Diese Nachricht sorgte im Frühjahr für großes Aufsehen. Ingrid Kühne (56) zieht sich von den Karnevalsbühnen zurück und steigt nach der kommenden Session aus dem jecken Spektakel aus.
„Du stehst da und schreist dir die Seele aus dem Leib, weil dir kein Mensch auch nur im Ansatz zuhören kann und viele gar nicht wollen. Und all das ist nicht mehr mein Karneval“, hatte sie bei der Ausstiegsankündigung gesagt.
Ingrid Kühne: Neues Programm „Ja, aber ohne mich“ startet
Vor ein paar Wochen war die Rednerin erstmals auf dem Jeckliner dabei und spürte bei ihren umjubelten Auftritten auf dem Schiff, was ihr demnächst fehlen wird. Doch der Entschluss steht.
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Kühne möchte nur noch ihre Comedy- und Kabarett-Programme spielen. Kurz vor der Abreise des kölschen Kreuzfahrtschiffs hatte sie ihr Programm „Von Liebe allein wird auch keiner satt“ letztmals aufgeführt. Seit Ende September läuft ihr viertes Programm „Ja, aber ohne mich“.
Über dieses Stück sowie die bald folgende letzte Session sprach Kühne ausführlich mit Sabo.de.
Worauf können sich die Fans im neuen Stück freuen?
Ingrid Kühne: Auf den normalen Wahnsinn des Zusammenlebens mit Mann und Kind, auch wenn das schon 26 Jahre alt ist. Die Leute sagen oft zu mir: „Hast du eine Kamera bei uns zu Hause hängen?“ Sie erkennen sich und ihren Partner in den Nummern wieder. Die Leute lachen, weil sie sich selbst sehen. Aber auch die Männer werden nicht vorgeführt, sondern alles passiert mit einem Augenzwinkern.

Verraten Sie ein paar Beispiele?
Ingrid Kühne: Eine Nummer handelt von der Bahn. Wir haben uns ein Schöner-Tag-Ticket gekauft. Es geht um Vergesslichkeit im Alter oder das Sortieren von Namen im Handy. Männer sind da strukturierter. Bei mir steht auch „Andreas, Freund von Claudia“ oder „Ralf, Bofrost-Mann“ im Handy. Auch Spitznamen sind ein Thema. Frauen nennen sich Bine, Uli, Gaby, Männer hingegen Dicken, Langen, Fetten.
Politik spielt aber keine Rolle, oder?
Ingrid Kühne: Nein, das ist ja auch nicht lustig. Die Leute sollen einfach mal zwei Stunden entspannt lachen, sich nicht über alles aufregen. Im Alter wird man ruhiger und gelassener. Ich glaube, es liegt daran, dass wir vergessen haben, worüber wir uns aufregen wollten.
Und wann schreiben Sie das Programm für die Abschiedssession?
Ingrid Kühne: Ich gerate da etwas in Zeitnot, weil ich bis zum 17. Dezember mein Soloprogramm spiele. Am 9. Januar ist mein erster Sitzungstermin, vier Tage später wird schon die ZDF-Mädchensitzung aufgezeichnet. Das muss dann sitzen, weil es mein letztes Karnevals-Programm ist und in den Köpfen bleibt.
Wie ist denn die Gefühlslage?
Ingrid Kühne: Ich bin mit der Entscheidung nach wie vor glücklich. Aber trotzdem macht es was mit mir. Ich bin Vollblut-Karnevalistin und weiß, dass ich wasserfeste Schminke brauche, denn ich werde bestimmt sehr oft Rotz und Wasser heulen. Zu wissen, dass es ein Abschied ist, ist sehr hart. Wenn es sich 2027 oder 2028 ganz, ganz schlimm ohne Karneval anfühlt, ist es ja nicht gesagt, dass es nicht noch einen Weg zurückgeben könnte.

Also bleibt ein Hintertürchen?
Ingrid Kühne: Niemals geht man so ganz. Wer mich sehen will, kann ja ins Soloprogramm kommen. Aber wer weiß, was noch passiert. Vielleicht ändert sich ja auch etwas am Verhalten der Menschen und es gibt noch mehr Formate, wo auch wirklich zugehört wird.
Haben Sie wirklich eine Veränderung beim Publikum festgestellt?
Ingrid Kühne: Früher sind die Leute, wenn sie ein Programmpunkt nicht interessiert hat, vor die Tür gegangen und haben im Foyer gequatscht. Heute machen sie das einfach am Tisch und sorgen so für den Lärmpegel. Corona hat auch was mit den Menschen gemacht. Der Respekt vor den Menschen auf der Bühne ist bei einigen nicht mehr gegeben. Viele Präsidenten wollen ihr Publikum nicht maßregeln und haben nicht den Mut, die Störenfriede zu bremsen.
Ingrid Kühne: Letzter Auftritt steigt bei der Nippeser Bürgerwehr
Wo steigt denn Ihr letzter Auftritt?
Ingrid Kühne: Den werde ich an Karnevalsfreitag bei der Kostümsitzung der Nippeser Bürgerwehr im Pullman haben. Präsident Michael Gerhold ist schließlich mein Manager. Eigentlich war ich da nicht gebucht. Aber ein lieber Kollege verzichtet auf seinen Auftritt, bekommt aber seine Gage und ich habe meinen gewünschten Abschied.
Sind denn andere Rednerinnen in Sicht, die Sie irgendwann beerben könnten?
Ingrid Kühne: Ganz klare Antwort: Nein. Mir ist niemand bekannt. Früher waren die Vorstellabende ein echtes Sprungbrett, aber da melden sich kaum mehr Frauen an. Ich wurde damals im Saboder Schlagzeile als die „kölsche Cindy aus Marzahn“ bezeichnet. Darüber habe ich mich so gefreut. Nach dem Bericht zogen die Buchungen an, in den Sälen wurde ich anders wahrgenommen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es so für mich nach oben geht und ich mich da 15 Jahre lang halte.
Und trotzdem der freiwillige Rückzug.
Ingrid Kühne: Ich gehe davon aus, dass es wehtun wird. Ich gehe mit zwei weinenden Augen aus dem Karneval. Menschen zum Lachen zu bringen, ist das Größte, was es gibt. Das will ich auch weitermachen. Nur nicht mehr mit diesem Stress und dem Zeitdruck. Mein neues Programm läuft jetzt erstmal bis 2028, dann kommt wieder ein neues. Den Titel habe ich auch schon.
