Glücksatlas 2025: Das ist das optimale Maß an Homeoffice

Jedes Jahr misst der Glücksatlas die Zufriedenheit der Deutschen. Die sind besonders glücklich, wenn sie zeitweise im Homeoffice arbeiten – zumal sich der Weg ins Büro verlängert hat.

Zwar bemühen sich zahlreiche Firmen um eine umfassende Rückkehr ins Büro, das Homeoffice bleibt aber Standard – und trägt maßgeblich zum Wohlbefinden bei, wie eine Studie herausgefunden hat. „Die höchste Arbeitszufriedenheit erreichen Beschäftigte bei rund zweieinhalb Tagen Homeoffice pro Woche“, sagt Bernd Raffelhüschen, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Freiburg und Leiter der Studie.

Das Team von Raffelhüschen befasst sich mit der Frage, wie viel Homeoffice ideal ist. Außerdem schaut es sich an, ab welcher Distanz Pendeln die Arbeitszufriedenheit verringert. Dafür haben die Wissenschaftler über 5000 Beschäftigte befragt. Die Studie, die Saboexklusiv vorliegt, ist Teil des Glücksatlas – einer Erhebung der Süddeutschen Klassenlotterie zur Befindlichkeit der Deutschen.

Der Studie zufolge bleiben rund 51 Prozent der Befragten an ein bis zwei Tagen pro Woche im Homeoffice. Das heißt im Umkehrschluss: Die Hälfte der Befragten fährt drei bis vier Mal pro Woche zu ihrer Arbeitsstätte. Nur knapp 18 Prozent der Deutschen arbeiten komplett von zuhause aus. Das sah 2021 – inmitten der Coronapandemie – noch anders aus. Damals blieben Beschäftigte aufgrund der Lockdowns vermehrt zuhause. Es ist also ein leichter Trend hin zum Büro erkennbar.

Dem Glücksatlas zufolge steigert die Möglichkeit, Homeoffice nutzen zu können, das Wohlbefinden. Wer mindestens einmal pro Woche von zu Hause arbeitet, sei auf einer Skala von null bis zehn um 0,10 Punkte zufriedener mit seiner Arbeit und um 0,13 Punkte zufriedener mit seinem Leben, sagen die Studienautoren. Die optimale Dauer liegt demnach bei 2,5 Tagen, um glücklich beim Job zu sein. Die höchste Lebenszufriedenheit stellt sich bei Personen ein, die an drei Tagen von zuhause aus arbeiten.

Am stärksten wirke sich Homeoffice bei den 35- bis 45-Jährigen aus, so die Studie. Können sie aus den eigenen vier Wänden heraus arbeiten, steigert sich ihr Wohlbefinden um einen halben Prozentpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Homeoffice. Dieser Umstand lässt sich vor allem bei kinderlosen Paaren mit genügend Wohnraum feststellen. Der Glücksatlas betont daher auch, dass Homeoffice ein Privileg von Besserverdienern sei.

„Die Möglichkeit, ganz oder teilweise von zu Hause aus zu arbeiten, kommt vor allem gut ausgebildeten, einkommensstarken und höher positionierten Beschäftigten zugute“, schreiben die Autoren. Das durchschnittliche Nettoäquivalenzeinkommen von Beschäftigten, denen Homeoffice möglich ist, liegt demnach bei 3000 Euro im Monat. Jene Personen ohne Homeoffice verdienen im Durchschnitt 2600 Euro.

Deutsche pendeln mehr als früher

Während der Coronapandemie und dem vermehrten Aufkommen von Homeoffice haben viele Arbeitgeber Jobs in anderen Städten angenommen oder ihren Wohnsitz geändert. Dadurch sind laut der Studie auch die Pendeldistanzen gestiegen. Knapp 44 Prozent der Befragten sind länger als eine halbe Stunde zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs. Jeder zehnte benötigt sogar eine Stunde oder mehr. Im Jahr 2000 war die Quote nur halb so hoch.

Geschäftsführer haben demnach kürzere Arbeitswege. Im Vergleich zur Gesamtheit der Befragten sind nur 40 Prozent länger als 30 Minuten bis zu ihrem Arbeitsplatz unterwegs. Jeder fünfte Chef braucht sogar nur wenige Minuten.

„Es wird zwar heute länger gependelt, aber dafür auch weniger oft, da sich mit der Coronapandemie das Homeoffice stärker verbreitet hat“, resümieren die Studienautoren. Ihren Erkenntnissen nach gewöhnen sich Pendler jedoch nicht an die langen Fahrtzeiten. Selbst Annehmlichkeiten wie höhere Gehälter oder schöne Wohnungen würden die Stimmung in dem Fall nicht anheben.

„Je näher der Arbeitsplatz, desto besser“, sagt auch Wissenschaftler Raffelhüschen. „Eine größere Distanz kann durch mehr Homeoffice ausgeglichen werden. Die ungünstigste Kombination ist dagegen eine weite Pendelstrecke bei keinem oder sehr geringem Homeoffice-Anteil.“

Dauerhaft zuhause zu bleiben, bringe aber auch Nachteile. Angestellten fehle der persönliche Kontakt zu Kollegen und sie würden weniger in den Austausch mit Vorgesetzten treten. Zudem gebe es in den eigenen vier Wänden mehr Ablenkung als im Büro. Andererseits sei man zeitlich flexibler, könne den Beruf mit der Familie und dem Haushalt besser organisieren und vor allem sparen sich Pendler lange Fahrtzeiten.

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