Kann wirklich jeder Pilates-Trainer werden – oder bedarf es ganz spezieller Kenntnisse und Vorbedingungen? Pilates-Expertin Kristina Dietrich erklärt, worauf es bei der Ausbildung wirklich ankommt.
Was sollte man über die Pilates-Methode wissen, bevor man eine Ausbildung zum Pilates-Trainer beginnt?
Obwohl eine gute und fundierte Trainerausbildung alle wesentlichen Aspekte beinhalten sollte, die es über Pilates zu wissen gilt, gibt es doch Dinge, die man als angehender Azubi wissen sollte.
- Joseph Pilates ist der Mensch hinter der Methode – ohne ihn gäbe es “Pilates” nicht.
- Pilates-Trainer sein bedeutet, lebenslang lernen zu wollen, gerne auch Schülerin bzw. Schüler zu bleiben.
- Die Methode lebt auch durch immer wieder kehrende Selbstpraxis und das Rekapitulieren der Inhalte.
- Pilates ist kein Fitnesskonzept, sondern eine Prinzipien-geleitete Methode.
- Joseph Pilates entwickelte neben dem sehr bekannten Matten-Programm viele Pilates-Geräte – größere und kleinere, die ebenso schon seit jeher zur Methode gehören.
- Unterrichten ist nicht gleich Übungen anleiten.
Über die Expertin
Kristina Dietrich ist zertifizierte Bewegungspädagogin für die Pilates-Methode, Fascial Fitness Trainerin und Advanced Barre Workout Trainerin. Sie eröffnete 2015 ihr Studio „Die Pilatisten“ in Leipzig und ist seit 2020 Vizepräsidentin des Deutschen Pilates Verbandes. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Training bei Osteoporose, wozu sie 2023 das Buch „Pilates gegen Osteoporose“ veröffentlichte. Kristina Dietrich bildet Trainerinnen und Trainer aus und ist regelmäßig als Expertin im MDR zu sehen.
Welche Karriereperspektiven bietet eine Ausbildung zum Pilates-Trainer?
Absolventen einer fundierten und ganzheitlichen Ausbildung werden zum eigenständigen Durchführen von Matten- oder Gerätetraining nach der Pilates-Methode in Kleingruppen oder im Einzelsetting befähigt. Diese können in einem richtigen Pilates-Studio stattfinden oder bei örtlichen Sportvereinen, in Physiotherapie- oder anderen Gesundheitspraxen oder Trägern für Prävention und Gesunderhaltung. Da Pilates in den letzten Jahren eine völlig neue Bekanntheit erfährt, bieten sich sehr gute Karriereperspektiven für Trainerinnen und Trainer überall auf der Welt.
Ist Anatomiewissen unumgänglich, um Pilates-Trainer zu werden?
Gute Kenntnisse der Anatomie sind wichtig, um die Pilates-Methode in ihrer Tiefe zu verstehen und effektiv weiterzugeben. Die Übungen im Pilates zielen darauf ab, den Körper gezielt zu stärken, die Haltung zu verbessern und das Gleichgewicht zwischen Kraft und Flexibilität herzustellen. Um dies sicher und erfolgreich umzusetzen, ist es notwendig, die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu kennen und zu verstehen.
Anatomiekenntnisse ermöglichen es einem Trainer, die Bewegungsabläufe präzise anzuleiten und individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen. Sie helfen zudem dabei, an Fehlhaltungen oder muskulären Dysbalancen gezielt zu arbeiten. Ohne dieses Wissen besteht das Risiko, Übungen falsch auszuführen oder potenzielle Verletzungen nicht rechtzeitig zu erkennen.
Darüber hinaus bildet ein solides Verständnis der Anatomie die Grundlage für die Anpassung von Übungen an unterschiedliche körperliche Voraussetzungen. Ob Anfänger oder Fortgeschrittene, Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder Einschränkungen – nur wer versteht, wie Muskeln, Gelenke und Knochen zusammenarbeiten, kann ein sicheres und effektives Training gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer als Pilates-Trainer erfolgreich sein möchte, kommt um ein gutes anatomisches Grundwissen nicht herum. Es ist der Schlüssel zur korrekten Anwendung der Methode und zur individuellen Betreuung der Teilnehmer.
Muss ich selbst sehr gelenkig und sportlich sein, um Pilates-Trainer zu werden?
Nein, das ist keinesfalls notwendig. Um Pilates-Trainerin oder -Trainer zu werden, kommt es weniger auf außergewöhnliche Gelenkigkeit oder sportliche Höchstleistungen an, sondern vielmehr auf ein fundiertes Verständnis der Pilates-Methode, eine präzise Technik und die Fähigkeit, diese effektiv weiterzugeben.
Viel wichtiger als die eigene körperliche Fitness ist die Bereitschaft, sich intensiv mit der Theorie und Praxis von Pilates auseinanderzusetzen und ein gutes Gespür für die Bedürfnisse und Möglichkeiten der eigenen Kursteilnehmenden zu entwickeln.
Ein gewisses Maß an körperlicher Fitness und Beweglichkeit kann sicherlich hilfreich sein, um Übungen korrekt vorzuführen und ein Vorbild für die Teilnehmenden zu sein. Doch auch ohne akrobatische Fähigkeiten kannst du ein hervorragender Trainer oder eine hervorragende Trainerin werden. Entscheidend ist deine Fähigkeit, andere Menschen zu motivieren, individuell auf sie einzugehen und sie sicher durch die Übungen zu führen.
Pilates lebt von Präzision, Körperbewusstsein und einer klaren Anleitung – Eigenschaften, die unabhängig von deiner eigenen Sportlichkeit entwickelt werden können. Die Ausbildung zum Pilates-Trainer vermittelt dir alle notwendigen Kenntnisse in Anatomie, aber eben auch die nötige Methodik und Didaktik. Mit Engagement und Leidenschaft kannst du so auch ohne außergewöhnliche Gelenkigkeit erfolgreich in diesem Berufsfeld arbeiten.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.
