Mit dem Helio Strap hat Amazfit eine günstigere Alternative zum Whoop-Band auf den Markt gebracht, die ebenfalls ganz ohne Display auskommt.
Während Whoop sein Fitness-Armband mittlerweile in Version 5.0 veröffentlicht hat, ruft der Erfolg des Wearables auch Nachahmer auf den Plan. Amazfit hat mit dem Helio Strap ebenfalls ein Gerät auf den Markt gebracht, das rein äußerlich eine frappierende Ähnlichkeit zum US-amerikanischen Vorbild aufweist. Der große Unterschied: Während für Whoop ein kostenpflichtiges, monatliches Abo mit einer Mindestlaufzeit von 12 Monaten fällig wird, zahlt man für den Helio Strap nur einmalig.
Damit geht Amazfit direkt einen der großen Kritikpunkte am Whoop-Armband an. Wie sieht es jedoch bei der praktischen Nutzung aus? Was der Helio Strap taugt und ob es das Armband mit der Konkurrenz von Whoop aufnehmen kann, zeigen wir im Test.
Design und Bedienung
Wer das Whoop 5.0 und den Amazfit Helio Strap direkt nebeneinander legt, erkennt auf den ersten Blick nur marginale Unterschiede beim Design. Wie das Whoop verzichtet auch der Helio Strap auf ein Display und besteht nur aus einem gummierten Stoffarmband sowie dem Tracker in einem schlichten, schwarzen Gehäuse. Als Sensoren verfügt der Helio Strap über fünf Photodioden und zwei LEDs, die biometrische Daten wie Puls, Blutsauerstoffsättigung und Temperatur messen.
Anders als beim Whoop-Band ist beim Helio Strap kein drahtloses Akku-Ladepack enthalten. Amazfit legt dem Gerät lediglich eine Ladeschale (ohne Kabel) bei. Auch beim Armband gibt es Unterschiede: Während Whoop auf ein gewebtes Stoffarmband mit Bügelmechanismus setzt, kommt bei Amazfit ein leicht dehnbares Stoffarmband mit Klettverschluss zum Einsatz. Der Mechanismus funktioniert beim Helio Strap aber einwandfrei und sorgt dafür, dass sich das Armband im Alltag sehr angenehm trägt. Allerdings ist das im Lieferumfang enthaltene Armband ziemlich kurz – wer den Helio Strap etwa am Oberarm tragen möchte, stößt als gut trainierte Person schnell an seine Grenzen.
Der Amazfit Helio Strap ist übrigens bis 5 ATM wasserdicht und übersteht demzufolge ein Eintauchen in bis zu 50 Metern Wassertiefe. Damit lässt sich der Tracker auch unter der Dusche oder beim Schwimmen problemlos tragen. Ausgiebige Tauchgänge sollte man allerdings vermeiden.
Einrichtung und App
Gegenüber Whoop hat Amazfit beim Helio Strap einen ganz klaren Vorteil: Der Tracker ist „Buy to Use“, sprich: Wie bei den meisten anderen Fitnessarmbändern und -Uhren auch kauft man das Gerät einmalig und kann es dann ohne zusätzlich entstehende Kosten verwenden. Dementsprechend kann man mit dem Helio Strap auch umgehend loslegen, nachdem man ihn via Bluetooth mit dem Smartphone und der Zepp-App koppelt.
Die Einrichtung des Amazfit Helio Strap dauert nur wenige Minuten und ist wie bei anderen Amazfit-Geräten auch gewohnt einfach. Mit dem Helio Strap an das Ladegerät angeschlossen, muss man die Geräteerkennung in der App starten. Dadurch koppelt man das Armband und das Smartphone. Danach stehen Updates parat, die man aufspielen sollte.
Die App selbst erlaubt eine umfangreiche Konfiguration des Helio Straps. Aktivierbar sind verschiedene Funktionen wie die Herzfrequenz- und Schlafüberwachung, die Warnung vor hohem oder niedrigem Puls sowie die Stress- und Blutsauerstoffmessung. Beim Puls können wir sogar festlegen, ab welcher Herzfrequenz uns das Armband informieren soll (zum Beispiel 150 Schläge pro Minute bei hoher und 40 Schläge bei niedriger Herzfrequenz).
Die App bietet außerdem diverse Möglichkeiten, den Überblick über die Gesundheits- und Fitnessdaten zu behalten. Daten wie Puls, Herzfrequenzvariabilität, Schlaf, Temperatur, PAI und Ernährung lassen sich über die App aufzeichnen. Schritte, Kalorien und Stresslevel werden ebenfalls angezeigt. Ähnlich wie Whoop berechnet der Helio Strap zudem basierend auf unseren Trainings- und Schlafdaten den sogenannten Biocharge-Wert, der unseren allgemeinen körperlichen Zustand beziehungsweise das Energielevel beschreibt.
