Kabeldiebstahl an Ladesäulen verursacht hohe Schäden bei Anbietern

Kriminalität

Kabeldiebstahl an Ladesäulen verursacht hohe Schäden bei Anbietern

In Niedersachsen und speziell rund um Bremen steigt die Zahl der Diebstähle an Elektroauto-Ladestationen deutlich an.

Die Spitzbuben kamen in der Nacht. Von gleich acht Ladesäulen für Elektroautos kappten sie die Kupferkabel. Tatort war die Straße Am Bahnhof in Sulingen. Dort betreibt der Anbieter „Eviny“ seit Mitte Juli mehrere Ladesäulen. Diese sind Teil des sogenannten Deutschlandnetzes. Für das Unternehmen war es bis dahin ein kurzes Vergnügen, denn nur zwölf Tage nach der offiziellen Eröffnung machten sich die Diebe über die Ladesäulen her. Aber nicht nur „Eviny“ schaute in die Röhre. Auch die Konkurrenz von EWE Go, einer Tochter der Oldenburger EWE, war betroffen. An zwei Ladesäulen an der Nienburger Straße vergriffen sich die Kabelklauer, allerdings gleich zweimal.

Im Jahr 2024 lagen die Vorfälle im niedrigen zweistelligen Bereich, in diesem Jahr, Stand heute, im mittleren bis hohen zweistelligen Bereich.

Katharina Block, Sprecherin von EWE Go

Ob zwei oder acht Säulen spielt keine Rolle, denn der Schaden für die Unternehmen beziehungsweise Anbieter ist stets hoch. Laut Medienberichten kalkulieren diese mindestens 5 000 Euro je Diebstahl ein. Alleine „Eviny“ musste nach dem Sulinger Vorfall rund 15 000 Euro aufbringen. Die hohe Schadenssumme ergibt sich, weil Ladesäulen und Kabel amtlich geeicht werden müssen. Dabei fällt der Ertrag für die Diebe eher gering aus, denn aktuell liegt der (Schwarzmarkt-)Preis für Kupfer bei vier bis zehn Euro je Kilogramm. Dies berichtet unter anderem der NDR nach mehreren Kabeldiebstählen bei Enercity Hannover, dem kommunalen Stadtwerk der Landeshauptstadt.

Dem Unternehmen geht es wie allen Anbietern im Land: Seit diesem Jahr sind die Ladesäulen in den Fokus der Diebe geraten. „Vorher waren es die Baustellen“, sagt ein Unternehmenssprecher. Den Anstieg in diesem Bereich beziffert er „im niedrigen zweistelligen Bereich“. Genaue Zahlen nennt der Sprecher mit Verweis auf die internen Auswertungen der Vorfälle nicht. Anders EWE Go. „Im Jahr 2024 lagen die Vorfälle im niedrigen zweistelligen Bereich, in diesem Jahr, Stand heute, im mittleren bis hohen zweistelligen Bereich“, schreibt Sprecherin Katharina Block auf Nachfrage der Mediengruppe Saboeiner E-Mail. „Eviny“ macht zum Anstieg keine genauen Angaben.

Immerhin: Speziell für den Landkreis Diepholz können die Unternehmen einen Anstieg nicht bestätigen. Gleichwohl häufen sich derartige Vorfälle in ganz Niedersachsen – „insbesondere im Raum rund um Bremen und entlang der A1“, erklärt EWE-Frau Block. „Eviny“ stimmt in dieses Konzert mit ein. „Auch außerhalb des Landkreises Diepholz mussten wir leider zuletzt ähnliche Vorfälle verzeichnen“, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit.

Auch die Polizei beobachtet den Umstand, dass es Diebe zunehmend auf die Elektroauto-Ladeinfrastruktur abgesehen haben – und zwar mit Beginn der zweiten Jahreshälfte, wie Thomas Gissing, Sprecher der Polizeiinspektion Diepholz, erläutert. Eine Dunkelziffer, sprich nicht angezeigte Diebstähle, gebe es indes nicht. Zudem geht Gissing davon aus, dass die Diebstähle von Ladesäulen in der Statistik nicht speziell erfasst werden. Es gehe diesen Leuten vor allem um das Kupfer. In diesem Zusammenhang tritt Gissing Spekulationen entgegen, dass es sich um Sabotage handeln könnte.

Angesichts der hohen Schäden und der damit verbundenen Kosten sind die Anbieter natürlich bemüht, dem Kabeldiebstahl an ihren Ladesäulen zu begegnen. Welche konkreten Maßnahmen die Unternehmen ergreifen, möchten sie nicht öffentlich sagen. Grundsätzlich aber dürfte gelten, was EWE Go-Sprecherin Block meint: „Wir prüfen fortlaufend Präventionsmaßnahmen und die Möglichkeiten der neuesten Sicherheitstechnik und erweitern stetig die Sicherheitsvorkehrungen an unseren Ladestationen, zum Beispiel im Bereich der Kamera- und Sirenentechnik. Die Kunden können darüber hinaus Vandalismus-Schäden über ein Formular auf der EWE Go-Website melden. Diese würden dadurch das Unternehmen unterstützen, Fälle von Vandalismus aufzuklären.“

Überdies lassen die Unternehmen durchblicken, dass sie sich untereinander austauschen. „Wir befinden uns aktuell in intensiver Prüfung und im Dialog mit Herstellern und Partnern, mit welchen technischen und organisatorischen Maßnahmen man dem Problem wirksam begegnen kann und werden diese zeitnah in Umsetzung bringen“, sagt hierzu der Sprecher von „Eviny“. EWE Go und Enercity schlagen in die gleiche Kerbe.

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