Die Gruppe fängt Betroffene nach der Diagnose Brustkrebs auf
Frauenselbsthilfe Krebs: „Wir können gemeinsam auch lachen“
Brustkrebs: Diese Diagnose bekommen in Deutschland laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) jedes Jahr über 70.000 Frauen. Damit ist es die häufigste Krebsart bei Frauen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Erkrankung im Oktober geschenkt, dann das ist der Brustkrebs Präventionsmonat.
Northeim – Die Diagnose verändert einiges: Plötzlich müssen die Betroffenen regelmäßig zum Arzt und schwierige Behandlungen über sich ergehen lassen, aber sich auch emotional mit der Sterblichkeit befassen.
Damit sie diese Zeit nicht allein durchstehen müssen, gibt es die FSH Frauenselbsthilfe Krebs. Eine der größten und ältesten Krebs-Selbsthilfeorganisationen mit Gruppen in ganz Deutschland. Auch in Northeim gibt es eine Gruppe. Geleitet wird sie von Hannelore Hesse, die selbst 2017 an Brustkrebs erkrankte. Regelmäßig kommen die Betroffenen zusammen.
Es wird sich ausgetauscht, informiert oder gemeinsame etwas unternommen. Durch die Gespräche sollen die Frauen aufgefangen werden und wieder neuen Mut bekommen
Informieren, Auffangen, Begleiten
Die Ursachen von Brustkrebs sind nach Angaben der Deutschen Krebshilfe (DKH) oft unklar. Risikofaktoren wie Übergewicht, zu wenig Bewegung oder der übermäßige Konsum von Tabak und Alkohol können eine Erkrankung begünstigen. Auch erbliche Veranlagungen oder Hormonersatztherapien während der Wechseljahre sind ein wichtiger Faktor. Doch die beste Lebensweise könne Brustkrebs nicht verhindern, so die DKH.
„Wenn man die Diagnose kriegt, hat man erstmal ganz dolle Angst“, sagt Hesse. Diese Angst könne man auch nur als Betroffene so wirklich nachvollziehen. In der Gruppe sei dann der Raum da, sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliches erlebt haben.
„Wir können uns auslassen, können mal weinen, mal traurig sein, aber auch lachen“, betont die Gruppenleiterin. „Wir lachen ganz viel“, betont die Northeimerin.
Nach der Diagnose kommen auch viele praktische Fragen auf, erklärt Hesse. Sie berichtet von Fragen zur Behandlung, neusten medizinischen Erkenntnissen, aber auch dazu, wie man sich richtig ernährt, welcher Sport guttut und wo der beste Ort für die Anschlussbehandlung sei. Deswegen wird auch über all diese Themen in der Frauenselbsthilfegruppe gesprochen. Als Leiterin bekommt Hesse dafür Schulungen vom Verband, das gelernte kann sie dann in die Gruppe übertragen.
Bei den Infoabenden geht es abwechslungsreich zu. Die Gruppenleiterin berichtet von kleinen Sportübungen, Lachyoga oder dem Vortrag eines Beerdigungsinstituts.

Hesse berichtet auch von einem engen Austausch mit dem Bundesverband und Landesverband sowie Leiterinnen der anderen Ortsgruppen aus der Region. Hesse betont, dass die Frauenselbsthilfe Krebs keine Diagnosen stellen oder Empfehlungen für Medikamente aussprechen darf.
Zusammenhalt übers Ende hinaus
Die Frauenselbsthilfe Krebs will betroffenen Frauen Mut geben. Hesse beschreibt einen besonderen Zusammenhalt, der viel Kraft geben kann. „Manchmal, wenn sich jemand aus der Reihe verabschiedet, dann tut es schon weh“, sagt Hannelore Hesse: „Aber auch dann sind wir alle zusammen“.
Die Gruppe gehe gemeinsam zur Beerdigung und steht zusammen am Grab, Hand in Hand. „Das ist tröstend. Wir sitzen alle im gleichen Boot“, beschreibt die Gruppenleiterin.
Obwohl von der Erkrankung hauptsächlich Frauen betroffen sind, können auch Männer an Brustkrebs erkranken. Jährlich sind es laut dem RKI rund 740 Männer. Und auch in der Northeimer Frauenselbsthilfegruppe Krebs ist seit kurzem ein Mann mit dabei.
Früherkennung ist wichtig
Im Zeichen des Brustkrebsmonats betont Hesse den Aspekt der Früherkennung. Sie rät Frauen dazu, Angebote wie Mammografie oder Brustabtasten wahrzunehmen und regelmäßig beim Gynäkologen vorbeizuschauen.
„Es ist wichtig, dass die Allgemeinheit darüber informiert wird und es allen zugänglich gemacht wird“, sagt die Northeimerin. Deswegen sind auch in der Frauenselbsthilfe Krebs in Northeim Gäste bei Informationsabenden willkommen.
Über die Frauenselbsthilfe Krebs
Die Frauenselbsthilfe Krebs in Northeim gehört zum Bundesverband Frauenselbsthilfe Krebs, einem der größten und ältesten Selbsthilfeorganisationen in Deutschland. Die FSH wird umfassend von der Stiftung Deutsche Krebshilfe gefördert, unter deren Schirmherrschaft sie steht. Sie arbeitet unabhängig von Interessen und finanziellen Mitteln der Pharmaindustrie und anderer Wirtschaftsunternehmen des Gesundheitswesens. Die Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch eines Monats um 18.30 Uhr im Gemeindezentrum St. Marien. Dort werden Erfahrungen ausgetauscht und Neuigkeiten aus dem Gesundheitssystem besprochen. Neubetroffene und Wiedererkrankte treffen sich jeden ersten Montag im Monat um 15.30 Uhr im Sanitätshaus Deppe. Die Teilnahme an den Gruppentreffen ist unverbindlich und ohne Mitgliedsbeitrag. Auch eine Beratung per Telefon ist möglich. Mehr Informationen gibt es unter frauenselbsthilfe.de oder bei Hannelore Hesse (per Telefon 0 55 51/ 51 180 oder per Mail [email protected])
Erstes Regionaltreffen
Die Ortsgruppen der Frauenselbsthilfe Krebs aus Osterode, Northeim, Duderstadt, Göttingen und Uslar haben sich jetzt zu ihrem ersten Regionaltreffen in Bad Lauterberg getroffen. Zwei Tage haben die Frauen sich ausgetauscht, an Workshops teilgenommen, sich sportlich betätigt und sind kreativ geworden. Es gab auch einen Vortrag von einer Psycho-Onkologin von der Krebsberatungsstelle Göttingen. Ziel des Treffens war es, die regionale Vernetzung zu stärken und gemeinsam neue Wege für die Unterstützung von Betroffene zu entwickeln. Das Regionaltreffen wurde finanziell durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband gefördert.