Aktivität und Training
Wie Whoop misst auch der Helio Strap unsere tägliche Belastung durch Aktivität und Training, um diese dann auf einer Skala zu bewerten. Anders als Whoop setzt Amazfit dabei auf den klassischen Bereich von 0 bis 100 Punkten, wobei sich der Wert aus der Analyse biometrischer Daten wie Herzfrequenz, Blutsauerstoff sowie Temperatur unter Berücksichtigung unseres Trainings- und Schlafverhaltens zusammensetzt.
Wie bei Whoop gibt es beim Helio Strap einen Stress-Monitor. Dieser bewertet auf einer Skala von 0 bis 100 in vier Stufen unser Stresslevel. Das funktioniert in unserem Test gut: Das Armband liefert glaubwürdige Ergebnisse und bewertet Sitzen am Computer etwa mit 47 Punkten im unteren „normalen“ Bereich. Eine zehnminütige Meditation erfasst der Helio Strap korrekt als „entspannt“ mit 30 Punkten, während uns der Tracker bei einem HIIT-Training einen „hohen“ Stresslevel mit 83 Punkten attestiert.
Worauf wir beim Helio Strap im Vergleich zum Whoop-Band leider verzichten müssen, ist ein in die App integriertes Logbuch, in dem wir unsere täglichen Gewohnheiten vermerken können. Wer wissen möchte, wie sich etwa Mobility-Übungen oder spätes Arbeiten auf die physische und psychische Gesundheit auswirken, muss dafür separate Aufzeichnungen anlegen und diese dann manuell mit den Messungen des Trackers vergleichen.
Ähnlich wie Whoop verfügt auch der Helio Strap über eine automatische Trainingserkennung, die wir auf Wunsch deaktivieren können. Dann müssen wir die Aufzeichnung der jeweiligen Aktivität über die App starten. Wenn wir die automatische Trainingserkennung eingerichtet haben, zeichnet das Armband unsere Aktivitäten automatisch auf. Allerdings wird dabei nur eine Belastung registriert, nicht aber erkannt, welche Sportart wir gerade betreiben. Dafür funktioniert die Erkennung in unserem Test jedoch zuverlässig. Wer spezifische Sportarten tracken möchte, muss über die App ein Trainingsprofil wählen. Insgesamt 27 verschiedene Modi sind verfügbar, darunter verschiedene Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren und Schwimmen, aber auch Kraftsport, Yoga und sogar Hyrox.
Amazfit bewirbt den Hyrox-Trainingsmodus explizit, allerdings fällt der in der Praxis eher enttäuschend aus. Denn die Daten, die der Helio Strap beim Training misst, beschränken sich auf die Dauer der Trainingseinheit und die Herzfrequenz. Das gilt auch für die anderen Trainingsprofile, wobei wir mit der App beim Laufen und Radfahren über das GPS des Smartphones immerhin die zurückgelegte Strecke aufzeichnen können. Darin unterscheidet sich der Helio Strap übrigens nicht vom Whoop-Band.
Wer möchte, kann in der App außerdem Trainingsvorlagen erstellen, die sich dann ebenfalls über die App aktivieren lassen. Allerdings unterstützt der Helio Strap nicht alle in der App verfügbaren Trainingsprofile. Generell hat Whoop bei der Trainingsplanung gegenüber der Amazfit-Konkurrenz ohnehin die Nase vorn. Der Zepp-Trainer wird vom Helio Strap nämlich nicht unterstützt – hierfür benötigen wir eine kompatible Amazfit-Smartwatch. Bei Whoop hingegen ist eine Trainingsplanung inklusive Empfehlungen basierend auf unserem aktuellen körperlichen Zustand von Haus aus inkludiert.
Was bei Whoop und Helio Strap aber gleich bleibt, ist die Bewertung unserer Erholung. Die trägt in der Zepp-App die Bezeichnung „Biocharge“ und setzt sich aus den Messungen unseres Ruhepulses, der Schlafdauer, des Tiefschlafs, der Herzfrequenzvariabilität, des Trainingsstatus, der Trainingsbelastung und der Hauttemperatur zusammen. Je besser diese Werte in ihrer Gesamtheit ausfallen, desto höher ist unser Biocharge-Wert. Die Messungen wirken in unserem Test auch glaubwürdig. Insbesondere die Pulsmessung zeichnete sich durch eine erstaunlich hohe Genauigkeit aus, sowohl in Ruhe als auch beim Training. Davon kann sich manch eine Smartwatch noch eine Scheibe abschneiden.
