Firmenverbund will Toplieferant der Rüstungsindustrie werden + Sachsen arbeiten relativ selten im Homeoffice + Birkenstock plant Millioneninvestition

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die Aufregung ist groß. Die Autobranche könnte vor einer neuen Chipkrise stehen. Davor warnte zumindest der Verband der Automobilindustrie, auch wenn Volkswagen dementierte, dass die Produktion im Stammwerk in Wolfsburg morgen ruht, weil es keine Halbleiter vom niederländischen Nexperia gibt. Das hätte andere Gründe, hieß es.

Fakt ist jedoch, die geopolitischen Verwerfungen und die Handelskonflikte mit China wirken sich zunehmend auf die Chipindustrie in Europa aus. Die niederländische Regierung hat die Kontrolle bei Nexperia übernommen, um den Transfer wichtiger Technologien an den chinesischen Mutterkonzern Wingtech zu verhindern. China reagierte mit einem Exportstopp für die Chips.

Die Halbleiterei in Dresden bekommt die Absatzschwäche beim Verkauf deutscher Autos „nicht so doll“ zu spüren, beruhigte Globalfoundries-Standortleiter Manfred Horstmann auf einer Veranstaltung in Dresden.

Der Grund: Es werden immer mehr Chips im Auto. Waren es früher nur 100 bis 200 Halbleiter, kommen mittlerweile 1500 zum Einsatz. Auch wenn die größten Kunden der Dresdner Chipfabriken alle aus der Autoindustrie kommen, ist die Branche optimistisch und sieht sich gut gerüstet für die Zukunft.

Für die sächsische Stahlbranche gilt das leider nicht. Sie leidet vor allen unter hohen Energiekosten, aber auch unter der schlechten Wirtschaftslage in Deutschland und der Konkurrenz aus China. Anfang der Woche hatte Wirtschaftsminister Dirk Panter zum vierten sächsischen Stahlgipfel nach Freital eingeladen. Mein Kollege Gianluca Siska verfolgte das Treffen und hat die Ergebnisse zusammengefasst. Bei vielen Forderungen kommt es auf den Bund an oder die Europäische Kommission. Die Landesregierung kann nur den politischen Druck verstärken.

Wie man mit Krisen umgehen kann, das zeigt Nadine Schmieder-Galfe. Einst die beste Gründerin Sachsens, muss sie die Insolvenz ihrer Biotech-Firma managen. Meine Kollegin Luisa Zenker hat sie zum Gespräch getroffen. „Aufstehen. Krone richten. Weitermachen“, ist ihre Devise.

Das müssen wir uns alle immer wieder sagen. Starten Sie gut in den Tag und bleiben Sie uns gewogen.

Das Wichtigste aus Sachsens Wirtschaft

zusammengestellt von Tobias Winzer

Sächsischer Firmenverbund will Toplieferant der Rüstungsindustrie werden

Bislang weitgehend unbemerkt in der Öffentlichkeit soll in Sachsen mithilfe eines niederländischen Finanzinvestors der größte Systemlieferant der europäischen Rüstungs- und Industrietechnologie entstehen. Es handelt sich dabei um die im Juli dieses Jahres gegründete Omega Defense und Industrial Technologies GmbH. Sie hat mehr als 400 Beschäftigte und ihren Sitz in Limbach-Oberfrohna. Erklärtes Ziel ist der „Aufbau eines führenden paneuropäischen Systemlieferanten für den Industrietechnik- und Verteidigungssektor“.

Aktivrente: Sachsens Handwerk begrüßt Pläne der Bundesregierung

Bis 2039 geht mit den Babyboomern jeder dritte Arbeitnehmer in Rente. Die Bundesregierung will nun mit der Aktivrente mehr Beschäftigte halten. Doch geht das im Handwerk? „Die Menschen länger im Beruf zu halten, das muss unser Ziel sein“, sagt der deutsche Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Der Dachdeckermeister nimmt wahr, dass mehr und mehr Meister auch nach Eintritt in den Ruhestand dem Betrieb treu bleiben und stundenweise weiterarbeiten – beispielsweise, um Brötchen auszutragen. Die von der Bundesregierung beschlossene Aktivrente sei daher ein richtiger Schritt, so Dittrich. Hagen Rießmann von der Handwerkskammer Leipzig fordert dabei aber Flexibilität und Augenmaß.

