„Das Ende der Diktatur“
Ex-Präsident der Ukraine prophezeit Putin Probleme: Russland zerfällt in 20 Republiken
Die Zukunft für Wladimir Putin und sein Russland sieht düster aus. Davon ist der einstige ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko überzeugt.
Kiew – Den Ukraine-Krieg nutzt Kreml-Chef Wladimir Putin offensichtlich nicht nur, um seinen Machtbereich auszuweiten und den Westen als russisches Feindbild zu etablieren. Er erhofft sich sicher auch, die knapp 40 Millionen Einwohner des Nachbarlandes für sich zu vereinnahmen. Und, wie im Falle seiner russischen Landsleute gewohnt, uneingeschränkt über sie herrschen zu können.
Geht es nach Viktor Juschtschenko, droht dem russischen Präsidenten aber in seinem eigenen Land vielmehr ein Aufstand bestimmter Bevölkerungsteile. „Wladimir Putin führt das Land in die Katastrophe“, zitiert ntv den ehemaligen ukrainischen Präsidenten aus einem Termin mit mehreren europäischen Medien in Kiew.
Putin vor dem Ende? Ex-Präsident der Ukraine sieht „keine Perspektive für russische Staatlichkeit“
Mehr als 100 indigene Bevölkerungsgruppen, die in 20 Teilrepubliken der russischen Föderation leben, würden ausgebeutet werden. Doch sie würden sich angesichts der aktuellen Tragödie daran erinnern, was ihnen teils seit mehreren Jahrhunderten angetan werde. Daher würden sie schon bald „ihre eigene Wahl treffen und ihre eigenen Ziele für sich festlegen“.
Juschtschenko, der von 2005 bis 2010 ukrainischer Präsident war und in seinem erfolgreichen Wahlkampf mit Dioxin vergiftet wurde, prognostiziert den Zerfall Russlands in 20 verschiedene Republiken. „Ich sehe keine Perspektive für die russische Staatlichkeit“, sagte der 71-Jährige weiter. Denn Russland sei ein Vielvölkerstaat.
Auch ein Beispiel führte er an. „Jakutien ist eines der reichsten Gebiete Russlands. Dennoch leben zwei Drittel der Bevölkerung von Mindestlöhnen“, kritisiert Juschtschenko. Die Bodenschätze schnappt sich der Kreml ohne angemessene Gegenleistung.
Russland im Ukraine-Krieg: Juschtschenko hofft auf „Ende der Diktatur“
Putin fürchte den politischen Wandel der unterdrückten Bevölkerungsgruppen mehr als Armeen, betont der Politiker, der sein Amt an den von Russland unterstützten Wiktor Janukowytsch verlor. Er sei „davon überzeugt, dass die Unterstützung der föderalen Widerstandsbewegung in Russland etwas ist, das auf der politischen Landkarte etwas verändern kann“.
Juschtschenko moniert jedoch auch, in Russland sei seit Beginn des Zarenreichs „der Wille zur Freiheit über Jahrhunderte zerstört“ worden. Würden aber Millionen Menschen auf die Straße gehen, wäre das „definitiv das Ende der Diktatur“.
Für Putin sei der Maidan ein „Albtraumwort“. Auf jenem Platz in Kiew versammelten sich bereits viele Demonstrationen. In Erinnerung bleibt vor allem die sogenannte „Orange Revolution“ rund um die Wahl 2004, in deren Zuge Hunderttausende Ukrainer über Wochen friedlich für faire Wahlen protestierten.

Putin als Gefahr für Ukraine: „Zerstörung seines Regimes zwingend notwendig“
Über sein Land sagt Juschtschenko, es brauche mehr als die Wiederherstellung der territorialen Grenzen von 1991, internationale Sicherheitsgarantien und eine Mitgliedschaft in der EU. „Um einen Sieg zu erringen, ist die Zerstörung von Putins Regime zwingend notwendig“, erklärt er.
Erst vor einigen Wochen hatte Juschtschenko für Schlagzeilen gesorgt, als er im Interview mit dem ukrainischen Nachrichtensender Apostrophe TV forderte, die Kiewer Truppen müssten für einen Sieg bis nach Moskau marschieren. Zugleich sagte er dabei, ein Waffenstillstand entlang der aktuellen Front wäre „niemals meine Wahl“.
Selbst eine Rückkehr zur Grenze von 1991 wäre für ihn nicht genug: „Damit würden wir das größte Problem an unsere Kinder und Enkel weitergeben. Das Problem ist Moskau.“ Solange Putins Regime bestehe, könne keine Nation auf der Welt sicher leben. (Quellen: ntv, Apostrophe TV) (mg)
