Gedenktafel würdigt erste Flüchtlingskirche in Karlsfeld

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Gedenktafel würdigt erste Flüchtlingskirche in Karlsfeld

Nach jahrelangem Engagement erinnert nun eine Tafel an die Notkirche St. Josef, die für Heimatvertriebene nach dem Krieg gebaut wurde.

Was über zehn Jahre lang währte, wurde endlich gut: Die Gedenktafel für die erste bayerische Flüchtlingskirche bekam in Karlsfeld jetzt ihren endgültigen Platz, und Pfarrer Mario Haberl segnete sie. An der gut einsehbaren Straßenseite der Kirche von St. Josef hängt sie nun, samt einem Umgebungsplan ihres ehemaligen Standorts.

Aus Kriegstrümmern wurde Zufluchtsort

Dass diese Gedenktafel nun endlich angebracht wurde, ist dem „langjährigen Engagement von Rosi und Horst Rubröder zu verdanken“, sagte der Vorsitzende des Heimatmuseums-Vereins Josef Pscherer. „Vor allem meine Frau Rosi hat die Idee der Gedenktafel von Anfang an beharrlich vorangetrieben“, betonte ihr Mann Horst. Sie war vor Jahren von ehemaligen Besuchern dieser Kirche angesprochen worden: Es wäre doch schön, wenn es daran eine Erinnerung gäbe. Denn für viele Flüchtlinge nach dem Krieg war die Kirche ein Ort des Zusammenhalts und der neuen Gemeinschaft. Viele Heimatvertriebene waren damals in der BMW-Wohnsiedlung in der Nähe des S-Bahnhofs angesiedelt. Das Gebiet wurde später in „Gerberau“ umbenannt.

Es gab zwar mit Pfarrer Erich Goldammer einen Seelsorger für diese Menschen, aber keinen religiösen Treffpunkt. Den ersten Gottesdienst hielt Goldhammer, der selbst Vertriebener aus dem Sudetenland war, im November 1946 in der Kantine des BMW-Werks ab. Er beschloss daraufhin, eine „Notkirche“, die Baracke 13, zu errichten. Sie wurde von freiwilligen Helfern mit Steinen der von Bomben zerstörten Häuser gebaut, im August 1949 von Kardinal Faulhaber eingeweiht und nach dem heiligen Josef benannt. Den biblischen Josef hatte auf der Flucht nach Ägypten ein ähnliches Schicksal getroffen.

Es entstanden neben der Notkirche noch 1951 ein Pfarrhaus und 1956 ein Jugendheim, das Jugendliche selbst errichteten. Johann „Hans“ Kristmann war einer von ihnen. Er hatte 1953 seine Kommunion in der Notkirche, war dort Ministrant. „Dieses Jugendhaus war ein Segen für uns“, sagt er heute.

Bis zur Einweihung der neuen St.-Josef-Kirche in der Schulstraße 1967 wurde die Notkirche genutzt. 2005 wurde sie abgerissen, um Platz für Neubausiedlungen zu machen.

Karlsfelder wollen an Notkirche erinnern

Um an die erste bayerische Flüchtlingskirche zu erinnern, hat sich Rosi Rubröder vom Heimatmuseumsverein Karlsfeld an den Bezirksausschuss Allach-Untermenzing gewandt: Anträge gestellt, Telefonate und Gespräche geführt, um Verständnis gebeten – alles vergebens. Schließlich beschloss der Verein, eine Erinnerungstafel zu finanzieren. Mit der Gestaltung wurde der Dachauer Maler Jakob Grauer beauftragt. Er starb 2023. Das Vorhaben verzögerte sich. Als sie 2019 fertig wurde, fand sie einen provisorischen Platz in St. Josef.

Als Hans Kristmann von den schönen Ausflügen der Jugendgruppe erzählte, fragte ihn Maria Seiter, eine Zuhörerin: „Waren Sie auch dabei auf der Fahrt nach Oberammergau?“ Ja, war er. Das muss, so Seiter, um das Jahr 1960 gewesen sein. Da war sie Jugendleiterin in der Gemeinde und begleitete „die Jungs“ zu den Passionsspielen. Seiter ist jetzt 91, Kristmann 82. Die Gedenktafel brachte die beiden nach all der Zeit wieder zusammen.

Elfriede Peil

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