Hamburger Petition fordert Entschuldigung vom Kanzler

“Stadtbild”-Aussage

Hamburger Petition fordert Entschuldigung vom Kanzler

Die Worte des Bundeskanzlers zur Migration sorgen weiter für Empörung. Nun werfen Eltern Friedrich Merz vor, ihre Kinder für politische Stimmungsmache zu instrumentalisieren.

Ein kurzer Satz des Bundeskanzlers hat eine landesweite Debatte ausgelöst. Bei einem Besuch in Brandenburg am 14. Oktober sagte Friedrich Merz (CDU), seine Regierung habe die Zahl der Asylanträge stark reduziert – “aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem”. Die Aussage fiel im Zusammenhang mit Migration und Abschiebungen.

Aus Hamburg kommt nun eine deutliche Reaktion: Die Grünen-Politikerin und Hamburger Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal startete am 20. Oktober auf “change.org” eine Petition mit dem Titel “Entschuldigen Sie sich bei unseren Kindern, Herr Merz!”. Darin heißt es, der Kanzler habe “Millionen Menschen in diesem Land verletzt” und “rein nach Optik in gute und schlechte, in erwünschte und unerwünschte Menschen” kategorisiert.

“Diskriminierend und unanständig”: Kritik an Merz Äußerung

Bereits zuvor stieß Merz Aussage auf scharfe Kritik: Er verbinde das “Stadtbild” und damit das äußere Erscheinungsbild von Menschen mit Migrationshintergrund als “Problem”. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge nannte die Äußerung “diskriminierend und unanständig”.

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Die Soziologin Nina Perkowski von der Universität Hamburg sprach gegenüber der “Tagesschau” von einer “rassistischen Codierung”: Der Begriff greife ein “unklares Gefühl von Fremdheit” auf und konstruiere so ein kollektives Unwohlsein, das Abschiebungen als notwendig erscheinen lasse.

Merz selbst wies die Kritik zurück. Auf einer Pressekonferenz sagte er, er habe “gar nichts zurückzunehmen” – und verwies auf Töchter, die ziemlich genau wüssten, was er damit gemeint habe. Das wiederum brachte neue Empörung mit sich: Unter dem Motto “Wir sind die Töchter” demonstrierten daraufhin Hunderte Frauen vor der CDU-Zentrale in Berlin.

Hunderte Menschen haben Petition bereits unterschrieben

Auch die Petition aus Hamburg greift insbesondere Merz’ “Töchter”-Aussage auf, mit der er seine Äußerung rechtfertigte. Blumenthal wertet dies als Instrumentalisierung. “Und sie wollen den Eindruck erwecken, die Jungen, die nicht in Ihr Stadtbild passen, würden die Töchter dieses Landes gefährden. Dabei bringen Sie gleichzeitig viele unserer Söhne in Gefahr.”

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern Merz auf, sich “bei unseren Kindern zu entschuldigen” und die pauschalisierende Rhetorik zu beenden. Innerhalb kurzer Zeit sammelte der Aufruf Hunderte Unterschriften: Am Mittwochnachmittag sind es mehr als 800.

“Unsere Kinder bitte rauslassen” – Protest in sozialen Medien

Auch auf Social Media hat Blumenthal ihre Petition veröffentlicht: “Bist du auch wütend darüber, dass all unsere Söhne, die nicht ins ‘Stadtbild’ passen, verunglimpft werden?”, heißt es dort in einem entsprechenden Beitrag. In den Kommentaren erhält der Aufruf viel Zustimmung.

So schreibt etwa ein Nutzer: “Danke! Er meint auch meine Fußballmannschaft. Neben Paul und Nils viel Massud und Shahin. Alles tolle Jungs mit netten Eltern. Und wann eigentlich hat Herr Merz vor Rechtsradikalen und Fußball Hooligans gewarnt?”.

Ob die Petition erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.

Verwendete Quellen:

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