Umweltproblem
Müllberg bei Altkleider-Containern wächst – Landkreis greift ein
Die Abfallbehörde in Verden ermittelt und fordert die Recyclingfirma auf, den Müll am Parkplatz Hohe Leuchte zu beseitigen.
Verden – Der oder die eine oder andere Bekannte ist lange dabei, scheint sich allerdings irgendwie schon ein wenig hinter oder unter den zahlreichen Neuankömmlingen zu verstecken. Das hellblaue Kleid, abgetragen und jetzt auch noch vom Regen und etlichen feucht-kalten Nächten durchnässt, dazu ein paar ausgelatschte Sandalen oder ein alter Lampenständer, alles schon seit geraumer Zeit abseits in der Ecke versammelt. Vielleicht schämen sie sich aber auch nur, weil sie es immer noch nicht geschafft haben, aus dem Riesen-Tohuwabohu zu verschwinden, geschweige denn, irgendjemandem auf die alten Tage noch etwas Gutes zu tun. Von Recycling keine Spur auf dem Parkplatz an der Hohen Leuchte, da, wo angrenzende Märkte in der Regel Neuware anbieten.

Was vor Wochen ein Haufen war, hat sich auf dem Parkplatz des Marktgeländes mittlerweile zu einem beachtlichen Gebirge getürmt, entwickelt vor den fünf Altkleider-Containern eine ordentliche Dynamik. Tendenz weiter steigend. Die Frage, was denn nun mit dem ausufernden Ereignis passieren muss, lässt sich nicht ohne Weiteres klären. Einer, der vielleicht helfen könnte, ist Frank Heyer. Er ist kaufmännischer Leiter beim Unternehmen Zimmermann, ein Nutzer des Parkplatzes und damit Nachbar des unseligen Haufens. Heyer blickt, wenn er denn in Verden weilt, auf den wachsenden Müllberg. Alarmiert von den Anrufen und seinen Mitarbeitern, hat er sich aus der Zentrale in Oldenburg selbst auf den Weg gemacht.
Viel Müll am Parkplatz: Landkreis muss eingreifen
Lange zu suchen braucht er auf dem Gelände nicht. Wer dort parkt, kommt an der „Sehenswürdigkeit“ kaum vorbei. Heyer ärgert verständlicherweise der Dreck vor der eigenen Haustür. Nicht gut fürs Geschäft, die Leute reden drüber. Dennoch fühlt er sich – ebenfalls verständlich – nicht zuständig. „Mit den Containern haben wir nichts zu tun, es gibt weder Absprachen noch Verträge mit den dafür Verantwortlichen“, sagt Heyer. Will er auch nicht und verweist auf schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit. Dennoch macht er sich die Mühe, mit den möglichen Eigentümern in Kontakt zu treten. Mit mäßigem Erfolg. Erst nach mehrfachen Versuchen hat er jemanden am Telefon. Als er sagt, was ihn stört, habe die Person einfach aufgelegt. Gute Manieren sehen anders aus. Auf eigene Kosten den Unrat abräumen will Heyer trotzdem nicht. „Das Geld sehe ich nicht wieder“, weiß der Geschäftsmann. Da könnte er recht haben.
Schuld sind jene, die ihre Tüten vor die bereits vollen Behälter stellen.
Henning Koröde, Abfallbehörde Landkreis Verden
Stadt und Landkreis, die für Ordnung und Sauberkeit auch vor fremden Haustüren sorgen, wissen um den Missstand an der Hohen Leuchte. Und nicht nur da. „Gibt es immer wieder. Wir gehen da hinterher“, sagt Philipp Rohlfing von der Stadt Verden. Der Landkreis hat sich mittlerweile eingeschaltet, die Untere Abfallbehörde ist zuständig. Die Container-Adresse an der Hohen Leuchte, was sich sehenswert dort abspielt, ist auf dem Schreibtisch von Henning Koröde gelandet. Der Abteilungsleiter hat sich der Sache angenommen und räumt mit einem „Missverständnis“ auf. Nicht derjenige, der Container aufstellt, ist schuld an dem Müllberg. „Schuld sind jene, die ihre Tüten vor die bereits vollen Behälter stellen. Das ist definitiv verboten.“ Wo es überhandnimmt, macht sich der Landkreis die Mühe, wird zum Detektiv, zieht, man glaubt es kaum, sogar die eine oder andere Adresse aus dem Müll. Die Strafe folgt auf dem Fuße, kommt per Post.
„Wir warten jetzt erst mal ab, was da passiert“
Im jüngsten Fall, wie an der Hohen Leuchte, passiert das auch. Aber der Müllberg, so die Erfahrung, lasse sich so dauerhaft nicht abarbeiten. Es wird, meist anonym, nachgelegt, weil alle es tun. Also muss gründlich aufgeräumt werden. Zuständig sei dafür derjenige, der die Behälter aufstelle, sagt Koröde. Doch auch er bekommt, trotz mehrfacher Versuche, niemanden ans Telefon, den er dafür in die Pflicht nehmen kann. Erst eine E-Mail mit der entsprechenden Aufforderung, auf dem Gelände rund um die Container klar Schiff zu machen, scheint die Lebensgeister zu wecken, rückt nachfolgend ein Räumkommando an. Allerdings ging dem Trupp wohl ziemlich schnell die Puste aus. Koröde staunt nicht schlecht, als er nach angeblich getaner Arbeit auf dem Gelände steht. Zwei Container sind geleert, was davor lag, rückte hingegen nur eine Station weiter, türmt sich nun komplett vor den Behältern nebenan.
Aber der Abteilungsleiter bleibt am Ball. Den Eigentümer des Geländes, die Pächter des Parkplatzes in die Pflicht nehmen oder gar auf Rechnung des Landkreises nachzubessern, kommt für ihn dabei nicht infrage. „Auf Kosten der Allgemeinheit, das könnte Schule machen“, fürchtet Koröde. Soll es aber nicht und deshalb gab’s per E-Mail ein Foto an die Recyclingfirma, verbunden mit der bissigen Frage, ob das denn ernst gemeint sei. Eine schnelle Reaktion ließ dieses Mal nicht lange auf sich warten. „Es gibt die Zusage, den Rest abzufahren“, sagt Koröde. Wie es dann weitergeht, scheint ebenfalls festzustehen und dürfte die Nachbarn Zimmermann und Co. freuen. So sollen laut einer neuerlichen E-Mail an den Landkreis die Container ganz von dem Gelände verschwinden. „Wir warten jetzt erst mal ab, was da passiert“, sagt Koröde.
