Kann Schalke aufsteigen? Olaf Thon erinnert an Klopp und Dortmund

Der FC Schalke reitet auf einer Erfolgswelle. Das ist eine Schlagzeile, die Anhänger des Revierklubs vor Saisonbeginn wohl kaum für möglich gehalten hätten. Zu schwach verliefen die beiden letzten Spielzeiten des Fußball-Zweitligisten. Sogar der Abstieg in die 3. Liga drohte. Nun aber läuft es bei S04. 21 von möglichen 27 Punkten sammelte Königsblau in den ersten neun Partien der Saison. Das bedeutet Platz zwei. Die Fans träumen vom Aufstieg. Im Verein hält man sich mit Äußerungen bezüglich einer Rückkehr ins Oberhaus aber bedeckt.

„Die Verantwortlichen tun gut daran, den Ball flach zu halten“, findet Olaf Thon, wie er im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erzählt. Das Wort „Aufstieg“ will auch die Schalke-Legende bisher nicht in den Mund nehmen. „Das ist eine Momentaufnahme“, sagt Thon mit Blick auf Schalkes gute Leistungen, erklärt aber auch: „Es ist eine klare Struktur und eine Handschrift des Trainers erkennbar. Ich habe Statistiken gesehen, dass sich die Mannschaften häufig oben gehalten haben, die nach neun Spielen Erster oder Zweiter waren mit ähnlicher Punktezahl.“

Understatement zu betreiben, ist laut Thon der richtige Weg. „Ich erinnere da an Jürgen Klopp in einem der Meisterjahre mit Borussia Dortmund. Er wollte 34 Spieltage nicht von der Meisterschaft reden und hat immer gesagt: Wenn wir nach dem letzten Spieltag deutscher Meister sind, dann können wir darüber reden.“ Der BVB schaffte es. Schalke ist von einem möglichen Aufstieg noch weit entfernt. 75 Punkte sind noch zu vergeben.

Muslic ist Vater des Erfolgs

Dass der Revierklub überhaupt so gut dasteht, habe vor allem mit dem neuen Trainer Miron Muslic zu tun, meint Thon. „Er ist schon bestimmend und eine absolute Führungsperson. Aber die Spieler folgen ihm. Sie wissen, was zu tun ist. Sie setzen den Gegner in den ersten 20 Minuten überfallartig unter Druck, sodass sie oft schon früh in Führung liegen. Dann kann man sich auf die gute Defensive um Abwehrchef Nikola Katic und Torwart Loris Karius verlassen“, sagt der Weltmeister von 1990. Würden die Partien nach 30 Minuten abgepfiffen werden, wäre Schalke sogar Spitzenreiter der 2. Liga.

Als „außergewöhnlich überraschend“ bezeichnet Thon Schalkes Saisonstart nach den Krisenjahren zuletzt. Mit einem guten Gefühl gehe der 59-Jährige, der Abteilungsleiter der Schalker Traditionself ist und als Repräsentant des Vereins agiert, an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky) in das Spitzenspiel gegen den SV Darmstadt 98. Bei fast jedem Heimspiel ist Thon in der Veltins-Arena vor Ort bei seinem Herzensverein. „Ich freue mich, dass man endlich mal in einer positiven Phase über Schalke sprechen kann“, sagt er schmunzelnd. „Die letzten Jahre waren ja harte, brutale Zeiten.“

Thon: „Das ist kein Glück mehr“

Dass Schalke noch in der laufenden Spielzeit in ähnliche Krisen rutschen könnte, glaubt Thon nicht. „Am Anfang der Saison waren ein paar knappe und glückliche Siege dabei. Aber der Erfolg in Hannover zuletzt war deutlich. Das ist kein Glück mehr“, sagt der Ex-Bayern-Spieler, der Schalke gefestigt sieht. „Aber sicher wird es auch mal eine Delle geben. Dann wird sich zeigen, ob die Mannschaft in der Lage ist, da herauszukommen. Denn dass man die 34 Spiele so durchgeht, das glaubt keiner. So blauäugig ist keiner“, weiß Thon.

Für den 52-maligen Nationalspieler ist auch das Zusammenspiel zwischen Trainer Muslic, dem Direktor Profifußball, Youri Mulder, und Sportvorstand Frank Baumann ein Faktor für den Aufwärtstrend. „Frank Baumann hat eine klare Strategie, sich entsprechend zurückzuhalten. Er will nicht derjenige sein, der sich vorne hinstellt, wenn es läuft, sondern dann da sein, wenn es nicht so läuft“, so Thon. „Miron Muslic macht da eher den offensiveren Part, und Youri Mulder ist dazwischen. Der Aufgabenbereich scheint gut aufgeteilt zu sein. Bei den Mitarbeitern kommt das gut an.“

Das alles geschehe derzeit „aber auch in der aktuellen Euphorie“, warnt Thon. Diese soll, geht es nach den Schalkern, schon am Freitagabend auf eine noch höhere Stufe gehoben werden, mit einem Heimsieg gegen Darmstadt.

Related Post

Leave a Comment