Lidl legte vor, wenige Stunden später trudelten auch die anderen Mitteilungen ein: Kaffee wird bei einigen Discountern und Supermärkten wie Aldi, Kaufland, Edeka, Netto, Rewe und Norma wieder günstiger. „Mit der Preissenkung gibt Lidl sinkende Rohstoffpreise direkt als Preisvorteil an seine Kunden weiter“, erklärt die größte Discounterkette Deutschlands. Aldi erklärt etwas blumig, dass man damit auf die „anhaltend hohen Lebenshaltungskosten“ reagiere und sicherstellen wolle, dass der Wocheneinkauf für alle Menschen erschwinglich bleibe.
Die Preissenkungen umfassen bei den Discountern jeweils einen großen Teil des Kaffee-Sortiments. Dabei gehen die Preise für die Kilo-Packungen zumeist um einen Euro zurück. So kostet beispielsweise Bellarom Caffé Crema Ganze Bohnen bei Lidl nun 12,99 statt 13,99 Euro. Das Eigenmarkenprodukt von Aldi Barissimo Caffé Crema ganze Bohnen ist für denselben Preis zu haben. Bei kleineren Packungen mit gemahlenem Kaffee sinkt der Preis größtenteils um 50 Cent.
Die Kaffeepreise waren zuletzt stark gestiegen – nun geben sie erstmals nach längerer Zeit leicht nach. Allerdings bleiben die Produkte deutlich teurer als zu Jahresbeginn, wie Daten der Vergleich-App Smhaggle zeigen. Kaffee hat sich in den vergangenen Jahren stark verteuert. Noch 2023 zahlten Kunden für ein Kilo Eigenmarken-Bohnen weniger als acht Euro, gemahlener Röstkaffee kostete keine vier Euro. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Verbraucherpreise von Bohnenkaffee im Juni 2025 rund 45 Prozent höher als im Juni 2020.
Lebensmittel 37 Prozent teurer als 2020
Grund für den starken Preisanstieg waren höhere Rohstoffpreise, ausgelöst von Trockenheit und schlechten Ernten in wichtigen Anbauländern. Wegen der hohen Preise kaufen Verbraucher deshalb verstärkt Sonderangebote. Kaffee spielt für den Handel eine wichtige Rolle. Wie Milch oder Butter zählt er zu den sogenannten Eckprodukten, die eine besondere Zugkraft haben und Kunden in die Geschäfte locken.
Die Verbraucherzentrale NRW hatte im Sommer Preis für Kaffee verglichen und große Unterschiede festgestellt, die häufig nicht nachvollziehbar waren. Die Verbraucherschützer verglichen die Preise für 102 unterschiedliche Produkte in Pulver-, Pad- sowie Kapselform. Ihr Fazit: Am teuersten ist Kaffee in Form von Kapseln. „Hier kann der Kaffee auf ein Kilogramm umgerechnet 92,26 Euro kosten“, erklären sie.
Kleinere Packungen waren deutlich teurer als die größeren. Espresso-Kapseln desselben Markenherstellers kosteten zum Beispiel 73,75 Euro je Kilogramm in einer 88-Gramm-Packung, jedoch 50,70 Euro je Kilogramm in einer 128-Gramm-Packung, zeigte der Vergleich.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft Supermärkten und Discountern sogar vor, ihre Kundschaft zu täuschen. „Die großen Rabattaktionen entpuppen sich als bloßer PR-Gag. Nur wenige Produkte, darunter vor allem Eis, Süßigkeiten und Alkohol, sind tatsächlich dauerhaft günstiger geworden“, sagte Alina Nitsche von Foodwatch. Viele andere Lebensmittel seien teurer geworden, obwohl die Kosten für Energie und Rohstoffe wieder gesunken seien.
Seit 2020 sind die Verbraucherpreise in Deutschland insgesamt deutlich gestiegen. Zwar hat sich die Inflation zuletzt etwas abgeschwächt, doch laut Statistischem Bundesamt sind Lebensmittel immer noch rund 37 Prozent teurer als vor fünf Jahren.