Stahlgipfel: Wirtschaftsminister fordert Hilfe von Bund und EU

Die Vertreter der sächsischen Stahlindustrie, der Landespolitik und der IG Metall sind sich einig: Es besteht akuter Handlungsbedarf. Die Gründe: explodierende Energiekosten, hoher Konkurrenzdruck aus dem Ausland und eine rückläufige Auftragslage. So stellt sich das Bild nach dem vierten sächsischen Stahlgipfel in Freital dar. Auf dem Gelände der BGH Edelstahl GmbH tagten für mehrere Stunden Industrie und Politik. Das Ergebnis: ein Positionspapier mit der Forderung eines gedeckelten Industriestrompreises, Verlängerung der Strompreiskompensation und neue Handelsschutzmaßnahmen durch die Europäische Union.

Homeoffice: Sachsen arbeiten relativ selten von Zuhause aus

Nur etwa jeder sechste Arbeitnehmer und Beamte in Sachsen hat 2024 mindestens einen Tag im Homeoffice gearbeitet. Mit einem Anteil von 16,1 Prozent der abhängig Beschäftigten (ohne Auszubildende) lag der Freistaat deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 22,7 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Im bundesweiten Vergleich verzeichneten die Stadtstaaten Hamburg (35,6 Prozent) und Berlin (31,2 Prozent) die höchsten Homeoffice-Quoten. Noch unter der Quote von Sachsen lagen Mecklenburg-Vorpommern (14,1 Prozent), Thüringen (13,5 Prozent) und Sachsen-Anhalt (10,9 Prozent).

Köpfe & Karrieren

Die Biotechnologin Nadine Schmieder-Galfe wurde vor wenigen Jahren als beste Gründerin Sachsens ausgezeichnet. Jetzt muss die Dresdnerin ein Hightech-Start-up in die Insolvenz verabschieden. „Es war im ersten Moment eine Katastrophe“, gibt sie zu. „Aber“, setzt sie nach, „im Bio-Tech-Bereich gehört Scheitern dazu. Man muss dann aufstehen. Krone richten. Weitermachen.“ Kritisch blickt sie aber auf die Rolle der Stadt Dresden.

Seine Mails sind legendär, meist ein bisschen bunt, in vielen Großbuchstaben und mit kurzem Gruß vom Seilermeister. So ist Helmut Goltz: klar, direkt. Nun ist er 70 Jahre alt geworden, noch immer aktiv in seiner Firma, der Hanf- und Drahtseilerei Görlitz, in der Görlitzer Politik als Stadtrat und als Unternehmer im CDU-Wirtschaftsrat Sachsen oder als Vorsitzender des Unternehmerverbandes Görlitz.

Für die Einkaufszentren PEP Torgau und Riesapark wird derzeit ein neuer Centermanager gesucht. Das geht aus Stellenausschreibungen hervor, die das Unternehmen Jagdfeld Real Estate veröffentlicht hat. Auf Nachfrage bestätigte ein Jagdfeld-Sprecher, dass der zuletzt für die Einkaufszentren verantwortliche Gerrit Haaß das Unternehmen verlassen hat. Bis eine Nachfolge gefunden sei, übernehme Michael Bünnagel, Head of Center- & Propertymanagement, seine Aufgaben.

Autoland Sachsen

Oliver Blume tritt Ende des Jahres als Porsche-Chef zurück, um sich voll auf seine Position als Vorstandschef bei Volkswagen zu konzentrieren. Zugleich hat der Porsche-Aufsichtsrat den früheren McLaren-Chef Michael Leiters zu Blumes Nachfolger bei dem Stuttgarter Autobauer bestimmt. In Leipzig schaut man mit Hoffen und Bangen auf die personelle Entscheidung und die Zukunft des Standortes. Blume gilt als ein Manager, der sich bestens auskennt im Werk, bei sächsischen Zulieferern und Partnern. Die Personalie fällt in eine Zeit, in der man in Leipzig sehnsüchtig auf den Zuschlag für ein neues Modell wartet.

