Auf seinen 150. Pflichtspieleinsatz für den Fußball-Regionalligisten FC Homburg mag Kapitän Mart Ristl gar nicht so gerne zurückblicken. „Es war eine dieser Partien, in der wir noch Stunden hätten spielen können, ohne ein Tor zu schießen“, sagt der 29-Jährige über die 0:2-Niederlage am vergangenen Wochenende bei Eintracht Trier, durch die der Lauf der zuvor sieben Mal in Serie unbesiegten Saarpfälzer gestoppt wurde.
Und dennoch: 150 Pflichtspiele für Grün-Weiß: Eine stolze Zahl. Das verdeutlicht auch der Umstand, dass Ristl in seiner mittlerweile sechsten Saison in Homburg in Person von Roland Seitz bereits unter dem fünften Trainer aufläuft. Auch viele Mitspieler kamen und gingen. Doch Ristl hielt dem Verein die Treue. „Wir fühlen uns einfach wohl in Homburg“, sagt der verheiratete Vater einer Tochter – auch wenn er die sportlichen Ziele mit dem FCH oft um einen oder zwei Schritte verpasste. Denn er macht keinen Hehl daraus, dass er eigentlich in die Saarpfalz gewechselt war, um mit den Grün-Weißen in die 3. Liga aufzusteigen. „Hier wird unter Profibedingungen trainiert. Der Verein hat Ambitionen“, sagt Ristl. Warum Homburg den Aufstieg dennoch Saison für Saison mal mehr, mal weniger knapp verpasst? „Da könnte man sicher verschiedene mögliche Gründe anführen“, sagt der Kapitän, ohne konkreter werden zu wollen.
Ausgebildet wurde er beim VfB Stuttgart. In der Saison 2016/17 stand der ehemalige deutsche Juniorennationalspieler sogar zunächst im Erstliga-Aufgebot des VfB, doch später in der Saison folgte die Versetzung in die zweite Mannschaft. In der darauf folgenden Spielzeit trug er das Trikot des FC Sochaux in Frankreich, ehe es Ristl wieder in die schwäbische Heimat zum damaligen Zweitligisten VfR Aalen zog. Erneut blieb er nur eine Spielzeit und wechselte zu Viktoria Köln. Von dort ging es im Oktober 2020 schließlich zum FC Homburg, für den er nun länger spielt als für alle anderen seiner ehemaligen Clubs im Aktivenbereich zusammen.
In der Saarpfalz hat er auch schwere Zeiten durchgemacht. Insbesondere in der Saison 2023/24, als er sich gleich zwei Leistenoperationen unterziehen musste. „Das hat mich quasi die ganze Saison gekostet, ich stand nur noch in den letzten fünf Spielen auf dem Platz“, erinnert sich der 29-Jährige.
Doch auch wenn ihm und dem Team der Aufstieg bislang verwehrt blieb, gab es für Ristl selbstredend auch sportliche Highlights. Besonders gerne blickt er auf das Saarlandpokal-Halbfinale der Spielzeit 2021/22 gegen den 1. FC Saarbrücken zurück. Homburg gewann mit 2:1 – und Ristl erzielte den Siegtreffer. In der vergangenen Saison behielt der FCH im Pokal gegen die Saarbrücker erneut die Oberhand. „Solche Derbys vor einer großen Kulisse – das waren einfach tolle Spiele“, schwärmt Ristl.
Doch was ist für ihn und sein Team in der laufenden Saison noch drin? Bislang verlief die Runde wie viele Spielzeiten davor: Die Homburger legen einen durchwachsenen Start hin, kämpfen sich dann in der Tabelle wieder nach oben. Doch immer dann, wenn die zarte Hoffnung, dass die Grün-Weißen doch noch einmal ganz oben anklopfen könnten, aufflammt, gibt es einen Dämpfer. Wie zuletzt im Trierer Moselstadion. Die Hypothek ist groß. Der Rückstand auf Spitzenreiter SGV Freiberg beträgt zehn Punkte.
Über die Frage, warum die Spielzeiten der Saarpfälzer, die aktuell Tabellensechster sind, so oft nach einem ähnlichen Muster zu verlaufen scheinen, will Ristl aber nicht grübeln. „Ich blicke immer nur auf das nächste Spiel“, sagt der Kapitän, der mit dem FCH am kommenden Sonntag beim Tabellen-14. SG Barockstadt Fulda-Lehnerz antritt.
Sein Vertrag beim FCH läuft nach dieser Saison aus. Im Sommer kommenden Jahres wird er 30 Jahre alt. Und tatsächlich hat sich Ristl schon den einen oder anderen Gedanken über die Zeit nach der sportlichen Karriere gemacht. Er hat eine Ausbildung zum Sportmanager im Bereich Spielanalyse und Scouting absolviert. Auch ein Engagement als Trainer kann er sich irgendwann vorstellen. Geht es nach ihm, wird dies aber in absehbarer Zeit noch nicht geschehen. „Wie schon gesagt: Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl in Homburg. Wenn der Verein es will, dann werden wir uns zusammensetzen und über eine mögliche Vertragsverlängerung reden. Aber in der Hinsicht ist ja noch ein wenig Zeit. Erstmal will ich mich voll auf die Saison konzentrieren.“
Und vielleicht macht der Kapitän beim FC Homburg ja auch noch die 200 Pflichtspiele voll. Die Ehrung für die 150 Partien findet im Rahmen des Heimspiels am Sonntag, 2. November, im Waldstadion gegen die Stuttgarter Kickers statt.
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