Düsseldorf. Der schottische Maler Peter Doig, der zwölf Jahre lang an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte, wird mit dem Praemium Imperiale geehrt – dem Nobelpreis der bildenden Kunst.
Der Schotte Peter Doig (66), einer der einflussreichsten und teuersten Maler der Gegenwart, erhält den Praemium Imperiale, den Nobelpreis der bildenden Kunst. Schon als Student in London malte er gegen den harten Ton der jungen britischen Künstler mit verlockenden Landschaften an. Mit 35 Jahren wurde er für den Turner Preis nominiert und stieg zum Liebling in den wichtigsten Museen und Sammlungen auf. Seine Kunst ist nicht wild, nicht politisch und nicht konkret, aber subversiv. Sie bewegt sich auf der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Er hat die verpönte Neo-Romantik mit einigen clownesken Typen versehen und einer wunderbaren Attitüde für das scheinbar Unheimliche. Seit seiner Professur an der Kunstakademie Düsseldorf von 2005 bis 2017 liegt ihm auch die rheinische Kunstmetropole mit vielen seiner Meisterschüler zu Füßen.
Seine Kamera ist sein steter Begleiter. Er macht permanent Schnappschüsse, lauter zufällige Bilder, wie er sagt: „Ich sehe mir die Fotos an und bin überrascht. Ich male nicht nach Fotos, das Foto ist ein Anfang, daraus entwickelt sich etwas. Ich mache auch Fotos, wenn ich gerade im Auto fahre. Ich habe dann keine Zeit anzuhalten und das Foto zu komponieren.“
Er verwebt das Gesehene mit filmischen Versatzstücken, ist er doch auch ein besessener Cineast, der in seiner Wahlheimat Port of Spain/Trinidad in seinem Atelier, einer aufgelassenen Rumfabrik, einen Studio-Filmclub betrieb und zu jedem ausgewählten Film ein Plakat malte. In unserem Gespräch berichtete er 2004: „Ich lese viel über Film im Internet. Einer der Hauptbeweggründe zur Gründung des Filmclubs war es, für mich selber Unterhaltung zu haben, Filme wieder zu sehen oder sie das erste Mal zu sehen.“
Aber er zitiert nicht – weder die Fotos noch die Filme. „Das sind alles Bauteile, die beim Zusammenmischen wichtig sind.“ Man glaubt seinen Motiven und Örtlichkeiten, meint den Urwald und den bärtigen Robinson Crusoe zu sehen; aber das ist nicht der Fall. Die Bilder können genauso von Postkarten aus anderen Regionen der Welt stammen. Oder Kombinationen von Natur und einem Gebäude wie dem von Le Corbusier in der Nähe von Metz. „Die Gegend fand ich sehr düster. Eine schwere Atmosphäre, man spürte, dass da etwas Furchtbares passiert sein musste. Das Gebäude verkörperte etwas Anthropomorphes. Es verkörperte ein Gruppengefühl und nichts Individuelles.“
Seine Werke wirken wie Sehnsuchtsbilder, aber sie verhandeln nicht das Sublime, das Erhabene, das Verklärte. Sie sind eher humorvoll, ohne lustig zu sein. Das Absurde spielt hinein. Und natürlich auch die fulminante Malerei. Die Oberflächen können einen rutschigen Schnee suggerieren und das Wasser bis zum grünlichen Tümpel oder zur rötlichen Brühe abweisend und reizvoll erscheinen. Dann erscheint ein knallrotes Kanu, das den schnurgeraden Horizont durchschneidet, aber nicht in Fahrt kommt, weil ein einsamer, bärtiger Mann wie ein Stopper in die Szene gesetzt ist. Diese schier unfassbare Atmosphäre seiner Bilder macht ihm keiner nach. Immer wirkt seine Romantik in der Auflösung begriffen. Nichts ist, wie es scheint.
Christoph Knecht, 2005 sein erster Student, inzwischen selbst Professor, sagt über seinen Lehrer: „Doig war alle sechs Wochen da. Er hat mir beigebracht, cool zu bleiben, locker. Nicht durchzudrehen, wenn man ein Bild verkauft. Wir machten viele Ausflüge, waren im Prado, eine Woche in Madrid, eine Woche in London. Wir sind nach Trinidad geflogen, waren in Basel, in Holland. Wenn er da war, gab er Gas von morgens 10 bis morgens um 3, und dann noch die Kneipe. Sein Ansatz war, uns viel zu zeigen. Ich habe dank seiner Initiative von einem Austausch mit der Royal Accademy in London und mit San Francisco zustande.“
Info Peter Doig wurde 1959 in Edinburgh geboren; seine Werke erzielen auf Auktionen bis zu 30 Millionen Pfund.
(H.M. / los)
Mehr von RP ONLINE
