Englisch, Italienisch, Dänisch – Sprachtalent aus Schweich holt Bundessieg

Wenn Jonathan Asfaw über Sprachen spricht, leuchten seine Augen. Der 16-jährige Schüler des Stephan-Andres-Gymnasiums in Schweich hat in diesem Jahr beim Bundesfremdsprachenwettbewerb den ersten Platz errungen – ein Erfolg, der nicht nur außergewöhnliches Talent, sondern auch Disziplin, Durchhaltevermögen und monatelange Vorbereitung verlangt.

Italien weckte die Sprachbegeisterung bei dem Schüler aus Schweich

Jonathan ist in Deutschland geboren, verbrachte jedoch sieben Jahre seiner Kindheit in Italien. „Italienisch war damals meine erste Sprache“, erzählt er. „Zu Hause sprach ich Deutsch, und in der Schule kam früh Englisch hinzu.“

Diese internationale Prägung weckte früh seine Neugier auf Sprachen und Kulturen. Jonathan übte englische Redewendungen, las Bücher im Original und sah Filme in der Originalsprache. Später halfen ihm Gespräche mit Menschen aus aller Welt – über Online-Plattformen oder Spiele – seine Sprachkenntnisse zu verbessern. „Ich habe gemerkt, dass man mit Sprache Menschen verbinden kann“, sagt er. „Und das wollte ich perfektionieren.“

Vom Sieg beim Landeswettbewerb zum Sprachenturnier

Sein Weg zum Bundessieg begann mit dem Landeswettbewerb Rheinland-Pfalz, den er in der Kategorie Englisch gewann. Damit qualifizierte er sich für das bundesweite Sprachenturnier, das als Herzstück des Wettbewerbs gilt. Dort treten rund 55 Landessiegerinnen und -sieger aus ganz Deutschland gegeneinander an – in verschiedenen Sprachen und mit anspruchsvollen Aufgaben, die nicht nur Grammatik und Vokabelwissen, sondern Kreativität, Ausdrucksstärke und interkulturelles Verständnis prüfen.

„Das Turnier bestand aus vier Teilen“, erklärt Jonathan. „Zuerst eine Präsentation in der eigenen Sprache, dann ein Literaturgespräch in einer zweiten, dazu eine schriftliche Aufgabe in einer unbekannten Sprache – diesmal Dänisch – und schließlich ein mehrsprachiges Theaterstück in Gruppenarbeit.“ Die Aufgaben sind so konzipiert, dass sie alle Facetten sprachlicher Kompetenz testen: Spontanität, Ausdruck, Verständnis, Teamfähigkeit und kulturelles Gespür.

Gespräche auf Französisch mit der KI – wie Jonathan Asfaw sich vorbereitet hat

Monatelang bereitete sich Jonathan auf das Turnier vor. Für das französische Literaturgespräch las er das Buch „Le Voyage de Yao“ gleich viermal – und nutzte sogar künstliche Intelligenz, um seine Aussprache zu verbessern. „Ich habe mit einem Sprachmodus geübt, bei dem man mit einer KI telefonieren kann, um echte Gespräche auf Französisch zu simulieren“, erklärt er. „So konnte ich meine mündliche Ausdrucksfähigkeit enorm verbessern.“

Auch an seiner Präsentation feilte er akribisch: Er nahm sich selbst auf, analysierte Gestik, Mimik und Sprachfluss. Dabei half ihm nicht zuletzt sein Freund und Unterstützer Julian Krieg, mit dem er regelmäßig Vokabeln lernte. „Julian hat in den Pausen mit mir geübt, mich immer wieder abgefragt – das hat unglaublich geholfen“, sagt Jonathan. Seine Lehrerinnen und Lehrer unterstützten ihn ebenfalls, insbesondere im Französischen. Sie gaben ihm Übungsmaterial, boten zusätzliche Präsentationsmöglichkeiten im Unterricht und gaben wertvolles Feedback.

„Es war sehr intensiv“ – So lief der Bundesfremdsprachenwettbewerb

Das Sprachenturnier fand im hessischen Hofgeismar statt – einem Ort, der mit seiner märchenhaften Geschichte zum Jahresthema „Märchen und Mythen“ passte. Vier Tage lang arbeiteten die Teilnehmenden von früh bis spät an ihren Aufgaben, oft mit nur wenigen Stunden Schlaf.

„Es war sehr intensiv“, erinnert sich Jonathan. „Wir mussten in nur einem Tag Dänisch lernen und ein Märchen verstehen – das war die härteste Aufgabe überhaupt.“ Trotzdem blieb die Stimmung unter den Jugendlichen positiv. „Alle waren hoch motiviert, man hat sich gegenseitig unterstützt.“

Besonders in der Theatergruppe zeigte Jonathan Führungsstärke: „Unsere Gruppe war anfangs unsicher beim Schauspiel. Also habe ich einfach selbst den Anfang gemacht – auch mit einem peinlichen Tanz – damit sich alle trauen. Danach war die Stimmung gelöst, und wir konnten kreativ werden.“ Das Stück, in dem mehrere Sprachen kombiniert wurden, wurde am Ende mit dem zweiten Platz prämiert.

Ein emotionaler Sieg – wie der Schüler aus Schweich reagierte

Als sein Name bei der Preisverleihung schließlich genannt wurde, konnte Jonathan sein Glück kaum fassen. „Ich habe ein bisschen geweint“, sagt er offen. „Ich wusste, wie viele Stunden Arbeit dahinterstecken – all die Abende, an denen ich nicht ausgegangen bin, um zu lernen. In dem Moment hat sich alles gelohnt.“

Die Schule in Schweich reagierte mit großem Stolz: Lehrkräfte gratulierten, Mitschülerinnen und Mitschüler feierten mit. Auch offiziell wird Jonathan für seine Leistung geehrt – als Beispiel dafür, wie Fleiß und Leidenschaft zusammenwirken können.

Mit seinem Bundessieg erhielt Jonathan zugleich ein Stipendium für das ISLI-Seminar (International Student Leadership Institute). Dort treffen sich 150 Jugendliche aus ganz Europa, um gemeinsam an Sprach- und Führungskompetenzen zu arbeiten. Das Seminar findet 2026 in Oberwesel statt – eine besondere Chance, die Jonathan mit Begeisterung erwartet. „Ich freue mich darauf, andere junge Menschen kennenzulernen, die genauso motiviert sind“, sagt er. „Der Wettbewerb war eine Erfahrung, die mich persönlich wachsen ließ – und gezeigt hat, dass man mit Engagement und Leidenschaft alles erreichen kann.“

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