Uedesheim. Mit einer kleinen Eigenmächtigkeit hat der Heimatverein „Schönes Uedesheim“ seinen Behördenmarathon zum Einbau einer Bodenhülse auf dem Dorfplatz beendet. So soll der Erfolg gefeiert werden.
Vier Jahre lang musste der Heimatverein „Schönes Uedesheim“ den Amtsschimmel reiten, jetzt ist er am Ziel: Die Bodenhülse für einen Weihnachtsbaum auf dem Dorfplatz, für die der Bezirksausschuss Uedesheim schon im September 2021 Grünes Licht gegeben hatte, ist nun eingebaut. Zuletzt musste der Verein aber noch einmal zittern, denn dort, wo man mit behördlichem Segen zu baggern begonnen hatte, stieß man nach wenigen Zentimetern mit der Schaufel auf eine Abwasserleitung. Die hätte dort gar nicht sein dürfen.
Der Bodenfund hätte das Ende bedeuten können, beziehungsweise eine weitere Verzögerung verursachen, doch dazu ließ es der Vorstand nicht kommen. Vielleicht auch genervt von der Auflage der Verwaltung, bei 18 städtischen Unternehmen, Gesellschaften und Ämtern – einschließlich der Häfen! – Trassenpläne abrufen zu müssen, um einen leitungsfreien, also unbelasteten Standort identifizieren zu können, wurde das Loch gleich wieder geschlossen und einen Meter weiter einfach ein neues ausgehoben. „Dafür haben wir auch niemanden mehr gefragt“, gibt der Vereinsvorsitzende Rotger Kindermann zu.
Nachdem seit Montagabend die Gehwegplatten wieder festgerüttelt sind, dürfte die Hülse im Boden ja vielleicht auch schon ein wenig Bestandsschutz genießen. Zumindest plant der Verein fest mit ihr, denn am Samstag, 29. November, wird auf dem Platz vor der Uedesheimer Ladenzeile ein Tannenbaum aufgerichtet. Das Fest beginnt um 17 Uhr mit einem Trecker-Korso vom Kirmesplatz durch das Unterdorf, bevor Schulkinder und Feuerwehr den Baum noch schmücken. Dazu soll es Glühwein und zum warmen Kakao auch warme Worte für alle Helfer geben.
In Gang gekommen war das Projekt, weil der Heimatverein aus einer Kostenfalle raus wollte. Denn für den Weihnachtsschmuck in der Dorfmitte musste Jahr für Jahr ein Betonklotz herangeschafft und im Januar wieder abgeräumt werden, in den die Uedesheimer ihren Weihnachtsbaum einspannen mussten. Bei jährlichen Betonklotz-Kosten in Höhe von 400 Euro schien ein „Bodenhülsen-Invest“ rasch rentierlich. Die Investition musste der Verein selber stemmen, nachdem die Stadt schon vor Jahren von dem Vorhaben Abstand genommen hatte, selbst für eine Bodenhülse zu sorgen und auch den Stromanschluss zu ertüchtigen.
Doch der Weg zur Hülse war so beschwerlich wie „lehrreich“. Denn Kindermann lernte nicht nur, was ein „Antrag auf Genehmigung zum Aufbruch öffentlicher Verkehrsflächen“ ist, sondern auch viel über Mindesteinspanntiefe, Auskeilung, Anpralllast, Fundamentpläne – und dass eine gute Bodenhülse nur eine mit abschließbarem Hülsendeckel ist. In die darf nun ein Baum von acht Metern Größe gestellt werden. Und es findet sich sicher im Rathaus jemand, der das nachmessen wird.
(-nau sku -ani)
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