Exzellenter Neustart der Rotisserie Weingrün mit Jolesch-Faktor

Schon beim Blick von außen durch die großen Fenster wird uns klar, dass Renate Dengg und Max Setrak vom Jolesch genau wissen, was sie tun: Mit wenigen Änderungen haben sie die Rotisserie Weingrün in ein modernes Lokal verwandelt, das den historischen Charme mit klarer Ästhetik verbindet. Die vielen Bilder, Flaschen und Accessoires sind verschwunden, die bis zur Übernahme des Duos im Mai hier für Atmosphäre sorgen sollten. Nun kommen die zeitlosen Holzdesigns der Tische und Stühle besser zur Geltung, die leicht glänzende, grüne Betonoptik der Wände wirkt eleganter, die Ziegeldecke scheint fast höher und der Raum zeigt sich offener. Beim Betreten empfängt uns dann der Mix aus Herzlichkeit und professionellem Gastgebertum, der uns schon im Kreuzberger Restaurant Jolesch gut gefällt.

Schnell sind wir – ohne Mantel, der uns direkt galant abgenommen wurde – am Platz, die Wassergläser werden gefüllt und der Service nimmt sich Zeit, unsere Fragen zur Karte zu beantworten und bei der Auswahl mit Empfehlungen zu helfen. Wir starten schließlich mit einem erfrischenden French Negroni (12 Euro) und Gin Fizz (21 Euro) in den Abend. Als Vorspeise haben wir uns für das ofenfrische Rosmarinbrot (4 Euro), den Rote Bete Salat (17 Euro) und Ceviche vom Ostseelachs (18 Euro) entschieden. Vom zarten Fisch, der durch das Radieschen-Kimchi und den Koriander eine asiatische Note erfährt, über die cremige Burrata, die mit der Rote Bete und dem Feldsalat zu einer aromatischen Einheit verschmilzt, bis zum fluffigen Brot ist der Auftakt mehr als gelungen. So viel ist klar: Der Ansatz der gehobenen Küche, den Beltle etabliert hatte, bleibt. Die Kombinationen der Zutaten sind modern und kreativ. Küchenchef Tobias Janzen, der auch die österreichische Küche im Jolesch verantwortet, bedient sich dafür hier gern an internationalen Ideen.

Als Zwischengang begeistert uns die Hühner-Bolognese Nº 5 (14 Euro). Mit dem italienischen Pasta-Urgestein hat diese Variation nichts gemein. Hier stehen Udon-Nudeln im Zentrum, die die Sojasauce und ein Eigelb wunderbar aufnehmen. Gochujang sorgt für eine angenehme Schärfe, die mit dem Umami der Shiitake-Pilze kooperiert. Der Koriander setzt frische Akzente. Die einzige Herausforderung ist es für den Gast, möglichst von allem etwas auf die Gabel zu bekommen, aber wer sich bemüht, wird geschmackreich belohnt.

Als Hauptspeise steht natürlich die Flammenwand im Fokus, schließlich sind wir in einer Rotisserie. Das Rinderfilet (150 Gramm für 28 Euro) kommt wie gewünscht medium-rare perfekt gegart auf den Tisch. Die feinen Röstaromen unterstreicht am besten die schlichte Café de Paris Butter (4 Euro). Außerdem lassen wir uns die halbe Barbarie Ente (27 Euro) bringen, die auf der Zunge zergeht. Hierzu wurde uns zurecht die Hühnerjus empfohlen. Als Beilagen genießen wir knusprige Pommes Frites mit Trüffel-Mayonnaise (12 Euro), am frisch gehobelten Trüffel wurde nicht gespart, und gegrilltes Gemüse (10 Euro). Wer lieber vegetarisch oder vegan isst, wird sich über die gegrillte Aubergine mit gepufftem Reis, Cherrytomaten und frischen Kräutern freuen (19 Euro). Die Käsespätzle (18 Euro) am Nebentisch sahen auch sehr einladend aus. Wir müssen also auf jeden Fall bald wiederkommen, um uns durch die abwechslungsreiche Karte zu probieren.

Übrigens gibt es auch gut 100 Positionen aus Deutschland, Frankreich und Österreich auf der Weinkarte, die galant die Speisen begleiten – von zart bis kräftig. Neu ist die Möglichkeit, das Essen mit spannenden Cocktails und feinen Drinks zu pairen. Auch alkoholfreie Alternativen werden hausgemacht. Zu gern hätten wir mit einem Espresso-Martini den Abend abgeschlossen, aber es ist Dienstag und der arbeitsreiche Mittwoch mahnt uns zur Vernunft. Wir trösten uns mit sehr gutem Espresso und einer Kugel Kürbiskernöl-Eis. Dass am nächsten Tag kein Wochenende ansteht, scheint die anderen Gäste nicht so sehr zu stören. Alle Tische sind belegt, das Publikum ist gemischt – von Familien über alleinsitzende Business-Menschen und Touristen bis zu Szenegänger ist alles vertreten. Die neue Rotisserie Weingrün ist eben ein Wohlfühlort mit wirklich sehr gutem Essen. Heißt: Reservieren nicht vergessen!

Rotisserie Weingrün

Gertraudenstraße 10-12

10178 Berlin

Webseite: Rotisserie Weingrün

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