„Statt für Klarheit zu sorgen“
Heizkosten-Studie schlägt Alarm: Deutsche haben kein Vertrauen in Merz-Regierung
Eine aktuelle Studie offenbart eine dramatische Vertrauenskrise in Deutschland, was die Energiepolitik angeht. Die Verunsicherung könnte Betroffenen bares Geld kosten.
München – Die immer höheren Heizkosten und auch die anhaltenden Diskussionen um die Zukunft der Energieversorgung beschäftigen viele Menschen in Deutschland. Das führt dazu, dass bei den Verbrauchern weiterhin große Unsicherheit und mangelndes Vertrauen in die Energiepolitik herrscht.
Vertrauen in die Energiepolitik der Studie zufolge erschreckend gering
Das zeigt eine aktuelle repräsentative Studie des Clean-Energy-Tech-Unternehmens Aira, die im September 2025 vom Marktforschungsunternehmen Appinio durchgeführt wurde. 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland nahmen an der Online-Befragung teil. Demnach sorgen sich 61 Prozent der Befragten trotz stabilerer Energiepreise um steigende Heizkosten für den kommenden Winter. Lediglich 29 Prozent gehen von gleichbleibenden Kosten aus, nur vier Prozent rechnen mit einer Entlastung.
Zudem ist das Vertrauen in die Energiepolitik der Studie zufolge erschreckend gering: Nur zehn Prozent der Befragten haben Vertrauen in verlässliche politische Rahmenbedingungen. Dagegen äußern 51 Prozent klares oder tendenzielles Misstrauen – 24 Prozent empfinden die Bedingungen als zu wechselhaft, 27 Prozent rechnen sogar mit chaotischen Zuständen. 37 Prozent zeigen sich unentschieden. Diese Vertrauenskrise erschwere langfristige Investitionsentscheidungen erheblich, so die Studie und legt dazu weitere Zahlen vor.
Gasheizung am beliebtesten – Experten warnen aber davor
Bei der Bewertung langfristig zuverlässiger und zukunftsfähiger Heizsysteme führt die Gasheizung mit 21 Prozent der Stimmen. Wärmepumpen und Fernwärme erreichen jeweils 18 Prozent Zustimmung. Dazu kommt ein hoher Anteil Unentschiedener (16 Prozent), der laut Studie auf einen großen Orientierungsbedarf hinweist.
„Es ist bemerkenswert, dass Ende 2025 viele Menschen die Gasheizung noch immer als zuverlässigstes System sehen“, kommentiert Christoph Barth, Commercial Director von Aira Deutschland, die Umfrage in einer Mitteilung. „Weder politische Zielsetzungen noch künftige CO₂-Kosten oder geopolitische Risiken sprechen eigentlich dafür – doch die öffentliche Debatte scheint diesen Eindruck eher zu festigen, statt für Klarheit zu sorgen.“ Die Umfrage zeige deutlich den Zusammenhang zwischen Vertrauen und Technologieakzeptanz.
Heizkosten sollen bei Gas und Öl am stärksten steigen
Dabei sind Haushalte mit Gasheizungen laut dem Heizspiegel 2025 der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online von Kostensteigerungen besonders betroffen. Demnach ist dieses Jahr das Heizen mit Gas (plus 15 Prozent) und Holzpellets (plus 20 Prozent) „deutlich teurer“, erklärte co2online und verwies auf höhere Energiepreise und den kalten Winter zu Jahresbeginn als Hauptursachen. Die Kosten bei Wärmepumpen (plus fünf Prozent), Heizöl (plus drei Prozent) und Fernwärme (plus zwei Prozent) stiegen indes „nur moderat“.
Die Beratungsgesellschaft geht davon aus, dass die Heizkosten auch in den kommenden Jahren steigen werden. Neben der allgemeinen Preissteigerung liege dies auch an Entwicklungen der einzelnen Energieträger. Die Kosten beim Heizen mit Gas und Öl würden am stärksten steigen. „In 20 Jahren werden sie etwa dreimal so hoch sein wie heute“, lautet die Einschätzung. Gründe seien vor allem der steigende CO₂-Preis und höhere Gasnetzgebühren wegen sinkender Kundenzahlen.
Bei Fernwärme und Holzpellets sei in den nächsten 20 Jahren mit einer Verdoppelung der Kosten zu rechnen. Am günstigsten entwickeln sich laut der co2online-Prognose die Kosten beim Heizen mit Wärmepumpen. „Hier wirken bessere politische Rahmenbedingungen und eine steigende Stromproduktion aus erneuerbaren Energien kostendämpfend.“
Heizungsgesetz: Das plant die Merz-Regierung
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind aber verunsichert – vor allem wegen des politischen Hin und Her bei der Reform des Heizungsgesetzes. Diese wurde noch unter der vorherigen Ampel-Regierung durchgeführt und soll jetzt wieder von der schwarz-roten Koalition unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) abgeschafft werden. Trotz der Ankündigung im Koalitionsvertrag liegt aber noch immer kein Referentenentwurf aus dem Wirtschaftsministerium von Katherina Reiche (CDU) vor.
Die Neufassung wurde auf 2026 verschoben. Das neue Heizungsgesetz soll wohl technologieoffener, flexibler und einfacher werden und die erreichbare CO₂-Vermeidung zur zentralen Steuerungsgröße gemacht werden. Doch was das konkret bedeutet, ist offen. Quellen: Aira-Mitteilung zur Studie, co2online, dpa, AFP
