Geballte Kunst an über 20 Orten

Rees. Am 2. November lockt wieder der Kunstsonntag nach Rees, Reeserward, Haldern und Mehr. Fast 40 Künstlerinnen und Künstler präsentieren dabei an teilweise ungewöhnlichen Orten ihre Werke. Was es zu sehen gibt.

Metin Yilderim kann sich noch gut daran erinnern, wie es im Jahr 2001 los ging: Er und drei weitere Künstler hatten den ersten Reeser Kunstsonntag zusammen mit der Stadt unter ihren Fittichen. 14 Austeller an 14 Orten gab es damals zu sehen. „Die Veranstaltung ist über die Jahre gewachsen. Immer mehr Aussteller kamen dazu und auch das Publikum wurde größer“, freut sich der Reeser Künstler. Wenn der Reeser Kunstsonntag am 2. November jetzt zum 24. Mal über die Bühne geht, werden 30 Künstlerinnen und Künstler mit von der Partie sein und an über 20 Orten in Rees, Reeserward, Haldern und Mehr einen Ausschnitt ihres Schaffens zeigen. Den ganzen Tag über (11 bis 18 Uhr) lassen sich die verschiedenen Ateliers und Ausstellungsorte ansteuern, um Kunst zu bewundern und um ins Gespräch mit ihren Schöpfern zu kommen.

Metin Yilderim kann nicht nur deshalb stolz sein. Viele der Ausstellerinnen und Aussteller sind durch ihn und seine Kurse zu Malen und Gestalten gekommen. So etwa Melina Tenbruck. Die Reeserin besuchte schon im Alter von 15 Jahren seine Kurse, studierte später Design in Düsseldorf, zog nach Rees zurück und zeigt jetzt in ihrem „Atelier im Hinterhof“ an der Oldenkottstraße großformatige Acrylbilder, die sie „Mikrokosmos und Makrokosmos“ nennt.

Neben etlichen Neulingen gibt es aber auch viele bekannte Gesichter, wie etwa Elisabeth Kemkes, die bislang noch keinen Reeser Kunstsonntag ausgelassen hat und im Atellier Artelli am Melatenweg kunstvolle Arbeiten mit Textilien, Licht und Farbe zeigt. Heidi Wellmann, die gerade eine große Ausstellung im Schlösschen Borghees hat, konzentriert sich im Atelier Individuum (Reeser Feld 5) diesmal eher auf Silberschmuck, während Metin Yilderim in seinem Atelier Kunst-Form (Rheinstraße 10) Malerei, Zeichnungen und Collagen präsentiert.

Im Atelier von Veronika Molenkamp an der Fallstraße gibt es Ölgemälde aus einer Welt der Farben und Fantasie zu sehen.

Die Ausstellungsorte sind teilweise ungewöhnlich: Bei Bestattungen Warning am Markt zeigt neben Beatrix Ebbert (Acrylfarben auf verschiedenen Untergründen) der Halderner Dietmar Lippart seine Werke. Der „Dorfkünstler“ ist nach der Geburt seiner Enkel zum Malen gekommen. Seitdem greift er nicht nur mit Begeisterung zum Pinsel, sondern malt auch für den guten Zweck. 50 Prozent aller verkauften Bilder lässt er der Aktion „Lichtblicke“ zukommen, die sich für Kinder in Not einsetzt.

Erstmalig als Ausstellungsort mit dabei ist das Fahrgastschiff „Germania“. Hier stellen mit Gwenna Hieronimus (Schmuck), Heike Wehren (Öl- und Acrylfarben auf Leinwand), Hannah und Heike Pohl (Keramiken und verschiedene Maltechniken) und Lena Bergerschult „Lootly“ (Deko-Elemente aus dem 3-D-Drucker) gleich fünf Künstlerinnen ihre Werke aus. Premiere feiert auch das Pius-Haus an der Kapitelstraße, wo Miranda Rikken Skulpturen zeigt. Bei sich zuhause im Fietsenkeller präsentiert Christina Thenagels abstrakte Acrylmalerei

Weitere Ausstellungsorte sind das Foodie Versum an der Wasserstraße (Christine Gerads präsentiert kulinarisch Kreationen als Kunstwerk), die LKT-Schule Praxis Becker Scholz am Westring, wo kunsttherapeutische Werke gezeigt werden, das Nachhilfeinstitut Skill 42 an der Dellstraße (Fotografien von Penepole Koschinski), die Provinzial-Geschäftsstelle an der Florastraße (Fotografien von Kornelia Kerstin-Furtmann). Beim Reeser Kanu Club (Vor dem Rheintor) zeigt Kiki Sting Skulpturen, während Rainer Offergeld mit abstrakter, experimenteller Kunst auf Leinwand vertreten ist. Im Rheinparkhotel zeigen Anne Clausmeyer Ölmalerei, Daniela Mattstedt Öl-, Acryl- und Aquarell-Arbeiten und ihre Tochter Simone Mattstedt digitale Fotografien. Wobei sich die Isselburgerin selbst gar nicht als Fotografin bezeichnet, sondern als „Einfängerin von Momenten.“

Im ehemaligen „Mittags am Markt“ zeigt Jana Dubiel Arbeiten, die digital, aber auch mit Acryl, Kreide und Kohle entstanden sind, während Jana Poell unter dem Motto „Kunst verbindet“ Farben, Formen und Vielfalt darstellt. Daniela Schenk ist mit Öl auf Leinwand im Rheincafé Rösen präsent und Shahrzad Gohariyan mit kunstvoll gewebten Teppichen aus recyceltem Material im Caritasbüro an der Kapitelstraße.

Ute Steinseifer zeigt ihre Fotografien in der Touristen-Info am Markt, Dunja Schmitz ihre feinen Betonarbeiten im kleinen Saal des Bürgerhauses und Gabi Lümen ihre Bilder bei Anja und Achim Klaczinski (Vor dem Delltor 10).

Im Rathaus läuft weiterhin die Ausstellung „Komm‘ ins Langseetal“ von Benjamin Vogel und im Museum Koenraad Bosman die Ausstellung „Loop“ von Elisa Kullmann. Darüber hinaus lädt auch der Skulpturenpark nahe des Rheins zu einem Besuch ein.

„Künstler von gestern bis heute“ zeigt der Antiquar und Restaurator Gerfried Schell auf Reeserward. In Haldern sind im Drostenhof Bilder von Andrea Köster zu sehen, in der Theater- und Kulturwerkstatt an der Klosterstraße Gemälde, Zeichnungen, Gravuren und Holzskulpturen von Christine Agnes Gräf. In Mehr zeigt Beatrix Kruse (Klappheckstraße 11) Aquarelle und Acrylbilder, die oft auf Reisen entstanden und Menschen, Orte und Emotionen zeigen.

Bürgermeister Sebastian Hense freut sich vor allem über die Vielfalt des Reeser Kunstsonntags. Und darüber, dass die längst etablierte Veranstaltung auch viele Gäste von außerhalb anzieht. „Viele Besucher kommen auch aus Wesel, Emmerich und anderen Orten zu uns“, weiß er aus Erfahrung. Über die Zukunft der Veranstaltung muss er sich keine Sorgen machen. Von den insgesamt 37 Teilnehmenden sind 23 zum ersten Mal mit von der Partie. „Dass auch viele junge Künstlerinnen und Künstler dabei sind, zeigt, dass der Kunstsonntag immer noch attraktiv ist“, sagt Stabsstellenleiter Jörn Franken.

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