Mit oder ohne Milei
Milliarden-Rettung für Argentinien: Warum Trump sein eigenes Hilfspaket sabotiert
Trump koppelt US-Hilfe an Mileis Wahlsieg: Verliert Argentiniens Präsident die Parlamentswahl am Sonntag, sind die Milliarden der USA „weg“.
Buenos Aires – Donald Trump inszeniert sich öffentlichkeitswirksam als Unterstützer von Argentiniens Präsident Javier Milei. Er hilft dem Ultraliberalen mit gemeinsamen Fotos, Dollarnachschub und der symbolischen ideologischen Rückendeckung durch die USA, die vor allem für das Vertrauen der Finanzinvestoren wichtig ist.
Doch Trump selbst hat Anfang der Woche zugegeben, dass Argentiniens Ökonomie am Boden liege. „Ich mag Milei, aber machen wir uns nichts vor“, sagte er. „Sie haben kein Geld, sie haben nichts, Argentinien stirbt.“ Der US-Präsident fährt in Bezug auf Argentinien zweigleisig: Er will Argentiniens Präsident ideologisch pushen, doch wenn das Land ökonomisch crasht, will er nicht damit in Verbindung gebracht werden.
„America First“ auch in Lateinamerika – Trumps Hilfe für Argentinien ist ideologisch geprägt
Laut Politikwissenschaftler und Lateinamerika-Experte Hans-Jürgen Burchardt von der Universität Kassel gilt auch für Trumps Politik in Argentinien: „America First“. „Es gibt keine klare US-Strategie für Lateinamerika, Trumps Politik ist vor allem nationalistisch ausgerichtet“, sagt er im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau von Ippen.Media. Die großen Versprechen aus Washington könnten schnell platzen.
Der aktuelle Stand der US-Hilfe für Milei ist folgender: Die US-Regierung will gemeinsam mit privaten Akteuren ein weiteres milliardenschweres Hilfspaket für die angeschlagene argentinische Wirtschaft auf den Weg bringen. „Wir arbeiten an einem Paket in Höhe von 20 Milliarden Dollar (rund 17 Milliarden Euro)“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent Mitte Oktober. Damit belaufe sich die Unterstützung für Argentinien bald auf „insgesamt 40 Milliarden Dollar“.
Finanzhilfe aus den USA sind an Wahlsieg Mileis bei den argentinischen Parlamentswahlen gekoppelt
Doch die Hilfe hängt an einer entscheidenden Bedingung: Sollte Milei die Parlamentswahlen am Sonntag (26. Oktober) verlieren, will Trump die instabile Wirtschaft Argentiniens nicht stützen. Bei einem Treffen mit Milei im Weißen Haus machte Trump dies unmissverständlich klar: „Wenn Milei nicht gewinnt, werden wir nicht großzügig mit Argentinien sein“. Die USA würden ihre Zeit nicht verschwenden. Noch expliziter wurde er mit den Worten: „Wenn er gewinnt, bleiben wir bei ihm. Und wenn er nicht gewinnt, sind wir weg.“
Laut Lateinamerika-Experte Burchardt will der US-Präsident Milei mit den neuen angekündigten Dollars etwas Luft bis zur nächsten Wahl verschaffen. „Wieder wird deutlich, dass nicht ökonomischer Sachverstand, sondern politische Kumpanei das Handeln Trumps bestimmt. Das Tragische daran: Das ist ein Zusammenbruch auf Raten. Die Verschuldung steigt enorm, die Zeche zahlt die Bevölkerung.“
Investitionen in Argentinien sichern den USA Rohstoffe und stärken globale Rechte
Egal wie die Wahlen ausgehen, die Wechselkursspiele mit dem argentinischen Peso haben Finanzspekulanten, Banken und US-Investoren bereits dicke Profite gesichert. Sollte Milei verlieren, könnten sich Anleger schnell zurückziehen und so den argentinischen Peso wieder in die Inflation treiben. Die US-Regierung und Geldgeber wie der IWF haben sich durch ihre Finanzhilfen an Argentinien Zugang zu ökonomischen Assets des Landes und Rohstoffen wie Uran, Lithium, Erdöl, Gas und seltenen Erden gesichert – und Argentinien hat ein weiteres Stück Autonomie verloren.
Es geht um den weltweiten Versuch, die extreme Rechte und Teile des Konservatismus international zu verbinden. Und da ist Milei, der sich selbst als Heilsbringer und Katalysator einer neuen internationalen extremen Rechten inszeniert, natürlich wichtig.
Politikwissenschaftler, Hans-Jürgen Burchardt
Doch wirtschaftlich spiele Argentinien insgesamt eine untergeordnete Rolle für die USA, sagt Burchardt. „Es geht mehr um den weltweiten Versuch, die extreme Rechte und Teile des Konservatismus international zu verbinden. Und da ist Milei, der sich selbst als Heilsbringer und Katalysator einer neuen internationalen extremen Rechten inszeniert, natürlich wichtig.“
Sollten die Linkspopulisten bei den Parlamentswahlen gewinnen, würde dies Trumps Strategie einer ideologischen Allianz mit rechtspopulistischen Bewegungen weltweit einen empfindlichen Dämpfer versetzen.
Kritik in den USA wächst – Bauern kritisieren Hilfe für Agrarkonkurrent Argentinien
In den USA selbst stößt die Milliardenhilfe für Argentinien auf breites Unverständnis, da sich die Vereinigten Staaten selbst im Shutdown befinden und an allen Ecken das Geld fehlt. Dass die US-Regierung in diesen schweren Zeiten 20 Extra-Milliarden für Milei bereitstellt, verärgert auch Republikaner. US-Finanzminister Bessent relativiert die Hilfe laut NTV deshalb und behauptet, die Milliarden für Milei seien kein Rettungspaket, sondern „eine Brücke“ in eine goldene Zukunft Argentiniens sowie gegen den Einfluss Chinas in der Region gerichtet.
Neben der Opposition gehen in den USA vor allem Bauern auf die Barrikaden gegen die US-Hilfe für den argentinischen Markt. Während etwa Sojaverkäufe nach Asien in den USA aktuell durch Trumps Zollpolitik stark einbrechen, kann Argentinien durch die stabilisierte Währung und Mileis Senkung von Exportsteuern kräftig nach China exportieren. Viele Fragen sich: Warum hat unser Finanzministerium Geld für Argentinien, nicht aber für uns. (Quellen: AFP, NTV, Der Standard, eigene Recherche) (lm)
