Jean-François Drożak: Er zeigt, was Theater bewirken kann

Mit Preis ausgezeichnet

Jean-François Drożak: Er zeigt, was Theater bewirken kann

Ein Mann, viele Wurzeln, ein Ziel: Teilhabe für alle. Jean-François Drożak zeigt, was Theater gesellschaftlich bewegen kann. Dafür wird der Wahl-Nürnberger ausgezeichnet.

Was ist ein belgo-brasilianischer Bayer? Jean-François Drożak bezeichnet sich als einen solchen und bringt damit seine Herkunft auf den Punkt: Wurzeln in Brasilien, Belgien und Bayern. Dann kam er zum Studium der Sozialen Arbeit nach Nürnberg. Und er blieb. Hier lebt und arbeitet er seit über 20 Jahren, und hier wird er nun für sein Lebenswerk geehrt.

Der 51-Jährige ist der Preisträger des Karl-Bröger-Preises 2025, eine Auszeichnung der Karl-Bröger-Gesellschaft Nürnberg e.V., die SPD-nah ist. Sie erfolgt in einem Alter, das manchem zu jung fürs Lebenswerk erscheinen mag. Doch Drożaks Wirken ist bereits jetzt höchst vielfältig. So hielt die Laudatio Drożaks langjährige Weggefährtin Carolin Auner, Professorin für Soziale Arbeit in München.

Sie erzählt, wie überrascht sie zunächst war, dass ein Preis “für das Lebenswerk” an einen 51-Jährigen gehen sollte: “Ich dachte: Das kriegt man doch erst mit 80. Aber dann habe ich überlegt – und gemerkt, dass sein Leben in drei andere hineinpassen würde.” Auner sprach von Drożak als einem Menschen, der sich nie ausruhe.

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Was hinter dem Preis steckt

Seit 2016 verleiht die Karl-Bröger-Gesellschaft Nürnberg e.V. jährlich die Karl-Bröger-Medaille an Menschen, die ihr Leben und ihr Herzblut in den Dienst der Stadt stellen. “Alle unsere Preisträger haben aus Liebe zu Nürnberg gehandelt”, sagt SPD-Stadtrat Michael Ziegler, der den Preis ins Leben gerufen hat. Karl Bröger war ein Nürnberger Arbeiter- und Heimatdichter.

Drożak leitet etwa die Agentur Kunstdünger, mit der er nach eigener Aussage über 300 Theaterprojekte auf die Bühne gebracht hat, an denen mehr als 2.000 junge Menschen vor Abertausenden von Zuschauern mitwirkten. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Idee: Theater als Werkzeug für Mitgestaltung und gesellschaftlichen Wandel. Jean-François Drożak habe “Theater zu einem Ort der Mitverantwortung und Selbstermächtigung gemacht”, heißt es in der entsprechenden Mitteilung. Theater ist nur eines von vielen Projekten, mit denen er gesellschaftlich wirksam wird.

Und was sagt der Preisträger selbst zu all der Ehre? Im Gespräch mit Saboerklärt Drożak: “Der Preis kommt nicht von ungefähr, denn ich habe mich im vergangenen Jahr gemeinsam mit Freunden in unserer Region gegen Antisemitismus engagiert.” Leider seien sie dafür auch kritisch beäugt und angegriffen worden. “Diese Auszeichnung ist für mich eine Art Schutzschild gegen Anfeindungen – sie gibt mir Rückhalt und Gelassenheit.”

Drożak ist etwa Mitbegründer der “Initiative gegen Antisemitismus in der Metropolregion Nürnberg”. Mit Projekten wie Jesuran, das durch Namensschilder an Briefkästen an jüdische Nachbarn erinnert, setzt er deutliche Zeichen. Auch die Nordkurve in Gostenhof, ein Raum für junge Künstler, sowie das partizipative Kunstprojekt “Das Raubkunstspiel”, das sich mit Postkolonialismus und Restitution auseinandersetzt, gehören zu seinem künstlerischen Repertoire.

“Der Preis macht mir Mut, größer zu denken”

Er erklärt, dass er durch den Preis ermutigt werde, größer zu denken. “Ich wünsche mir ein soziokulturelles Zentrum mitten in unserer Stadt, das jüdisches Leben im Alltag sichtbarer macht.” Nach seiner Vorstellung würde dieses Zentrum von Jüdinnen und Juden koordiniert. “Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass dieser Traum Wirklichkeit wird. Der Preis macht mir Mut, größer zu denken.”

SPD-Vorsitzender Nasser Ahmed betonte bei der Verleihung im Karl-Bröger-Zentrum die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur gerade in politisch unruhigen Zeiten: “Kultur ist kein Luxus, sondern Lebenselixier. Kultur kann Dinge spielerisch aufzeigen, die anders nicht gesagt werden können. Kunst fängt da an, wo Worte aufhören.” In einer Zeit, in der rechtsextreme Kräfte wieder in die Parlamente einzögen, sei es umso wichtiger, den Wert der Kultur zu verteidigen.

Verwendete Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Gespräch mit Jean-François Drożak

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