Schlaf
Das Schlaftracking ist eine wesentliche Funktion beim Helio Strap, die sich maßgeblich auf die Berechnung des Biocharge auswirkt. Um unseren Schlaf zu bewerten, misst der Tracker neben unserem Puls und unserer Blutsauerstoffsättigung auch unsere Hauttemperatur und zeichnet Schlafphasen, Schlafregelmäßigkeit und Schlafdauer auf. Zusätzlich können wir in der App ein „Schlafenszeit Tagebuch“ führen und unsere Tätigkeiten direkt vor dem Schlafen vermerken. Ebenso gibt es in der App eine Funktion zum Notieren der Aufwachstimmung. Diese Features helfen uns ähnlich wie beim Whoop-Band dabei, festzustellen, welche Gewohnheiten sich positiv oder negativ auf unseren Schlaf auswirken (etwa Lesen, Sport, Kaffee- oder Alkoholkonsum).
Ansonsten unterscheidet sich das Schlaftracking mit dem Helio Strap aber nicht von Smartwatches oder vergleichbaren Sportuhren. Wie genau die gemessenen Werte sind, lässt sich allerdings nur erahnen. In unserem Test lieferte der Tracker aber glaubwürdige Ergebnisse. Der Erholungswert entsprach unserem subjektiven Empfinden, und auch der Einschlaf- und Aufwachzeitpunkt wurde korrekt gemessen.
Zusatzfeatures
Mit dem Helio Strap fokussiert sich Amazfit auf die wesentlichen Gesundheits- und Trainingsfunktionen – das bedeutet: Nennenswerte Zusatzfeatures hat das Armband praktisch nicht zu bieten. Es gibt keine Bezahlfunktion, aber auch keinen KI-Bot, wie Whoop ihn zu bieten hat.
Allerdings haben Frauen die Möglichkeit, über die App ihren Zyklus aufzuzeichnen und zusätzlich auftretende Schmerzen, die eigene Stimmung und den Grad der Blutung zu notieren. Zervixschleim und Körpertemperatur lassen sich allerdings nicht eintragen, weshalb der Helio Strap für die NFP-Methode nicht geeignet ist.
Schließlich haben wir die Möglichkeit, den Helio Strap zusammen mit anderen Amazfit-Geräten zu koppeln und Daten auszutauschen. Eine Verbindung des Armbands mit Strava, Komoot, Trainingpeaks und Adidas Running ist ebenfalls möglich.
Akku
Amazfit ist generell dafür bekannt, die eigene Hardware mit besonders leistungsstarken Akkus auszustatten, und der Helio Strap bildet dabei keine Ausnahme. Amazfit verspricht eine Laufzeit von bis zu 10 Tagen. In unserem Test hielt das Armband bei aktiviertem Schlaf- und Stress-Tracking sowie automatischer Trainingserkennung tatsächlich so lange durch und musste nach knapp zehn Tagen wieder aufgeladen werden. Damit liegt der Helio Strap auf einem ähnlichen Niveau wie das Whoop 5.0, das je nach Nutzungsszenario zwischen 7 und 14 Tagen schafft.
Preis
Der Amazfit Helio Strap ist mit 100 Euro bepreist. Zusätzliche Kosten für ein notwendiges Abo wie bei Whoop fallen nicht an. Damit ist der Helio Strap deutlich günstiger als das Whoop-Band, das mit mindestens 199 Euro zu Buche schlägt.
Fazit
Der Helio Strap von Amazfit stellt für 100 Euro und dank präziser Sensoren sowie einer kompetenten App eine preiswerte Alternative zum Whoop-Band dar. Hinzu kommt der Verzicht auf ein kostenpflichtiges Abo, welches den Fitness-Tracker als Ausweichmöglichkeit noch einmal attraktiver macht. Leider schmälern ein fehlendes Sportcoaching, eine vergleichsweise geringe Auswahl an Trainingsmodi sowie fehlendes GPS den Gesamteindruck etwas.
Amazfit macht mit dem Helio Strap ganz viel richtig, aber eines wird im Test deutlich: Whoop hat mit der aktuellen Version 5.0 ein deutlich umfangreicheres Feature-Paket zu bieten. Die Analysen sind ausführlicher, und Nutzer erhalten deutlich mehr konkrete Tipps und Auswertungen der gemessenen Daten.
Allerdings kostet der Helio Strap effektiv nur einen Bruchteil dessen, was wir normalerweise für das Whoop 5.0 investieren müssen – und das ist ganz schön viel. Wer bislang den Kauf eines Whoop wegen der Kosten gescheut hat und mit dem geringeren Funktionsumfang des Helio Strap leben kann, bekommt mit dem Amazfit-Tracker allerdings ein hervorragendes Gerät, das bei der Messung von Gesundheitswerten erstaunlich genaue Ergebnisse liefert.
- ausgezeichnete Sensoren
- günstiger Preis
- kein kostenpflichtiges Abo
- gute App
- kein integriertes Sportcoaching
- limitierte Auswahl an Trainingsmodi
- kein GPS
- Armband etwas kurz
