Kfz-Versicherung wird teurer: GDV stuft Regionalklassen neu ein

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Kfz-Versicherung wird teurer: GDV stuft Regionalklassen neu ein

Viele Autofahrerinnen und Autofahrer im Landkreis Rotenburg müssen sich auf höhere Beiträge in der Kfz-Haftpflichtversicherung einstellen. Der Grund: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Regionalklassen neu bewertet – und den Landkreis dabei schlechter eingestuft.

In manchen Orten in Niedersachsen steigt die Haftpflichtklasse für das Auto. Die Regionalklasse ist ein zentraler Bestandteil der Beitragsberechnung bei der Kfz-Versicherung. Sie beschreibt, wie viele Schäden in einem bestimmten Zulassungsbezirk statistisch auftreten und wie teuer sie im Durchschnitt sind. Entscheidend ist dabei der Ort, an dem das Fahrzeug angemeldet ist. Jedes Jahr wertet der GDV die Schadensbilanzen der rund 400 Zulassungsbezirke aus. Für die Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es zwölf Regionalklassen, für Teil- und Vollkasko jeweils weitere Skalen.

Jüngere Fahrer zahlen meist mehr, da sie laut Statistik ein höheres Unfallrisiko haben – ebenso wie deutlich ältere Fahrer.

Michael Diegel VGH-Kundenberater

„Die Regionalklassen spiegeln die Schadensbilanz der einzelnen Regionen wider“, erklärt der Rotenburger VGH-Kundenberater Michael Diegel. „Wie risikoreich ist eine gewisse Region? Bei uns wäre also die Frage, wie viele Unfälle im Landkreis Rotenburg passieren. Das ist nicht nur entscheidend für die Haftpflicht-, sondern auch die Kaskoversicherung. Das Risiko für Wildunfälle ist in eher ländlichen Kreisen sicher höher als in Städten, wo hingegen vielleicht das Thema Diebstahl ein drängenderes ist.“ In den letzten zwei Jahren sei der Landkreis von Änderungen verschont geblieben, so Diegel. Nun allerdings hat sich die Schadenbilanz verschlechtert. Die Folge: Der Versicherungsbeitrag steigt.

Neue Regionalklassen bei Haftpflichtversicherung: Jetzt wird das Auto teurer

Entscheidend sind laut GDV aber nicht einzelne Extremereignisse, sondern langfristige Trends. „So fließen in die Bewertung nicht nur die Zahlen des Vorjahres ein, sondern Daten aus mehreren Jahren“, erklärt Jörg Hansemann, Inhaber der VGH-Versicherungsagentur in Rotenburg. Ziel sei es, Ausreißer – zum Beispiel durch Naturkatastrophen – herauszufiltern. Die aktuelle Verkehrsunfallstatistik für den Landkreis Rotenburg zeichnet ein gemischtes Bild: Zwar ist die Zahl der registrierten Unfälle leicht gesunken – von 5 981 im Jahr 2023 auf 5 801 –, doch gleichzeitig ist die Zahl der Verkehrstoten von 11 auf 13 gestiegen. Die Zahl der Leichtverletzten legte um fast acht Prozent zu, die Unfallfluchten um fünf Prozent.

Meine dringende Bitte: halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, fahren Sie auch auf Landstraßen vorausschauend und bleiben Sie immer konzentriert.

Polizeirat Daniel Dohmberg

Besonders folgenschwer sind laut Polizeiinspektion Rotenburg sogenannte Baumunfälle, Kollisionen mit Bäumen, die sich auf Landstraßen ereignen. „Bäume verzeihen keine Fehler“, sagt Polizeirat Daniel Dohmberg. Schon eine kleine Unaufmerksamkeit bei hoher Geschwindigkeit könne fatale Folgen haben. Häufig überschätzten sich Fahrerinnen und Fahrer, verlören die Kontrolle und stießen im schlimmsten Fall gegen einen Baum. Dohmberg betont: „Meine dringende Bitte: halten Sie sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, fahren Sie auch auf Landstraßen vorausschauend und bleiben Sie immer konzentriert. Kommen Sie lieber zwei Minuten später an als gar nicht.“ Auch der Abschnitt der A 1 zwischen Bremen und Hamburg bleibt unfallträchtig: 702 Unfälle im Jahr 2024 bedeuten einen Anstieg um über acht Prozent.

Neben der Regionalklasse spielt auch die Typklasse eine Rolle. „Die richtet sich danach, wie häufig ein bestimmtes Fahrzeugmodell in Unfälle verwickelt ist und wie teuer die Reparaturen durchschnittlich ausfallen“, so Jörg Hansemann. „Ein weit verbreitetes Modell wie der VW Golf ist zum Beispiel statistisch gesehen häufiger in Unfälle verwickelt.“ Für das Jahr 2025 hat der GDV für viele Fahrzeuge auch die Typklassen neu bewertet, für über zehn Millionen Autofahrer in Deutschland ändert sich dabei die Einstufung.

Und noch weitere Faktoren werden von Versicherungen bei der Beitragsberechnung berücksichtigt. „Möchte ich nur eine Kfz-Haftpflicht? Eine Teil- oder Vollkaskoversicherung? Und welche Selbstbeteiligung kommt infrage?“, zählt Michael Diegel die Möglichkeiten auf. Auch das Alter des Fahrers sowie die jährliche Fahrleistung sind von Belang. „Jüngere Fahrer zahlen meist mehr, da sie laut Statistik ein höheres Unfallrisiko haben – ebenso wie deutlich ältere Fahrer“, so Diegel. Ein zentrales Instrument ist die Schadenfreiheitsklasse: Wer unfallfrei fährt, erhält mit jedem Jahr einen steigenden Rabatt. Doch Versicherungsexperten warnen: Der Rabatt verliert an Wert, wenn die allgemeinen Beiträge stark steigen. „Die Tarifanhebung frisst dann im Prinzip das wieder auf, was man sich an Rabatt erfahren hat“, weiß Jörg Hansemann.

Bundesweit betrifft die Neubewertung der Regionalklassen über zehn Millionen Autofahrer. Etwa 5 Millionen werden dabei höher, rund 4,7 Millionen niedriger eingestuft. In Niedersachsen trifft es unter anderem auch die Landkreise Nienburg, Göttingen und Uelzen mit ähnlichen Entwicklungen wie in Rotenburg. Die günstigsten Regionalklassen finden sich in ländlichen Kreisen mit wenigen Unfällen. Der Kreis Lüchow-Dannenberg etwa hat erneut die beste Schadenbilanz. Großstädte schneiden schlechter ab: Hannover bleibt unter den problematischsten Regionen.

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