Höchster Wert seit zwölf Jahren: Allianz-Tochter sagt 24.500 Insolvenzen in Deutschland voraus

Konjunktur 2026

Höchster Wert seit zwölf Jahren: Allianz-Tochter sagt 24.500 Insolvenzen in Deutschland voraus

Wirtschaftsexperten prognostizieren einen weltweiten Anstieg der Firmenpleiten auf einen neuen Höchststand. Welche Branchen besonders betroffen sind.

München – Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte im kommenden Jahr weltweit weiter zulegen. Das sagt der Kreditversicherer Allianz Trade voraus und erwartet für 2026 einen Anstieg um fünf Prozent. Es wäre der fünfte Anstieg in Folge. Bislang waren die Experten von einer Zunahme um drei Prozent ausgegangen. Erst 2027 dürfte sich die Lage etwas entspannen. Dann rechnet Allianz Trade mit einem leichten Rückgang von minus 1 Prozent bei den Pleiten in weltweiten Vergleich.

Deutschland von Insolvenzen besonders betroffen

Deutschland hat es demnach besonders hart getroffen. „Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und anhaltender Unsicherheit. Besonders die finanziellen Reserven schwinden, Kredite werden teils nicht mehr verlängert und immer mehr Betriebe geraten in ernsthafte Schwierigkeiten“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Die Experten von Allianz Trade erwarten im laufenden Jahr in Deutschland einen deutlichen Anstieg der Pleiten um 11 Prozent auf rund 24.320 Fälle. Das sind fast doppelt so viele Fälle wie der weltweite Durchschnitt. Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der Regelinsolvenzen im September 2025 im Vergleich zum Vormonat beispielsweise um 10,4 Prozent. Besonders betroffen waren die Branchen Verkehr, Lagerei sowie die Gastronomie.

Viele Traditionsbetriebe von Insolvenz betroffen

Hohe Kosten und die Zurückhaltung vieler Verbraucher machen selbst vielen alteingesessenen Traditionsunternehmen den Fortbestand schwer. Viele schließen ihre Türen für immer. Genau genommen sind es aber vor allem junge Firmen und Start-Ups in der Anfangsphase, die besonders oft von Zahlungsunfähigkeit bedroht sind. Davon gibt es derzeit viele in Deutschland, da sich in der Corona-Pandemie viele Menschen als Freiberufler und unabhängige Auftragnehmer selbständig gemacht hatten. Auch die wachsende Digitalisierung verleitet zu Firmenneugründungen.

Allerdings gebe es das Potenzial, dass sich die Bundesrepublik im internationalen Vergleich schon bald wieder stabilisiere. „Nach einem sehr turbulenten Jahr 2025 zeigt sich für Deutschland langsam Licht am Ende des Insolvenz-Tunnels“, sagte Milo Bogaerts, Chef von Allianz Trade in Deutschland Österreich und der Schweiz, laut dpa.

In 2026 wird nur noch ein leichter Anstieg bei Insolvenz erwartet

Für 2026 wird mit einem nur noch leichten Zuwachs der Insolvenzen in Deutschland gerechnet. Sie steigen um ein Prozent auf dann rund 24.500 Fälle. Das ist aber immer noch der höchste Wert seit 12 Jahren. Erst für 2027 sagen die Experten eine Trendwende voraus. „Das Sturmtief dürfte sich 2026 langsam abschwächen, voraussichtlich gefolgt von einer wesentlich stabileren Wetterlage in 2027“, sagte Bogaerts. Das spiegelt sich auch in den Prognosen führender Wirtschaftsinstitute, die für 2026 und 2027 eine Erholung und wieder mehr Wachstum vorausgesagt haben.

Insolvenzen: Im internationalen Vergleich zeigt sich ein gemischtes Bild

In 2025 legte die Zahl der Firmenpleiten weltweit um sechs Prozent zu. Dabei schlagen die Zölle von US-Präsident Donald Trump auf unterschiedliche Weise durch. Viele US-Unternehmen profitierten, denn sie konnten ihre Waren mitunter billiger verkaufen als die Exportnationen, die gezwungen waren, hohe US-Zölle an ihre Kunden weiterzugeben. „In der ersten Hälfte des Jahres 2025 sind Insolvenzen in den USA um vier Prozentpunkte gesunken“, sagte Maxime Lemerle, Leiter der Insolvenzforschung bei Allianz Trade, laut dpa.

Bei Handelsnationen, die stark auf den Export angewiesen sind, zeigt sich allerdings ein anderes Bild. Hier schlagen die US-Zölle sichtbar zu Buche. In Kanada könnte es beispielsweise zu 1.900 zusätzlichen Insolvenzen kommen und in Frankreich zu 6.000.

Weltweiter Höchststand bei Insolvenzen

Insgesamt erreichen die weltweiten Insolvenzen einen neuen Höchststand seit 2019. Sie dürften bis Ende des Jahres rund 19 Prozent über dem Durchschnitt von vor der Corona-Pandemie liegen. Die Daten zeigten demnach einen deutlichen Anstieg in allen Regionen, insbesondere in Asien. In Westeuropa waren vor allem Italien (+38 Prozent) und die Schweiz (+26 Prozent) betroffen.

Die Allianz Trade-Experten haben die besonderen Probleme und Schwachstellen der Unternehmen ausgemacht: Das Wirtschaftswachstum verlaufe allenfalls verhalten, und dazu gebe es branchenspezifische Risiken wie den Strukturwandel, technologische Umbrüche und einen verstärkten Wettbewerb. Das gelte vor allem für den Bau- und Automobilsektor. (Quellen: dpa)

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