Masterplan Südwestsachsen – so heißt eine groß angelegte Strategie, mit der Sachsen den Strukturwandel in seiner Automobil- und Zulieferindustrie bewältigen will. Er soll von den Landkreisen Mittelsachsen, Erzgebirge, Vogtland und Zwickau sowie der Stadt Chemnitz gemeinsam mit regionalen Partnern und Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft erarbeitet werden. Damit der Plan bis Ende 2026 vorliegen kann, werden jetzt auf Landesebene die Voraussetzungen geschaffen. Die Freie Presse berichtet.

Der Münchner Autobauer BMW hat kürzlich entschieden, ab 2028 alle BMW-Neuwagen bei der Auslieferung mit den E-Fuels des Chemnitzer Unternehmens CAC zu befüllen. CAC arbeitet an einer ersten Großanlage zur Gewinnung von synthetischem Benzin in Steyerberg (Niedersachsen). Darin sollen in der ersten Ausbaustufe 70 Millionen Liter dieser E-Fuels hergestellt werden. Die entsprechende Demonstrationsanlage mit der CAC-Technologie läuft seit 15 Jahren auf dem Gelände der TU Bergakademie Freiberg. Die Freie Presse berichtet.

Aus den Unternehmen

Globalfoundries (GF) ist der größte Halbleiterproduzent Deutschlands, wenn man die reine Auftragsfertigung betrachtet. Das Werk in Dresden, eine sogenannte „Foundry”, produziert Chips im Auftrag anderer Unternehmen. Mit 3000 Beschäftigten aus 50 Nationen und 170 Auszubildenden gehört es zu den größten Chipfabriken Europas. GF ist damit einer der größten privaten Arbeitgeber in der Region – und das tarifgebunden. Die Tarifgehälter im Schichtdienst beginnen für Techniker zum Berufseinstieg bei circa 2900 Euro.

Weitere News aus den Unternehmen

Der Schuhhersteller Birkenstock wird sich im Wittichenauer Ortsteil Brischko ansiedeln. Der weltweit agierende Konzern übernimmt das Gelände des ehemaligen Maja-Möbelwerkes, in dem bis Ende 2023 Möbelstücke zum Selbstaufbau gefertigt wurden. Das hat das Unternehmen nun bestätigt. Birkenstock spricht bei dem Vorhaben von Investitionen in Millionenhöhe.

Nach Rekordumsätzen während der Corona-Pandemie kämpfen inzwischen viele Fahrradhändler mit Absatzproblemen. Die Dresdner E-Commerce-Fahrradplattform Bike24 behauptet sich nach eigenen Angaben auch in einem „angespannten Marktumfeld“. Wie das Unternehmen mitteilt, liege die Umsatzentwicklung im aktuellen Geschäftsjahr auf einem hohen Niveau. Sowohl das dritte Quartal 2025 als auch die aktuellen Umsätze zeigten eine erhöhte Dynamik.

Am Mittwoch haben Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Dresden acht Wohn- und Geschäftsräume in Dresden durchsucht. Diese stehen im Zusammenhang mit Insolvenzen und Betrugsvorwürfen rund um den einstigen Recycling- und Technologiekonzern Biofabrik. Die Ermittlungen richten sich gegen drei deutsche Beschuldigte im Alter von 49, 51 und 61 Jahren. Dem Trio werde banden- und geschäftsmäßiger Betrug vorgeworfen, heißt es.

Nach der von der Gewerkschaft IGBCE initiierten Mahnwache am Glaswerk von O-I Glasspack in Bernsdorf trafen sich Werksleitung, Gewerkschaft und Betriebsrat. „Die Verhandlungen gehen weiter“, informierte Bürgermeister Harry Habel (CDU) in einer Sitzung des Bernsdorfer Stadtrates, ohne weitere Details zu nennen. Allein den Fakt, dass weiter verhandelt wird, wertet er als ein „positives Signal“, wie er erklärte.

88 Jahre nach der Gründung und nach 80 Jahren in Bad Gottleuba ist die Firma Kolibri seit September insolvent. Der Hersteller von hauptsächlich Unterschriftsmappen und Aktenordnern muss sich bis zur ersten Gläubigerversammlung Ende November stabilisieren.

