Elon Musk muss um einen wichtigen Auftrag der amerikanischen Raumfahrtbehörde
NASA
bangen: US-Verkehrsminister Sean Duffy, der im Moment auch die NASA kommissarisch führt, sagte gegenüber dem Fernsehsender CNBC, er wolle einen an Musks Unternehmen SpaceX vergebenen Auftrag zur Entwicklung einer Mondlandefähre noch einmal neu ausschreiben.
Als mögliche Alternative nannte Duffy ausdrücklich Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der Minister zeigte sich unzufrieden mit den Fortschritten von
SpaceX
und wies darauf hin, dass die NASA sich mit ihren Mondmissionen unter Zeitdruck sehe. US-Präsident Donald Trump wolle noch in seiner laufenden Amtszeit eine Rückkehr amerikanischer Astronauten zum Mond, außerdem befinde sich das Land in einem Rennen mit China. Die dortige Regierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 Astronauten zum Mond zu bringen. Duffy sagte, SpaceX sei zwar ein „tolles Unternehmen“, liege aber in seinem Zeitplan zurück: „Wir werden nicht auf ein einzelnes Unternehmen warten.“
Der Auftrag, um den es nun auf einmal wieder Ungewissheit gibt, ist Teil des Programms „Artemis“, mit dem die NASA an ihre ruhmreichsten – und auch lange vergangenen – Zeiten anknüpfen will. Sie will damit zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren wieder Amerikaner zum
Mond
bringen. Im Rahmen der „Apollo“-Missionen haben zwischen 1969 und 1972 schon einmal insgesamt zwölf US-Astronauten den Erdtrabanten betreten.
Das Artemis-Programm, benannt nach Apollos Zwillingsschwester in der griechischen Mythologie, wurde 2017 angestoßen, also in Trumps erster Amtszeit. Unter Joe Biden wurde es weiterverfolgt. Eigentlich war schon einmal geplant, bis 2024 eine Mondlandung mit Astronauten zu schaffen, aber wie so oft in der Raumfahrt kam es zu erheblichen Verzögerungen. Die erste unbemannte Testmission Artemis 1 fand 2022 statt.
Eine Variante von Starship
Der nächste Schritt ist Artemis 2, ein Flug von vier Astronauten in die Mondumlaufbahn, die aber noch nicht auf dem Mond landen. Dies ist im Moment für April nächsten Jahres geplant, wobei Duffy jetzt sagte, die Mission könnte auf Februar vorgezogen werden. Die dritte Artemis-Mission soll dann diejenige sein, bei der Astronauten wieder den Mond betreten, und hier kommt auch die Landefähre von SpaceX ins Spiel. Sie steht derzeit noch für Mitte 2027 im Zeitplan der NASA, dies gilt aber unter Fachleuten als unrealistisch, und auch Duffy selbst nannte jetzt 2028 als Ziel.
SpaceX hat den Auftrag zur Entwicklung einer Landefähre schon 2021 bekommen. Er war zunächst mit 2,9 Milliarden Dollar dotiert, mittlerweile sind es mehr als vier Milliarden Dollar. SpaceX will für die Landefähre eine Variante seiner Rakete „Starship“ verwenden. Dies ist die größte und leistungsstärkste Rakete, die jemals gebaut worden ist. SpaceX führt gerade Testflüge für sie durch und hat erst vor wenigen Tagen den elften Versuch absolviert. Einige dieser Tests endeten mit Explosionen, aber diese letzten beiden Flüge waren weitgehend erfolgreich.
Die Landefähre für SpaceX soll nach derzeitiger Planung bei den Missionen Artemis 3 und Artemis 4 zum Einsatz kommen. Auch
Blue Origin
hat schon einen Auftrag für eine Landefähre im Rahmen des Artemis-Programms bekommen, und zwar für die fünfte Mission. Dieser Auftrag wurde 2023 vergeben und hat einen Wert von 3,4 Milliarden Dollar. Damals wurde 2029 als Zieldatum für den Flug ausgegeben, aber auch das gilt mittlerweile als unwahrscheinlich.
„Sean Dummy“
Ob Blue Origin überhaupt in der Lage wäre, schon deutlich früher eine einsatzfähige Landefähre zu liefern, ist völlig unklar. Musk äußerte auf seiner Plattform X umgehend Zweifel daran und sagte, Blue Origin habe noch nie eine bedeutende Nutzlast in den Weltraum gebracht, „geschweige denn zum Mond“. SpaceX sei im Vergleich zum Rest der Raumfahrtindustrie so schnell „wie ein Blitz“. Musk sagte sogar voraus, Starship werde am Ende für das komplette Mondprogramm eingesetzt werden – versuchte also offenbar, Zweifel daran zu wecken, dass Blue Origin überhaupt in der Lage sein werde, seinen Auftrag für die Mission Artemis 5 zu erfüllen. Blue Origin sagte selbst nur in einer kurzen Stellungnahme, das Unternehmen sei „zur Unterstützung bereit“. In jedem Fall scheint Musk erbost über Duffy. Er beschimpfte ihn auf X als “Sean Dummy“.
Mit dem Artemis-Programm will die NASA nach eigener Aussage zum ersten Mal eine „Langzeitpräsenz“ auf dem Mond einrichten. Die Erkenntnisse aus diesen Missionen will sie nutzen, um eines Tages auch Astronauten zum Mars zu bringen.



