Ferienjob mit grünem Daumen hilft nicht nur dem Führerschein

Ferien mal anders

Ferienjob mit grünem Daumen hilft nicht nur dem Führerschein

Gemeinde bietet seit Jahrzehnten mehr als einen Zuverdienst: Beim Unkrautzupfen und Assistenz an der Hecke gibt es auch viel wertvolle Lebenserfahrung.

Lippetal – Im Sand hat das Unkraut nichts zu suchen. Deshalb geht Paul Chwiolka auf die Knie und bereitet den grünen Ausreißern mit einem Jätfinger den Garaus. Er macht das zum ersten Mal. Während andere Schulkameraden die Ferien zum Chillen oder Reisen nutzen, schnappt sich der 16-Jährige jeden Morgen um 7 Uhr Hacke und Forke und schwärmt in die öffentlichen Grünflächen aus. Heute macht er mit drei Ferienjobbern am Spielplatz im Wohngebiet Beckkamp Station. Ein weiterer hilft anderswo beim Heckenschneiden.

Ferienjob mit grünem Daumen hilft nicht nur dem Führerschein

Zu zweit packen sie ein paar Meter weiter die Matten unter den Schaukeln mit den Handschuhen. Ute Lohmann hilft einem ihrer Schützlinge dabei, den Fallschutz wieder aus den festgetretenen Tiefen zu befreien. Seit 25 Jahren arbeitet sie, übrigens als einzige Frau, beim Bauhof und nimmt, wie sie sagt, „seit Ewigkeiten“ Ferienjobber unter ihre Fittiche. Sie leitet sie an, zeigt ihnen, was wo genau zu tun ist. „Diese Truppe hier ist richtig motiviert, das macht Spaß“, sagt sie. Selten erlebt sie anderes, denn die Ferienjobs bei der Gemeinde sind begehrt. „Die arbeiten schon gut als Team zusammen und verstehen sich auch als Gruppe“, beobachtet sie, wie gerade einer dem anderen dabei hilft, den hartnäckigen Bewuchs auf den Gehwegen unter Kontrolle zu bekommen.

Paul gibt zwar zu, dass der Einsatz manchmal ganz schön anstrengend wird, und dass es mit den vielen Regenschauern auch nicht immer so viel Spaß macht. Das Geld, das er hier verdient, kann er aber gut gebrauchen: „Ich verdiene für den Führerschein etwas dazu, der ist nämlich ganz schön teuer“, sagt er. Seine Eltern haben ihn auf die Idee gebracht, weil sie das Angebot im Internet entdeckt haben. Lotta Pendzialek ist heute die einzige junge Frau in der Gruppe und hat es mit dem Unkraut unter der Tischtennisplatte des Spielplatzes zu tun. Sie ringt aus demselben Grund mit der großen Hacke und dem grünen Übel in den schmalen Ritzen zwischen den Pflastersteinen: „Ich mache auch gerade den Führerschein und kann das Geld gut gebrauchen“, sagt sie. Freunde haben ihr den Tipp gegeben.

Ferienjobs bei der Gemeinde haben schon lange Tradition

Ferienjobs mit Mehrwert

Bei der Gemeinde können sich alle für einen Ferienjob bewerben, die mindestens 16 Jahre alt sind. Jobs in der Pflege der öffentlichen Grünflächen, aber auch an den Schulen, werden in den Oster-, Sommer- und Herbstferien angeboten. „Im Sommer fällt besonders in den Beeten und Gehölzflächen viel Arbeit an, da sind wir froh über die Unterstützung“, beschreibt es Bauhofleiter Sven Streffing. Wer hier von 7 bis 16 Uhr inklusive Mittagspause mitwirken will, benötigt nur eine kurze Bewerbung bei der Gemeinde. Das Konzept macht übrigens Schule: Von der Gemeinde Möhnesee kam jetzt eine Anfrage an den Bauhof, weil man hier ähnliches umsetzen möchte. Weitere Infos gibt es auf der Homepage der Gemeinde unter Dienstleistungen A-Z.

Elisabeth Goldstein ist begeistert vom geballten Einsatz. Sie ist Leiterin des Bauamts, damit auch für den Bauhof verantwortlich und weiß, „dass wir dieses Angebot für Ferienjobs schon seit Jahrzehnten machen“. Damit schafft die Gemeinde eine Win-win-Situation: „Uns helfen die jungen Leute enorm, denn wir haben viele öffentliche Grünflächen“, sagt sie. „Ganz nebenbei verdienen sich unsere Helfer etwas dazu und lernen auch einiges – auch die Wertschätzung für diese Arbeit, die auch anstrengend sein kann.“ Und sie ergänzt: „Hier gibt es auch einige Erfahrungen fürs Leben.“ Sven Streffing weiß als Leiter des Bauhofes die Ferien-Unterstützung nicht minder zu schätzen: „Wir haben allein 40 Spielplätze, das wäre oft gar nicht zu schaffen.“

Vom Führerschein bis zum eigenen Auto durchjäten

Tim-Conner Großmann ist schon ein „alter Hase“ unter den Ferienjobbern, ist zum vierten Mal in den Ferien im Einsatz. Diesmal macht er gleich die vollen zwei Wochen mit. „Anfangs ging es mir auch um die Finanzierung des Führerscheins“, erzählt der 17-Jährige. „Inzwischen spare ich fürs Auto“, sagt er lachend. „Das hier ist eine ganz normale Arbeit und eine gute Gelegenheit, etwas dazuzuverdienen“, sagt er. „Außerdem lernt man hier auch andere kennen“, ergänzt er.

Doch jetzt ist nicht mehr viel Zeit zum Reden. Der Spielplatz muss fertig werden, denn gerade in den Ferien wollen die Kinder dort spielen. Und das ist nebenbei noch ein Aspekt ihrer Arbeit: Sie sorgen dafür, dass dieser und andere Plätze sicher bleiben. Auch dann, wenn sie auf den Gehwegen einfach nur Laub fegen oder Unkraut entfernen.

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