Um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln, sind laut Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefragt. Ein Weg, um das zu erreichen, ist nach Ansicht der Bundesregierung ein Anheben der wöchentlichen Höchstarbeitszeit.
Wöchentliche Höchstarbeitszeit: Das planen Merz und Co.
Merz forderte in der Vergangenheit bereits regelmäßig „wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten. Mit Viertagewoche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können“, zitiert unter anderem Focus Online den Kanzler. Als einen Hebel zur Erreichung dieses Ziels betrachtet man die wöchentliche Höchstarbeitszeit.
„Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD plant die neue Bundesregierung […], die tägliche Höchstarbeitszeit durch eine wöchentliche
zu ersetzen. Dies würde Arbeitstage von über zehn Stunden gesetzlich ermöglichen […] und soll laut Bundesregierung zu einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben führen“, heißt es dazu in einer neuen Studie des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts WSI der Hans-Böckler-Stiftung.
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Längere Arbeitstage – weniger Erholung
Diese zeigt allerdings auch, dass fast drei Viertel der Beschäftigten in Deutschland die geplante Reform der Arbeitszeitregelung skeptisch sehen. Sie fürchten vor allem gesundheitliche Belastungen durch die Abschaffung der täglichen Arbeitsbegrenzung. Auch die Vereinbarkeit von Job und Familienleben würde leiden.
Gerade Frauen rechnen laut WSI häufiger mit negativen Auswirkungen, da sie neben ihrer Erwerbsarbeit oft auch den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Die Studienautorinnen Yvonne Lott und Eileen Peters kommen zu dem Schluss, dass eine Abschaffung der täglichen Arbeitszeitgrenze zugunsten einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit weder notwendig noch sinnvoll sei. Schon heute arbeite etwa jede*r achte Beschäftigte gelegentlich mehr als zehn Stunden am Tag.
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Wirtschaft fordert mehr Flexibilität
Arbeitgeberverbände wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unterstützen laut n-tv die geplante Reform. Sie argumentieren, dass starre tägliche Grenzen nicht mehr zur heutigen Lebens- und Arbeitsrealität passen. In der Gastronomie etwa sei mehr Flexibilität gefragt. Eine Wochenarbeitszeit wie in anderen EU-Staaten sei sinnvoller.
Auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert dringend eine Anpassung der Regelungen. Aktuell erlaubt das Arbeitszeitgesetz bereits gewisse Ausnahmen: „Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden.“
Doch viele Unternehmen stoßen bei der Umsetzung flexibler Modelle auf organisatorische Hürden. Gleichzeitig zeigt eine DGB-Umfrage, dass über die Hälfte der Beschäftigten gerne weniger arbeiten würde – nicht länger, wie es die geplante wöchentliche Höchstarbeitszeit suggeriert.
Quellen: Focus Online, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts WSI der Hans-Böckler-Stiftung, n-tv, Gesetze im Internet
