Erster Todesfall in Südtirol – gefährliche Droge erreicht Italien

Staatsanwalt warnt – “eine Bombe”

Erster Todesfall in Südtirol – gefährliche Droge erreicht Italien

Nach einem Todesfall in Südtirol wurde nun ein mutmaßlicher Dealer festgenommen – Ermittler warnen vor einer gefährlichen Substanz.

Ein 28-jähriger Mann aus Bruneck in Südtirol ist offenbar das erste offiziell bestätigte Todesopfer in Italien durch das synthetische Opioid Nitazen. Wie die Staatsanwaltschaft Bozen am vergangenen Montag mitteilte, wurde ein 29-jähriger Südtiroler als mutmaßlicher Dealer festgenommen.

Der Fall gilt laut Ermittlern als Wendepunkt: Die Droge, die laut Experten bis zu fünfzigmal stärker als Fentanyl wirkt, ist damit erstmals in direktem Zusammenhang mit einem Todesfall in Italien dokumentiert worden.

Der junge Mann war bereits am 10. September 2024 auf dem Gelände eines Unternehmens in Bruneck tot aufgefunden worden. Hinweise auf Drogenkonsum gab es zunächst nicht, weshalb die Ermittler von einem natürlichen Tod ausgingen.

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Erst durch umfangreiche forensische Analysen des Carabinieri-Labors RIS in Rom wurde die tatsächliche Ursache festgestellt. Im Blut des Verstorbenen wurde N-Pyrrolidinoprotonitazepin nachgewiesen, ein hochpotentes Nitazen-Derivat. Die gleiche Substanz fanden Ermittler auch auf einem Stück Alufolie, das in der Nähe des Toten lag – mutmaßlich verwendet zum Inhalieren der Droge.

Laut Staatsanwalt Axel Bisignano handelt es sich bei Nitazen um eine Substanz, die enorm gefährlich ist. Er sprach von einem “signifikanten Alarmsignal” für Südtirol. Die Wirkung sei extrem stark, eine korrekte Dosierung kaum möglich. “Es handelt sich um eine Bombe – viel stärker als Fentanyl”, sagte Bisignano bei einer Pressekonferenz.

Nitazen wurde ursprünglich als Schmerzmittel entwickelt

Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 29-jähriger Mann aus Bruneck, der die Substanzen im Darknet gekauft und mit Kryptowährung bezahlt haben soll. Die Carabinieri werfen ihm vor, dem später verstorbenen 28-Jährigen die tödliche Dosis überlassen zu haben. Er sei außerdem in eine Reihe weiterer Drogengeschäfte verwickelt, darunter der Import und Weiterverkauf verschiedener synthetischer Opioide.

Mehrere Postsendungen konnten laut Ermittlern abgefangen werden – sie enthielten verschiedene Formen von Nitazen, die aus Griechenland, Polen und Großbritannien stammten. Darunter befanden sich auch Substanzen, die in europäischen Datenbanken bislang nicht erfasst waren und somit erstmals in Italien registriert wurden.

Die Substanz Nitazen wurde ursprünglich in den 1950er-Jahren als Schmerzmittel entwickelt, gelangte aber nie offiziell auf den Markt. Heute wird sie über Onlineplattformen vertrieben und unter Umgehung staatlicher Kontrollsysteme gehandelt. Experten warnen seit Jahren vor der zunehmenden Verbreitung synthetischer Opioide – Nitazen könnte eine neue Welle tödlicher Drogenfälle in Europa auslösen. Es verursacht bei einer Überdosis eine schnelle Vergiftung, die zu Atemstillstand oder bleibenden neurologischen Schäden führen könne – oftmals innerhalb weniger Stunden.

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