Riesige Rettungsaktion
Nach Zoff im Notbiwak: Norddeutscher zieht alleine ohne Karte im Hochgebirge los und verirrt sich heillos
Dramatischer Rettungseinsatz im Karwendel: Ein Bergsteiger hatte sich im Hochgebirge verirrt, nachdem er sich im Streit von seinen Kameraden getrennt hatte.
Scharnitz – Eine Karwendeltour dreier in Mecklenburg-Vorpommern lebenden junger Männer endete am Dienstagebend nahe in Tirol (Österreich) nahe der bayerischen Grenze in einem Fiasko. Ein 25-jähriger Deutscher und zwei 17-jährige Syrer aus dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte waren bei prächtigen Wetter am Samstagabend zu einer alpinen Hochtour im Grenzort Scharnitz gestartet. Sie stiegen auf zur Breitgrieskarscharte (2388 Meter) unterhalb der Breitgrieskarspitze (2590 Meter).
Panne beim schlecht geplanten Abstieg führte zu Streit und Trennung von der Gruppe
Die Nacht zum Sonntag verbrachten die drei in der Biwakschachtel, die als Notunterkunft bei einem Wettersturz auf dem Übergang von der Pleisenhütte zum Karwendelhaus gedacht ist. Es handelt sich hierbei um eine ausrangierte Kabine eines Bergwachtrettungsfahrzeuges. Der Abstieg war am nächsten Tag war über das Marxenkar (2003 Meter) geplant.
Als sie versuchten, im Bereich des Brendelsteigs abzusteigen, scheiterte jedoch ihr Vorhaben. Da es bereits spät war, mussten sie eine weitere Nacht in einem Notbiwak im Marxenkar verbringen. Am Montagmorgen kam es laut Tiroler Tageszeitung schließlich zu einem Streit zwischen den Bergsteigern.
Der Deutsche trennte sich von seinen Begleitern und geriet – im Gegensatz zu ihnen, die Kartenmaterial hatten – beim Abstieg über das Marxenkar in unwegsames Gelände. Oberhalb eines größeren Felsabbruchs auf rund 1700 Metern Höhe kam er schließlich nicht mehr weiter und stürzte mehrfach. Dabei zog er sich Abschürfungen und Schwellungen am Bein zu. Die beiden Syrer verfügten zwar über Offlinekarten, konnten ihren Partner aber nicht mehr finden. Sie setzten ihren Abstieg fort und trafen gegen 18:45 Uhr auf einen Jäger, den sie über die Lage informierten. Der Jäger verständigte schließlich die Rettungsmannschaften.
Riesiger Sucheinsatz in Gang gesetzt: Drohnen, Helikopter und Suchhunde alarmiert
Es wurde ein großer Sucheinsatz der Bergrettung Scharnitz eingeleitet, bei dem unter anderem das Polizeihubschrauber-Team „Libelle Flir“ aus Salzburg angefordert wurde, der mit Wärmebildkamera nach dem Verirrten suchte. Parallel dazu wurden die Nachbarortsstelle, die Bergrettung Leutasch alarmiert, um gegebenenfalls eine bodengebundene Rettungsaktion starten zu können. Weiter wurden die Drohnengruppen der Feuerwehr Innsbruck und der Feuerwehr der Stadt Landeck alarmiert. Außerdem wurde die Hundestaffel der Bergrettung Tirol angefordert. Die Besatzung des Polizeihubschraubers lokalisierte den gesuchten 25-Jährigen, der mit Lichtzeichen auf sich aufmerksam machte, gegen 22:20 Uhr im Marxenkar.
„Daraufhin entschieden unsere Einsatzleiter sofort den Notarzthubschrauber der ARA Flugrettung – Station Reutte RK-2 zu alarmieren“, heißt es im Bericht der Bergrettung Scharnitz. Dieser Hubschrauber ist der einzige Hubschrauber in Tirol, der auch bei Dunkelheit Windeneinsätze durchführen kann. „In perfektem Zusammenspiel aller eingesetzten Kräfte gelang es der Crew den Vermissten mittels Nachtwinde zu retten und an unsere Mannschaft zu übergeben“, si die Bergretter weiter. „„Wir bedanken uns recht herzlich bei allen eingesetzten Kräften aus all unseren befreundeten Organisationen. Die Zusammenarbeit war perfekt!“, so der Einsatzleiter Martin Mair und Ortsstellenleiter Christoph Waltl bei Facebook.
Häufung von Einsätzen im Hochgebirge im Goldenen Oktober
Im Salzkammergut wurde eine deutsche Bergsteigerin gerettet, die am Traunsee in die Tiefe gestürzt war. Am Wochenende wurden auch vier Touristen von der Wildspitze in Tirol gerettet, da sie nachts in der Kälte beim Biwak auf 3400 Meter Höhe in Schwierigkeiten geraten waren. Im Allgäu musste die Bergwacht zu einer Junggesellenparty auf einer Berghütte ausrücken, die völlig aus dem Ruder gelaufen war.