In Bautzen wächst Schuh-Haaser zum Rundum-Dienstleister für Fußgesundheit. Zwischen Werkbank und Behandlungsstuhl schreiben Clemens und Martin Haaser die Familiengeschichte weiter. In Rekordbauzeit von nur vier Monaten wurde zu Beginn des Jahres ein ehemaliger Aldi-Markt in ein großes Orthopädieschuhtechnik-Zentrum verwandelt.

Die MK-Dienstleistungen fanden in Heidenau, was sie in Dresden vergeblich suchten: Platz für einen neuen Firmensitz. Zwei Lagerhallen inklusive Büro- und Sozialbau entstehen. Ein Teil wird vermietet, ein Teil als neuer Firmenstandort selbst genutzt, sagt Geschäftsführer Maximilian Klopsch.

Nach rund zwei Jahren Bauzeit eröffnet eine neue Herrnhuter-Sterne-Welt gleich neben dem eigentlichen Manufakturgebäude: Das große, moderne Gebäude wird neben einigen Lager- und Produktionsräumen vor allem eines beherbergen: das DekoHaus. So nennt das Unternehmen die neue, große Version des bisherigen Dekostübchens.

Aus den Regionen

Fast 20 Prozent weniger Abflüge ab Leipzig, rund 10 Prozent weniger ab Dresden: Der Winterflugplan fällt an den mitteldeutschen Flughäfen in diesem Jahr kleiner aus als im Vorjahr. Der Raum Leipzig-Halle muss in Sachen Anbindung gleich mehrere Rückschläge verkraften. Die tägliche München-Verbindung, die im vergangenen Winter noch existierte, fehlt auch in den nächsten Monaten – bereits im Sommer war sie gestrichen worden. Auch andere Airlines setzen den Rotstift an.

Weitere News aus den Regionen

Aus Forschung und Start-Ups

Eine der bedeutendsten Auszeichnungen weltweit für besonders nachhaltige Forschungen und Anwendungen geht jetzt an einen Dresdner Wissenschaftler. Professor Manfred Curbach, jahrelanger Direktor des Instituts für Massivbau an der TU Dresden, bekommt den Award des Nobel Sustainability Trust. Geehrt wird damit die jahrzehntelange Forschung an Textilbeton und später Carbonbeton sowie die Anwendung nun in den ersten Bauwerken. Es geht dabei vor allem um die Führungsrolle bei der Umsetzung der neuen Bautechnologie. Für Curbach selbst kam die Entscheidung ziemlich überraschend.

Weitere News aus Forschung und Start-ups

Das Dresdner Kosmetik-Start-up Nicama und das Traditionshaus Charlotte Meentzen mit Sitz in Radeberg bündeln die Kräfte. Das Ergebnis der Kooperation sind zwei feste Duschseifen in den Gerüchen Sanddorn-Orange und Kamille-Lavendel. Die Produkte sind eine Vermischung der beiden Unternehmen: Nicamas Expertise mit fester Naturkosmetik und Meentzens Praktik der CO₂-Extraktion.

Der markante Beyer-Bau mit dem Turm des Lohrmann-Observatoriums ist das Wahrzeichen der Technischen Universität Dresden. Seit 2018 wurde der 1913 in Betrieb gegangene Beyer-Bau umfangreich saniert. Nun sind die Bauarbeiten beendet. Die Schwierigkeiten lagen nicht nur im verrotteten Beton und Stahlbeton des Turms, sondern auch in unterdimensionierten Fundamenten, Schadstoffen wie Quecksilber im Gebäude oder nicht mehr tragfähigen Decken.

Die in.hub GmbH aus Chemnitz hat erfolgreich eine Finanzierungsrunde in siebenstelliger Höhe abgeschlossen. Neben dem bisherigen Investor, der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen, beteiligt sich nun auch die SBG – Sächsische Beteiligungsgesellschaft im Rahmen des Programms Innovationskapital Sachsen an dem Unternehmen. Damit soll das Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden, heißt es aus dem Unternehmen.

Meistgelesen

„Wir zählen keine Köpfe“ – Unternehmen verteidigt umstrittene Stromtrasse bei Dresden

Mit dem Ausbau der Chipindustrie steigt der Strombedarf im Dresdner Norden. Eine neue 380-kV-Leitung mit Umspannwerk ist geplant – das sorgt im Umland für Unruhe. Zwei Verantwortliche von 50Hertz stellen sich im Interview den Fragen.

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