Mehr Europa, mehr Frankfurt wagen

In den vergangenen Jahren haben sich einige deutsche Unternehmen für einen Börsengang in den USA und gegen die Mainmetropole entschieden. Zeit, den Standort voranzubringen – und die Wirtschafts- und Finanzmacht EU zu stärken.

Wenn es um Geld geht, führt kein Weg an Frankfurt vorbei. Eigentlich. In den vergangenen Jahren schauten aber viele Unternehmen vor allem in die USA, wenn es etwa um einen Börsengang ging. Manch deutsche Firma entschied sich lieber für New York mit dem großen Finanzmarkt USA im Rücken als für die Mainmetropole.

Ein Grund: Der fehlende gemeinsame Kapitalmarkt in der EU. Gerade eröffnet sich die Chance, das zu ändern. Denn die USA schauen politisch mehr auf sich, die Europäer sind geradezu gezwungen, sich auf ihre Wirtschaftsmacht zu besinnen.

Wie wichtig das Thema ist und der Fokus auf Deutschland, zeigt sich beim Frankfurt Finance & Future Summit in Frankfurt.

Zum Auftakt spricht Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, über die Mainmetropole, den wichtigsten europäischen Finanzplatz.

Christiane Goetz-Weimer, Verlegerin der WEIMERMEDIA GROUP, die den Gipfel ausrichtet, eröffnet mit einer deutlichen Rede für den Standort und mehr Machen.

„Jetzt ist der Moment, die europäische Wettbewerbsfähigkeit voranzubringen“, sagt Bettina Orlopp, Vorstandsvorsitzende der Commerzbank. „Wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam die Weichen in Richtung Investitionen stellen, schaffen wir die Grundlagen für neues Wachstum. Hierfür braucht es entschlossene politische Schritte bei den notwendigen Strukturreformen.“ Die Spitzenmanagerin diskutiert beim Kongress unter anderem mit Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Bundesbankvorstandsmitglied Michael Theurer über Wege zu mehr „Europa zuerst“.

Auch Nurten Erdogan, Finanzchefin der ING Deutschland, setzt auf gemeinsames Vorgehen. „Europa wird stark, wenn Wirtschaft und Politik entschlossen zusammenstehen“, sagt sie. „Harmonisierung und Flexibilität sind kein Widerspruch – sie sind gemeinsam der Schlüssel für stabile, innovative und zukunftsfähige Finanzmärkte.“ Nur wer Verantwortung teile und gemeinsam handele, setze ein klares Zeichen im globalen Wettbewerb.

André Munkelt, Vorstandsvorsitzender von Morgan Stanley Europe, sieht es ähnlich: „Für eine starke europäische Wirtschaft sind stabile und wettbewerbsfähige Finanzmärkte entscheidend.“

Eine Idee: Mehr Kreativität im Finanzwesen, was dann auch die deutsche Volkswirtschaft als größte innerhalb der EU voranbringen könnte. „Wenn wir Digitalisierung, Kapitalmarkt und Innovation konsequent zusammenbringen, schaffen wir die Basis für nachhaltiges Wachstum“, sagt Lukas Enzersdorfer-Konrad, CEO von Bitpanda. „Dafür braucht es klare Regeln – und den Mut, neue Technologien wie digitale Assets fest in die Finanzwelt zu integrieren.“ Bitpanda ist ein Finanzdienstleister, über den unter anderem Kryptowährungen gehandelt werden können.

Ein weiteres Thema ist immer wieder die enge Regulierung der Banken, die vor einer weiteren Finanzkrise wie 2008/9 schützen soll, manchem in der Branche aber zu weit geht und zu viel kostet. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagt, seine Regierung baue die Unterstützung für die hessischen Unternehmen kontinuierlich aus: ob durch den Abbau bürokratischer Hürden, durch Beratung und Förderung bei der digitalen Transformation oder durch den flächendeckenden Glasfaserausbau.

„Eine starke Realwirtschaft benötigt verlässliche Finanzierungsmöglichkeiten für Wachstum und Innovation“, ergänzt Hessens Finanzminister Ralf Alexander Lorz. „Als Landesregierung setzen wir uns deshalb mit Nachdruck für eine Regulierung mit Augenmaß ein, die der heimischen Finanzwirtschaft zugutekommt und die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Frankfurt stärkt.“

Und auch die Bundespolitik ist gefragt. Denn was nützt ein starker Finanzplatz im Herzen Deutschlands, wenn die Unternehmen, die ihn nicht nutzen könnten, schwächeln? Oder gar durch Bürokratie ausgebremst werden?

„Mit unserer Investitionsoffensive haben wir den Grundstein für ein neues Kapitel der deutschen Zukunft gelegt“, sagt Michael Schrodi, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesfinanzministers (SPD).

„Wir modernisieren nicht nur – wir machen Deutschland zum Transformationshub.“ Besonders durch die Ergänzung privater Investitionen entfalte die Bundesregierung das volle wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial des Landes. „Dafür bauen wir unseren starken Finanzstandort aus und sorgen für spürbare Entlastungen, die Investitionen und Innovationen erleichtern.“

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