Rente im Vordergrund
Lufthansa-Streik: Wie hoch ist das Gehalt von Piloten?
Trotz Spitzengehältern droht bei Lufthansa der nächste Pilotenstreik. Hinter dem Konflikt steckt mehr als Geld – es geht um Sicherheit, Rente und Respekt im Cockpit.
Frankfurt – Wenn ein Lufthansa-Kapitän streikt, sorgt das bei vielen für Kopfschütteln. Schließlich gilt der Pilot als einer der bestbezahlten Berufe der Welt. Während viele Reisende am Gate auf ihre Flüge warten, kommen in der Öffentlichkeit regelmäßig die gleichen Fragen auf: Warum legen Menschen, die über 100.000 Euro im Jahr verdienen, ihre Arbeit nieder? Und stimmt dieses Bild vom Spitzenverdiener im Cockpit überhaupt noch?
Was Piloten heute wirklich verdienen
Laut Lohnvergleichsportal Kununu liegt das durchschnittliche Bruttojahresgehalt eines Piloten in Deutschland bei rund 90.900 Euro – von etwa 26.700 bis zu 280.000 Euro ist alles möglich. Auch Bewertungsportal Glassdoor bestätigt: Die meisten bewegen sich zwischen 61.500 und 120.000 Euro jährlich. Bei Lufthansa selbst starten Co-Piloten laut n-tv bei etwa 88.600 Euro, erfahrene Kapitäne können inklusive Zulagen über 280.000 Euro verdienen. Co-Piloten erhalten im Durchschnitt ein Jahresgehalt von rund 100.000 Euro. Kapitäne auf Mittelstrecken kommen hingegen auf etwa 135.000 Euro jährlich, was einem monatlichen Verdienst von ungefähr 8.300 beziehungsweise 11.250 Euro entspricht, berichtet der Stern.
So oder so: Das Durchschnittsgehalt liegt deutlich über dem bundesweiten Mittelwert. Trotzdem klafft die Lohnschere zwischen großen Airlines und Billigfliegern weit auseinander – bei Ryanair oder Eurowings liegen die Gehälter deutlich darunter.
Warum Piloten trotzdem streiken
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat bei der Urabstimmung Ende September 2025 mit überwältigender Mehrheit für einen Arbeitskampf bei der Lufthansa und ihrer Frachttochter Lufthansa Cargo gestimmt. Laut VC gaben 88 Prozent der Piloten der Kernmarke und 96 Prozent der Cargo-Piloten ihre Stimme ab — bei einer Beteiligung von rund 90 Prozent bzw. 95 Prozent.
Darum geht es: Rente im Vordergrund
Im Zentrum steht nicht eine Lohn- oder Gehaltserhöhung – sondern die betriebliche Altersversorgung (bAV). Die VC wirft der Lufthansa vor, dass die Umstellung der betrieblichen Rente zu deutlichen Leistungseinbußen für die Piloten geführt habe.
Konkret: Bis 2017 bot die Lufthansa noch eine klassische Betriebsrente mit garantierter Auszahlung im Ruhestand. Danach erfolgte die Umstellung auf ein kapitalmarktorientiertes Modell mit zugesicherten Einzahlungen, nicht mehr garantierten Auszahlungen. Die Gewerkschaft sieht darin eine Abwertung der Altersvorsorge. Die VC fordert nun eine deutlich höhere Arbeitgeberbeteiligung und zusätzliche Einzahlungen. Auf Seiten der Lufthansa heißt es, man sehe keine finanziellen Spielräume: Der Chef der Kernmarke betonte, die bestehende Altersversorgung sei bereits „sehr gut“ und eine Verdoppelung der Beiträge nicht tragbar.
Warum gerade jetzt?
Der Zeitpunkt des Konflikts ist kein Zufall: Das Unternehmen befindet sich in einer Phase der Umstrukturierung – inkl. Stellenabbau, Gründung von Tochtergesellschaften mit niedrigeren Kosten und hohem Kostendruck. Zudem wurden in sieben Verhandlungsrunden zwischen VC und Lufthansa keine Einigungen erzielt. Das gilt als Auslöser für die Urabstimmung.
Welche Folgen drohen?
Sollte es zu einem flächendeckenden Pilotenstreik kommen, würde das den Betrieb der Kernmarke stark treffen. Bereits bei den bisherigen Meldungen reagierte die Börse heftig: Die Lufthansa-Aktie verlor laut Frankfurter Allgemeine Zeitung bis zu 6 Prozent nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses.
Warum lohnt sich der Aufstand bei Lufthansa – trotz hoher Gehälter?
Auch wenn Piloten bei der Lufthansa gut verdienen, sind sie in einem besonderen Verhältnis zum Arbeitgeber:
- Die Verantwortungs- und Belastungsstruktur im Cockpit ist hoch – frühe Einsätze, wechselnde Zeitzonen, hohe Qualifikationsanforderung.
- Die Altersvorsorge gilt vielen Piloten als zentraler Teil der Gesamtvergütung – bei Veränderung oder Abwertung wächst der Druck.
- Wenn Arbeitgeber Tochtergesellschaften mit schlechteren Bedingungen gründen, sehen Piloten ihren Status und ihre Geschäftsgrundlage gefährdet.
- Somit ist der Streik nicht primär eine Gehaltsforderung, sondern ein Angriff auf einen Baustein der langfristigen Absicherung – der Art, wie „gut verdienen“ bei Piloten verstanden wird.
Aktuell ist noch kein Streik ausgerufen: Lufthansa und die VC haben wohl Sondierungstermine vereinbart. Währenddessen ruht die Kampfmaßnahme zumindest kurzfristig. Quellen: Kununu, Glassdoor, StepStone, n-tv, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Flugschule.de, Stern
