Gelnhäuser Fahrlehrer kritisiert Reformpläne: „Dann gefährdet man die Verkehrssicherheit“

Der Führerschein wird immer teurer. Kosten von teilweise bis zu 4.000 Euro und mehr kommen aktuell auf die Fahrschüler zu. Das ist für viele Menschen in Deutschland nur schwer zu stemmen. Vor fünf Jahren lagen die durchschnittlichen Kosten übrigens noch bei 2.000 Euro.

Gleichzeitig ist man im besonderen Maße vom eigenen Auto abhängig – vor allem, wenn man auf dem Land lebt. Für viele ist der Führerschein zudem Voraussetzung für den Job. Fahrschulen argumentieren derweil mit den gestiegenen Nebenkosten, von Benzin bis hin zu Leasingraten für die Autos.

Gelnhäuser Fahrlehrer verfolgt geplante Führerscheinreform mit großer Sorge

Jetzt will das Bundesverkehrsministerium gegensteuern – unter anderem mit Theoriestunden per App, Nachtfahrten im Simulator und weniger Prüfungsfragen. So soll die Fahrschule kompakter und preiswerter werden. Doch aus der Praxis gibt es Kritik an den Plänen.

Sascha Wegener ist Fahrlehrer. Er ist Inhaber der Fahrschule Wegener in Gelnhausen. Die Pläne für die Reform verfolge er „mit großer Sorge“. Wegener sei zwar dafür, dass der Führerschein für junge Menschen bezahlbarer wird. „Aber nicht auf diese Weise.“

Was modern klinge, verschlechtere nach Ansicht des Gelnhäusers die Qualität der Ausbildung deutlich – und würde die Kosten nur verlagern. Er rechnet für gnz.de vor: „Man zahlt in der Fahrschule vielleicht weniger, aber an anderer Stelle wieder mehr – etwa durch zusätzliche digitale Strukturen, Verwaltungskosten oder externe Anbieter.”

Besonders kritisch sieht Wegener die vorgeschlagene Online-Theorie-Stunden. Die so wichtige persönliche Ebene gehe dabei verloren. „Im Unterricht vor Ort sehe ich sofort, wenn jemand etwas nicht verstanden hat. Ich kann reagieren, erklären, motivieren“, sagt der Fahrlehrer.

Führerscheinreform mit Fahrsimulatoren? „Man lernt das Fahren nicht am Bildschirm“

Auch von Fahrstunden am Simulator hält Wegener wenig. „Man lernt das Fahren nicht am Bildschirm. Straßenverkehr bedeutet echte Verantwortung, echtes Risiko, echtes Reagieren. Das lässt sich nicht digital abbilden.“

Und er richtet einen emotionalen Appell an das Verkehrsministerium: „Wir Fahrlehrer leben von Vertrauen. Wir begleiten unsere Schüler durch eine intensive, manchmal emotionale Zeit. Diese Menschlichkeit ist kein Nebenaspekt – sie ist das Herz unseres Berufs. Wer das abschafft, gefährdet nicht nur den Beruf, sondern auch die Verkehrssicherheit.”

Gelnhäuser Fahrlehrer hat drei Vorschläge für faire Prüfungen und geringere Kosten

Auch Wegener stimmt zu, dass der Führerschein zu viel kostet. Er gibt aber auch zu bedenken, dass Fahrzeuge, Versicherungen, Werkstattkosten, Sprit, Steuern, Prüfgebühren, Mieten und Personal teurer geworden sind. Eine Fahrschule arbeite längst nicht mit riesigen Gewinnmargen: „Viele kämpfen schlicht ums Überleben.“

Wer glaubt, man könne den Preis drücken, ohne dass die Qualität leidet, der irrt, bekräftigt Wegener. „Gute Ausbildung braucht Zeit, Verantwortung und Material – und das hat nun einmal seinen Preis.” Der Fahrlehrer hat aber konkrete Beispiele für in seinen Augen wirksame Verbesserungen.

Er nennt drei Punkte: Verständlichere Theorie-Fragen, die die Prüfung gerechter machen; einheitliche Prüfstrecken für faire Bedingungen mit gleichen Herausforderungen für alle – und eine Umsatzsteuerbefreiung für Fahrschulen. „Die würde den Führerschein sofort um 19 Prozent günstiger machen, ohne an der Ausbildung zu sparen.“

Ich wünsche mir, dass diese Reform gemeinsam mit uns Fahrlehrern entwickelt wird – nicht über unsere Köpfe hinweg.

Fahrlehrer Sascha Wegener

Auch bei den Möglichkeiten von Fahrsimulatoren müsse die Politik mit Augenmaß vorgehen. Der Gelnhäuser Fahrlehrer: „Simulatoren können ergänzen, aber sie ersetzen kein echtes Fahren.“ Darüber hinaus koste ein modernes Gerät bis zu 40.000 Euro.

„Ich wünsche mir, dass diese Reform gemeinsam mit uns Fahrlehrern entwickelt wird – nicht über unsere Köpfe hinweg. Wir stehen täglich auf der Straße, sehen, was funktioniert, und wissen, wie man junge Menschen sicher ausbildet”, macht Sascha Wegener deutlich.

Und der Fahrlehrer betont: „Wenn man uns zuhört, kann man Qualität sichern und Kosten senken – aber nicht, indem man versucht, eine analoge Realität digital zu machen.”

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