Im Gepäck sind immer zwei Gelbe aber nur eine Rote
Vor dem A-Liga-Spieltag wird Simon Hesse kurzfristig angesetzt, seine Spielvorbereitung stört das nicht, denn Hesse pfeift bereits seit vielen Jahren.
Schiedsrichter stehen beim Fußball oft erst im Mittelpunkt, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Zeigen sie eine gute Leistung, wird selten darüber gesprochen. Bei der A-Liga-Begegnung zwischen der SG Laisa/Dodenau und der SG Ernsthausen/Münchhausen (heute, 19 Uhr in Laisa) an diesem Wochenende legen wir den Fokus auf den Spielleiter und wollen diesen durch die 90 Minuten, aber auch in der Spielvorbereitung begleiten.
Schon die Ansetzung birgt Schwierigkeiten
Doch die eigentliche Arbeit beginnt nicht erst kurz vor Spielbeginn, sondern deutlich früher – und zwar für Schiedsrichteransetzer und Kreisschiedsrichterobmann Timo Clemens. Die Partie in Laisa bietet ein gutes Beispiel: Der ursprünglich für die Partie angesetzte Schiedsrichter gab die Partie aus Verletzungsgründen zurück. Sein Vertreter lehnte die Ansetzung aus terminlichen Gründen ab und Schiedsrichter Nummer drei verletzte sich ebenfalls.
So wurde erst am Donnerstagmittag Simon Hesse als Spielleiter angesetzt. „Schiedsrichter, die für eine der beiden SG pfeifen sind ebenso raus, wie Spielleiter aus den Vereinen, die die nächsten Gegner sind oder in direkter sportlicher Konkurrenz stehen“, gibt Clemens einen Einblick in die Schwierigkeiten der Planung. Er selbst könne die Partie nicht pfeifen, da sein Verein SG Rennertehausen/Battenfeld einer der La/Do-Konkurrenten im Aufstiegskampf der Kreisliga A ist. Hinzu kommen Schichtarbeit, Interessenskonflikte mit anderen Hobbies sowie aktuell die Erkältungswelle.
Kreislehrwart und 50 Spiele an der Pfeife
So fiel die Wahl auf Simon Hesse. Der 29-Jährige pfeift für den Kreisoberligisten SG Bunstruth/Haina und bringt reichlich Erfahrung mit. Den Großteil seiner 40 bis 50 Spiele pro Saison leitet er auf Gruppenliganiveau. Außerdem ist Hesse Kreislehrwart und somit für die Ausbildung junger Talente verantwortlich. Er selbst hat vor 16 Jahren das erste Mal zur Pfeife gegriffen.
„Mittlerweile ist es so, dass man viele Leute auf den Sportplätzen kennt und gerne auch nach Abpfiff bleibt“, freut sich Hesse, der gelegentlich noch als Innenverteidiger die Fußballschuhe für den TSV Altenlotheim schnürt, auf seinen Einsatz in Laisa. Dort könnte ihn ein heißer Tanz erwarten. Unter Flutlicht treffen sich zwei Teams, die vor der Runde als Aufstiegskandidaten gehandelt wurden und den eigenen Erwartungen hinterherhinken. Die gastgebende SG Laisa/Dodenau, als Top-Favorit in die Saison gegangen, ist mit bereits vier Niederlagen Fünfter, während die SG Ernsthausen/Münchhausen sogar nur auf Platz acht steht. Für beide gilt: verlieren verboten!
Trotz nur einem Tag zwischen Ansetzung und Anpfiff ist die Spielvorbereitung für Hesse ein wichtiger Aspekt: „Ich schaue auf die Tabelle und die Fairnesstabelle“, sagt Hesse und fügt einen weiteren wichtigen Punkt hinzu: „Und ich schaue natürlich, auf welchen Sportplatz ich muss. Bei den immer größer werdenden Spielgemeinschaften können da einige Kilometer zwischenliegen.“
Am Spieltag selbst ist der Referee etwa 45 Minuten vor Spielbeginn am Sportgelände. So bleibt ihm genügend Zeit zur direkten Vorbereitung. Mit dabei hat Hesse immer zwei Gelbe Karten. „Rote nehme ich nur eine mit, die brauche ich nicht so oft“, sagt er lachend und hofft, dass er auch heute Abend ohne Platzverweis auskommt.
