Am Tisch ist es ganz still, als Christian Henze die erste Kostprobe nimmt. Der TV-Koch hebt eine Augenbraue leicht an, kaut, spießt mit der Gabel ein paar Spätzle auf, schweigt und blickt dann zu Frederik Garlin und Manuel Lauble hinüber. Er lächelt nicht, sein Gesichtsausdruck wirkt eher streng. Und der Inhaber vom Rotenberger Weingärtle sowie sein Koch sitzen angespannt auf ihren Stühlen.
Ein Kameramann filmt das Geschehen auf der Terrasse mit Aussicht auf Uhlbach. Die Fernsehshow „Mein Lokal, Dein Lokal“ nimmt gerade fünf Stuttgarter Restaurants unter die Lupe, im neuen Jahr ist die Sendung dann im Fernsehen zu sehen. Während vier Restaurants noch geheim bleiben, darf beim Weingärtle Christian Henze über die Schulter geschaut werden.
Ein Trick für den Spätzlesteig vom Sternekoch
In der Küche hat der TV-Koch zuvor mit Manuel Lauble den Spätzlesteig zubereitet. Dem Kollegen zeigte er dabei einen Trick: Die Schüssel schräg halten und dann mit der Hand Luft in den Teig schlagen. „So wird es einen Tick besser“, sagt der 57-Jährige, der neben den Fernsehauftritten eine Kochschule betreibt und unzählige Kochbücher verfasst hat. Jüngster Sterne-Koch Deutschlands war Christian Henze, als er 1999 erstmals von Michelin mit einem der begehrten Sterne ausgezeichnet wurde. Das Restaurant betrieb er zehn Jahre lang.
In der Sendung sei es seine Aufgabe, die Gastronomen vorzustellen, Fragen zu stellen und Tipps zu geben. Er spricht vom „beliebtesten Kochformat“ im deutschen Fernsehen“. Im Weingärtle ist er zum Dreh der „Homestory“. Später besuchen sich die fünf Gastronomen gegenseitig und bestellen sich Gerichte von der Speisekarte, was jeweils einem Tag Dreharbeiten entspricht. Wer die meisten Punkte bei den gegenseitigen Testessen erzielt, gewinnt den Wettbewerb bei „Mein Lokal, Dein Lokal“.
Weingärtle-Inhaber Frederik Garlin sei gefragt worden, ob er nicht an der Sendung teilnehmen will. „Klar, machen wir gerne“, lautete seine Antwort, allein aus Marketing-Gründen. Dabei braucht sein Restaurant in Rotenberg eigentlich keine Werbung mehr, es ist meistens ausgebucht. Er wolle aber zeigen, dass die schwäbische Küche auch von jungen Leuten gepflegt werde, und dass Tradition und Moderne gut zusammenpassen. „Das ist ein Herzensthema von mir, da bin ich persönlich stolz drauf“, sagt er.
Außerdem finde er Feedback „enorm wichtig“, um sich verbessern zu können. Nur der Auftritt vor der Fernsehkamera sei für ihn „total ungewohnt“, wie er sagt. „Wir sind Gastronomen, von uns hat noch keiner in einem Blockbuster mitgespielt.“
TV-Koch: „Herr Kollege, ich freue mich“
Beim Dreh auf der Terrasse bleiben Frederik Garlin und Manuel Lauble dann trotz Nervosität recht cool. Nach langen Sekunden werden sie erlöst: Die Karotten fand Christian Henze zwar etwas zu bissfest, die Trollinger-Lemberger-Soße „sehr stark gebunden“, aber die geschmorten Schweinebäckchen perfekt gegart, gut gewürzt und die Spätzle sogar sensationell. „Herr Kollege, ich freue mich, gut gemacht“, lautet sein Urteil.
Für den TV-Koch stimmt in dem Lokal eigentlich alles: der Ausblick natürlich, das Konzept, die Authentizität und die beteiligten Personen, „die alle in eine Kerbe schlagen“. Regionales Essen von regionalen Produzenten und der Wein vom Weinberg vor der Terrasse – „Die Sache ist sehr rund“, sagt Christian Henze.
Für ihn sei es „eine tolle Woche“, denn die anderen vier Restaurants seien auch „sehr spannend“. Stuttgart habe gastronomisch einiges zu bieten, „von der Sternegastronomie bis zur sensationell guten Pizza“.
