Nabu: So helfen Sie Wildvögeln im Garten

Was soll eine Zeitung über die Gartenarbeiten im Herbst noch Erhellendes berichten, das nicht schon bekannt ist? Nun, es gibt immer minimale Neuigkeiten, manchmal gar mit großen Effekten und Auswirkungen, die sich noch nicht so allumfassend herumgesprochen haben. Etwa, wenn es konkret um die Hilfe für Wildvögel geht.

Die altgedienten Garten-Experten mögen es verzeihen, wenn sie jetzt gefühlt „Altbekanntes“ serviert bekommen. Doch vielleicht gibt es doch den einen oder anderen Tipp, über den es sich lohnt, neu nachzudenken.

Da gibt es zum einen natürlich die Arbeiten, die die Vorfreude auf den Frühling befeuern, bevor überhaupt die gemütliche Vorweihnachtszeit angefangen hat und alle an die Kamine und Öfen zieht. Damit ist das Ausbringen von Blumenzwiebeln gemeint, damit es durchaus schon ab Februar wieder bunt und bunter wird und frühe Insekten ausreichend Nahrung finden können.

Zum anderen geht es um diverse „Unterstützungsarbeiten“ für die lieben Wildvögel. Solche Unterstützungsarbeiten beinhalten auch einen völlig verfrühten Frühjahrsputz. Damit ist die Reinigung von Nistkästen gemeint, die in der abgelaufenen Saison hoffentlich wieder vielen Vögeln ein sicheres Zuhause geboten haben.

Diese tatsächlich erst im Frühjahr zu reinigen, um neuen Vogelgenerationen eine saubere Unterkunft zu bieten, ließe das Leben im Winter etwas unberücksichtigt. Denn Nistkästen werden im Winter sehr gerne von Meisen, aber auch von hiergebliebenen Staren als Übernachtungsort genutzt.

Deshalb sagt Bernd Petri, Vogelexperte des Nabu Hessen: „Im Herbst nach der Vogelbrutzeit ist ein guter Moment, um Nistkästen auszubessern und das Nistmaterial zu entfernen. Da Singvögel für jede Brut ein neues Nest bauen, wäre der Kasten sonst bald voll und es könnten sich Parasiten einnisten.“

Im Frühjahr ist es sehr schwierig, die richtige Zeit für eine Reinigung abzupassen, doch ist dann eine Wohnung frisch und attraktiv.

Warum ist es aber schwierig, den Zeitpunkt abzupassen? Zum einen werden Nistkästen in den Herbst- und Wintermonaten gerne auch von Winterschlaf haltenden Tieren genutzt. Zum anderen gibt es einige Frühbrüter, die man schon im frühen Frühjahr stören könnte.

So wie viele Vögel im Laufe der Jahre gelernt haben, wie man sich auch als Nichtmeise an die Meisenknödel hängen kann, haben auch völlig artfremde, also flügellose Tiere die Behaglichkeit eines Nistkastens für sich entdeckt.

Diese Erfahrung machte in diesen Wochen auch der bekannte Ornithologe Professor Martin Kraft vom Verein Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie, als er an den Martinsweihern bei Niederwalgern einen Nistkasten säubern wollte. Nichtsahnend klopfte er vorher nicht an, weil er natürlich keine Vögel mehr darin erwartete.

Er öffnete den Nistkasten und sah in die verdutzt dreinblickenden Augen zweier kleiner Mäuschen. „Da war ich aber auch überrascht“, sagt Kraft. Eine Haselmaus sprang dann heraus, die andere blieb drin. Er machte die Klappe gleich wieder zu, um zum Ausdruck zu bringen, dass die unverhofften Bewohner über die Wintermonate durchaus weiter dort wohnen dürfen.

Nistkästen höchstens mit Wasser und Sodalauge ausspülen

Für die Nistkastenreinigung reicht ein „Basisprogramm“. Das alte Nest wird entfernt und der Kasten stubenrein ausgefegt. Bei starkem Parasitenbefall kann man auch mit klarem Wasser und gegebenenfalls etwas Sodalauge ausspülen, sagt Petri.

Dann sollte man allerdings das Kasteninnere gut austrocknen lassen, bevor der Kasten wieder aufgehängt wird. Auf scharfe chemische Reinigungsmittel oder gar Desinfektionsmittel sollte man besser verzichten, da deren Rückstände sich negativ auswirken können.

Und noch etwas: „Da Vogelflöhe und anderes Getier auf den Menschen überspringen können, sollte das Nistmaterial nicht mit in die Wohnung genommen werden. Bei der Reinigung empfiehlt es sich, Handschuhe und eventuell auch einen Mundschutz zu tragen“, sagt Petri.

Wer jetzt Bedenken hat, dass die Nistkästen auch im Frühjahr von anderen Tieren bewohnt werden, kann sich entspannen.

„Die Doppelnutzung der Kästen ist übrigens in der Regel kein Problem, denn die Nachmieter suchen die Vogelbehausungen meist erst auf, wenn die Vögel bereits ausgeflogen sind. Im Frühjahr ziehen sie häufig aus, bevor das Brutgeschäft startet“, erläutert der Nabu-Vogelexperte.

Zaunkönige bauen lieber auf alte Nester

Wer sich ein bisschen in der heimischen Vogelwelt auskennt und unter der Schar im eigenen Garten Zaunkönige und Gartenrotschwänzchen ausmachen kann, kann ein paar Nisthilfen über ein, zwei Jahre ungesäubert lassen. Denn diese Vögel bauen lieber auf bereits vorhandene Nester.

Ist die Nachfrage hoch, können natürlich weitere Nistkästen aufgehängt werden. Die meisten Nisthilfen könne man schon in zwei bis drei Meter Höhe aufhängen, meint Petri.

Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten sei dabei ideal, so vermeide man während der nächsten Brutzeit im kommenden Frühjahr und Sommer eine zu starke Sonnenbestrahlung. Zudem sollte das Einflugloch nicht zur Wetterseite zeigen.

Schwalbennester dürfen nicht entfernt werden

Wer tatsächlich Schwalbennester am Haus oder Schuppen hat, sollte beziehungsweise darf diese erst gar nicht entfernen. Zum einen kehren Rauch- und Mehlschwalben gerne zu ihren alten Brutplätzen zurück, zum anderen verbietet das Bundesnaturschutzgesetz das Abschlagen ihrer Nester.

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