Ex-Juwel erklärt Eintracht-„Privileg“ vor Rückkehr nach Deutschland

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Ex-Juwel erklärt Eintracht-„Privileg“ vor Rückkehr nach Deutschland

Der FSV Mainz empfängt HŠK Zrinjski Mostar. Für einen Akteur steht eine emotionale Rückkehr nach Deutschland an. Er kickte einst bei Eintracht Frankfurt.

Frankfurt/Mainz – Sieben Jahre, nachdem der Junge aus dem Bergdorf Rama nach Deutschland gegangen ist, kehrt Marijan Ćavar dorthin zurück, wo seine europäische Karriere begann. Im Trikot von HŠK Zrinjski Mostar wird Ćavar am Donnerstagabend um 21:00 Uhr auf dem Platz gegen Mainz 05 in der Conference League stehen – ein Spiel, das für ihn eine besondere emotionale Bedeutung hat.

Geboren in Prozor-Rama, machte Ćavar seine ersten Fußballschritte in lokalen Vereinen. Bereits als Teenager spielte er für HŠK Zrinjski Mostar, wo er schnell zu einem der talentiertesten Mittelfeldspieler Bosnien-Herzegowinas wurde. Seine Ruhe am Ball, Übersicht und Reife auf dem Spielfeld zogen die Aufmerksamkeit europäischer Scouts auf sich.

Ćavar-Wechsel war ein großer Transfer für den bosnischen Fußball

Im Januar 2018, im Alter von 19 Jahren, wechselte Ćavar von Zrinjski zum Eintracht Frankfurt für damals rekordverdächtige 400.000 Euro – einer der bedeutendsten Transfers im bosnisch-herzegowinischen Fußball zu dieser Zeit. In Frankfurt wurde Ćavar Teil einer der stärksten Eintracht-Generationen der modernen Ära.

Er teilte die Kabine mit Spielern wie Ante Rebić, Luka Jović, Filip Kostić, Branimir Hrgota, Mijat Gaćinović, Sébastien Haller, Makoto Hasebe, Kevin-Prince Boateng und Kapitän Kevin Trapp – Profis, deren Marktwerte zig Millionen Euro betrugen. Aus dieser Generation wechselte Luka Jović später für 63 Millionen Euro zu Real Madrid, Rebić zum AC Milan, Kostić zu Juventus.

„Mit ihnen täglich zu trainieren, war ein Privileg. Ich habe gesehen, wie sie leben und den Fußball atmen – das hat mich mehr gelehrt als jedes Spiel“, erinnert sich Ćavar im Gespräch mit Absolut Fussball, dem Fußballportal von Home of Sports. Sein Debüt gab er gegen Bayern München unter Trainer Niko Kovač und erlebte die Faszination einer der stärksten Ligen der Welt.

Nachdem Kovač zum FC Bayern gewechselt war, schlug der neue Trainer Adi Hütter vor, Ćavar auf Leihe zu schicken. So wechselte er zu NK Osijek, wo er ein Jahr spielte. Der Verein zog die Kaufoption von fast einer Million Euro nicht. Eine neue Leihe war nach Mattersburg (Österreich) geplant, doch wenige Tage vor der Unterzeichnung erreichte ihn die Nachricht: Der Verein wurde aufgrund eines großen Finanzskandals um den Präsidenten Martin Kucher aufgelöst.

Es folgte eine Phase der Unsicherheit, gefolgt von der Corona-Pandemie, währenddessen das Training auf Wohnungen und Online-Programme beschränkt war. Ćavar blieb in Frankfurt, hatte jedoch keine Gelegenheit, sein Potenzial auf dem Platz zu zeigen. Im Januar 2021 unterschrieb er bei Greuther Fürth, das um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfte.

Die Saison endete erfolgreich! Fürth stieg in die höchste deutsche Spielklasse auf, doch Ćavar entschied sich auf Empfehlung des Trainers Stefan Leitl, einen neuen Anfang zu suchen, und kehrte nach Bosnien zurück, zu NK Široki Brijeg. Im September 2024 wechselte er zu HŠK Zrinjski Mostar für knapp 200.000 Euro, inklusive einer Beteiligung am Weiterverkauf – einer der bedeutendsten Transfers innerhalb des Landes der letzten Jahre.

Nur zwei Monate nach dem Transfer, im November 2024, erlitt er einen schweren Muskelfaserriss im linken Bein. Durch eine zu frühe Rückkehr aufs Spielfeld folgte kurz darauf eine weitere Verletzung – diesmal am rechten Bein. Dies war die schwierigste Phase seiner Karriere: Monate der Rehabilitation, des Schweigens und der Selbstzweifel, aber auch ein Kampf, nicht aufzugeben.

Ex-Eintracht-Talent Ćavar gibt tiefe Einblicke

„Wenn man allein mit sich selbst ist, erkennt man, wie sehr man den Fußball liebt. Und wenn alles stillsteht, will man nur noch einmal den Rasen unter den Füßen spüren“, sagt Ćavar und betont mit einem Lächeln im Gesicht: „In Bosnien habe ich Fußball lieben gelernt, dort habe ich gelernt, was Kampfgeist und Leidenschaft für das Spiel bedeuten. Deutschland hat mir beigebracht, was Professionalismus bedeutet – Arbeit, Disziplin und Verantwortung.“

„Die Kombination beider Schulen hat mich als Spieler und Mensch geformt.“ Das Spiel zwischen Mainz 05 und Zrinjski Mostar hat für ihn daher eine besondere Bedeutung. Deutschland ist das Land, in dem seine Profikarriere begann, und nun kehrt er zurück – als reiferer, erfahrener Spieler, Führungskraft von Zrinjski und Symbol für Durchhaltevermögen. Für viele wird es nur ein weiteres Spiel in der sein.

Für Marijan Ćavar hingegen ist es die Rückkehr in das Land, in dem er nicht sein komplettes Potenzial zeigen konnte. Mit dem Underdog aus Bosnien möchte er unweit der alten Frankfurter Heimat eine Duftmarke hinterlassen. Ob es für die Startelf reicht? Der Mittelfeldmann feierte erst am Wochenende nach längerer Verletzungspause sein Comeback.

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