchenglocke auf fast 30 Metern über ihm baumelt. Neben Holger Heine haben sich Anwohner, Arbeiter, Kloster-Mitarbeiter und sogar eine Grundschulklasse im Kirchgarten versammelt. Sie alle gucken in den Himmel, hoch zur Stahlglocke, die aus dem Kirchturm gehoben wurde. „Das ist eine Sensation“, sagt Heine. „Sowas bekommt man normalerweise nur einmal in Hundert Jahren zu sehen.“

Schock an Christi Himmelfahrt 2023

Seit 2023 waren die Glocken in Beuerberg stumm. Einen Tag vor Christi Himmelfahrt ist dem Mesner Franz Zimma aufgefallen, dass der Glockenschlag irgendwie aus dem Takt klang. Die Ursache dafür war dramatisch: Zwei der Schrauben, an denen die vier tonnenschweren Glocken hingen, waren durchgebrochen. Die Größte drohte abzustürzen. Sie wurde gesichert, bei den Untersuchungen wurde jedoch klar, dass das Stahlgeläut zu schwer für den Turm ist. Seitdem erklingt kein Ton aus dem Kloster. „Das imposante Läuten vermissen die Beuerberger sehr“, betont Pfarrer Bernhard Häglsperger.

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Insgesamt arbeiten acht Männer an dem Prozess. Drei Arbeiter stehen auf dem Gerüst an der Kirchturmspitze. Sie hängen Nylon-Seile an Glocke und Kran. „Die sind stabiler als Ketten und können bis zu sieben Tonnen tragen“, sagt Heine. Als erstes hebt der Kran das Joch, an dem sonst die Glocke hängt, aus dem Turm. Über ein Fenster hievt der Kran die schwere Fracht.

Die Spezialisten arbeiten langsam, aber präzise. Vom Boden aus kann man beobachten, wie sie jeden Schritt abwägen. Nach einer halben Stunde bewegt sich die Glocke endlich, sie wird Stück für Stück vom Fensterrahmen in die Luft gehoben. Dann erklingt lauter Jubel. Die Männer führen auf dem Gerüst einen kleinen Freudentanz auf. Der Kran dreht sich und senkt sie auf Holzbalken vor dem Pfarrheim ab.

Vier neue, kleinere Bronzeglocken werden die alte aus Stahl ersetzen. Die werden im Passauer Betrieb Perner gegossen. „Der ganze Prozess wird ungefähr sechs Monate dauern“, erklärt Geschäftsführer Rudolf Perner. „Der Ausguss selbst dauert nur zehn Minuten.“ Zeitaufwendig sind die Vorbereitung und das Auskühlen der Bronze. „Wir verwenden dabei nur Naturstoffe“, erklärt Perner. Das Bronzegeläut soll eine ganze Weile halten. „Wir reden hier von Jahrhunderten“, betont Häglsperger.

„Bis spätestens Donnerstagnachmittag sind wir hier fertig,“ sagt Ingenieur Heine. Nach dem Abhängen der Glocken soll der Turm saniert werden. „Im Innern wird ein Korsett mit speziellen Ankern angebracht“, das soll das 900 Jahre alte Gebäude stabilisieren. Was mit den alten Glocken passiert, ist unklar. Man weiß nur, dass sie wiederverwertet werden sollen. „Der Stahl ist ja noch brauchbar“, so der Glockengießer. Und wann hängen die neuen? „Ich halte mich an einen optimistischen Plan“, betont Heine. „Zur Kirchweih, im September, Oktober nächstes Jahres – wenn alles gut läuft.“

Finanzierung muss noch geklärt werden

Bevor die neuen Glocken produziert werden können, muss die genaue Finanzierung geklärt werden. Das soll laut Heine im Januar oder Februar entschieden werden. Er geht von Gesamtkosten in Höhe von 800 000 Euro aus. Davon muss einen kleinen Teil die Kirchenstiftung übernehmen: „Die Glockenzier – einen Schriftzug in der Bronze – und das elektrische Geläut übernimmt der Staat nicht“, erklärt der stellvertretende Bereichsleiter Wolfgang Eichner. Das wären zirka 25 000 Euro. „Ein Drittel des Geldes haben wir bis heuer verbraten, den Rest brauchen wir für den weiteren Prozess.“

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Bernhard Häglsperger wünscht sich, dass es schnell vorangeht. Ständig würden den Pfarrer Bürger fragen, wann denn die neuen Glocken endlich kommen. „Sie warten sehnsüchtig darauf.“

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