Uslar/Solling
Gynäkologie-Praxis in Uslar schließt – Patientinnen werden auf Internetseite über die Betriebseinstellung informiert
Uslar – „Herzlich willkommen im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Gynäkologie Uslar. Wir versorgen Sie fachärztlich im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe. Bei uns stehen Sie als Frau im Mittelpunkt. Zu unserem Leistungsspektrum zählen Schwangerschaftsbegleitung und -vorsorge, Ultraschalluntersuchungen sowie Pränataldiagnostik“: Damit wirbt die Praxis am Eichhagen auf ihrer Internetseite. Und: Man spreche Arabisch, Deutsch, Englisch und Russisch.
Jetzt ist dort ein zusätzlicher Hinweis zu finden. Mit großem Bedauern müsse man mitteilen, dass das MVZ Gynäkologie Uslar zum 31. Dezember dauerhaft geschlossen werde. Ab diesem Zeitpunkt finden keine Sprechstunden mehr statt. Trotz intensiver Bemühungen sei es „leider nicht gelungen, eine ärztliche Nachfolge“ für den Standort zu finden. Deshalb könnten die gesetzlichen Voraussetzungen für den weiteren Betrieb des MVZ nicht mehr erfüllt werden, und man bedauere diese Entwicklung sehr, heißt es da.
Patientinnen könnten Befunde telefonisch oder persönlich noch bis zum 23. Dezember sowie per E-Mail bis zum 31. März 2026 anfordern. Als Frauenarzt, Geburtshelfer und Perinatalmediziner sind auf der Internetseite Dr. Mustafa Almasry, Dr. Sabine Behrens und Elisabeth Feldmann aufgeführt.
Ob das aktuell ist, war nicht zu erfahren, weil die Einrichtung wegen Urlaub gerade geschlossen ist und die zuständige Pressesprecherin Annette Kary, Referentin Unternehmenskommunikation & Marketing der Helios Versorgungszentren GmbH, zu denen das MVZ Gynäkologie Uslar gehört, sich dazu und zunächst auch nicht zur Anzahl der Patientinnen äußerte.
Auf Nachfrage der Saboschreibt Kary: „Wir bitten um Verständnis, dass wir kein persönliches Gespräch anbieten können. Ihre Fragen beantworten wir Ihnen jedoch gerne schriftlich, um Ihnen eine präzise und abgestimmte Stellungnahme zur Verfügung zu stellen“. Bis Redaktionsschluss lagen diese Antworten auf weitere Fragen aber nicht vor.
Damit gibt es ab Januar 2026 im gesamten Uslarer Land, im Gebiet des Fleckens Bodenfelde und auch innerhalb der Gemeinde Wesertal mit seinen acht Ortsteilen keine Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe mehr. Mädchen und Frauen müssen dafür jetzt weit fahren, bis Reinhardshagen, Beverungen, Höxter, Holzminden, Einbeck, Northeim, Hann. Münden, Göttingen oder sogar noch weiter.
Die geplante Schließung des MVZ Gynäkologie ist inzwischen auch lokalpolitisch Gesprächsthema. Die Schließung mit Wegfall der ärztlichen Betreuung wird bedauert. Bürgermeister Torsten Bauer sagt, ein weiterer Abzug eines Facharztes sei nicht nachvollziehbar und die Stadt bemühe sich aktiv um eine Nachfolge vor Ort.
Als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes zitiert Stephan Kaiser das Vorstandsmitglied Friedrich Hilke: „Die CDU Uslar ist aktiv geworden und hat dazu weitere schriftliche Informationen erbeten sowie bei der Geschäftsführung um einen Termin nachgefragt“. Man habe auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Mareike Lotte Wulf in Kenntnis gesetzt.
Für die SPD Uslar ist die Schließung ein herber Rückschlag für die medizinische Versorgung. Sie verschärfe die bereits angespannte Situation der ärztlichen Grundversorgung und trifft im Besonderen die Frauen. Die SPD sieht darin ein alarmierendes Zeichen für die Entwicklung. Die Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen Versorgung sei zentrale Aufgabe der Daseinsvorsorge und fordere vor Ort eine Nachfolgeregelung.
