Kirche Werra-Meißner
Nah an den Menschen: Pfarrerin Rita Reinhardt wird in Ulfen in den Ruhestand verabschiedet
37 Jahre voller Begegnungen mit Menschen liegen hinter Pfarrerin Rita Reinhardt aus Röhrda. Nun wird sie in Ulfen, ihrer Wirkungsstätte seit 2016, in den Ruhestand verabschiedet.
Ulfen – „Für die Menschen da zu sein, mit den Menschen zu sein, mit den Menschen zu feiern“: Das ist Pfarrerin Rita Reinhardt stets wichtig gewesen. Wenn sie am Sonntag (2. November) in den Ruhestand verabschiedet wird, liegen 37 Jahre voller Begegnungen und ganz unterschiedlicher Einsatzorte hinter der 66-Jährigen. „Ich bin hineingewachsen in kirchliche Strukturen, in den Glauben“, erinnert sich die gebürtige Lippoldsbergerin (Wesertal) an ihren Weg hin zu dem Wunsch, Glauben auch mit der Hoffnung weiterzutragen, dass Menschen dadurch eine Stärkung erfahren. Als Klinkseelsorgerin war sie von 1999 bis 2016 mit einer halben Stelle zuerst in der Sonnenberg-Klinik in Bad Sooden-Allendorf, später auch in zwei weiteren tätig. Und das immer sehr gern, „weil es so unmittelbar bei den Menschen ist“. Umwege wie Verwaltungsaufgaben habe es dabei nicht gegeben. Rita Reinhardt weiß: „Für die Menschen da zu sein, das ist meins.“
Während ihrer Zeit in der Klinikseelsorge wirkte sie in vielen Gemeinden im Kirchenkreis Werra-Meißner, vorrangig im einstigen Kirchenkreis Eschwege. Parallel galt ihr Engagement über die Jahre zeitweise der Landes- und lange der Kreissynode, zuvor der Pfarrvertretung. Auch als Kreisjugendpfarrerin und in Seniorenheimen wirkte Rita Reinhardt. Dass sie Vakanzvertretungen übernahm, hatte auch den Hintergrund, dass Röhrda der Lebensmittelpunkt der Pfarrerin geworden war. Durch den Beruf ihres Ehemannes wären Umzüge in Pfarrhäuser schwer möglich gewesen, weswegen sie ab 1995 nur Pfarrstellen ohne Residenzpflicht übernahm. In die Gemeinde Ringgau war sie am 1. November 1988 gekommen – auf den Wunsch hin, durch ihren damals in Lippoldsberg lebenden Vater im nördlichen Teil der Landeskirche eingesetzt zu werden, war ihr die Pfarrstelle in Röhrda und Datterode zugeteilt worden.
An der Arbeit als Gemeindepfarrerin schätzt Rita Reinhardt die Vielfalt. Zuerst mit einer halben Stelle für Sontra ab 2012 und vier Jahre später als Pfarrerin für Ulfen, Blankenbach, Wölfterode und 2016 noch ganz neu auch Breitau und Krauthausen umfasste ihr Dienst wieder alles vom Kinder- und Schulanfängergottesdienst über Taufen, Trauungen und weitere besondere Gottesdienste bis hin zu Beerdigungen. Für Rita Reinhardt war die Pfarrstelle in Ulfen direkt ein „Glücksfall“. Nach ihrer Initiativbewerbung fand sich in Ulfen mit dem Verkauf und der anteiligen Weiternutzung eine Lösung für das damals stark sanierungsbedürftige Pfarrhaus. Wieder ganz Gemeindepfarrerin und das für fünf Orte zu sein, das sei anfangs auch angesichts der Gottesdienstplanung teils viel gewesen, erinnert sie sich. Schön sei es für sie, die als Kind selbst den Kindergottesdienst besuchte und sich als Jugendliche dafür engagierte, gewesen, wieder mit Kindern zu arbeiten. Gleichzeitig behielt die seelsorgerische Tätigkeit für sie einen hohen Stellenwert, beispielsweise bei Gesprächen vor Beerdigungen.
Dass die Pfarrerin immer alle Menschen ihrer Gemeinde im Blick hatte, wird deutlich, wenn sie davon erzählt, wie wichtig ihr spontane Besuche, besonders bei älteren Gemeindegliedern sind. Dabei entstanden immer gute Gespräche, erlebte Rita Reinhardt. Auch das gemeinsame Feiern bedeutete ihr viel. Begeistert erzählt sie vor allem mit Blick auf das vergangene Jahr von Gottesdiensten an besonderen Orten – vom gemeinsamen Erntedankgottesdienst aller fünf Orte auf einem Hof oder in einer Scheune bis hin zum ersten Gottesdienst bei einer Kneipe diesen Sommer. Denn auch Außergewöhnliches und Humor gehörte für Rita Reinhardt mit dazu. „Es erleben alle genug Schweres“, weiß die Pfarrerin.
Im Ruhestand freue sie sich auf mehr Zeit für Besuche bei alten Freunden und ihren Garten mit eigenem Obst und Gemüse. Gleichzeitig weiß die Gemeindepfarrerin: „Ich werde die Menschen vermissen, auf jeden Fall.“ Während ihr die Begegnungen als Pfarrerin fehlen werden, werde das bei Aufgaben zur Verwaltung, bei dem, „was den Blick auf die Menschen versperrt“, nicht der Fall sein. Aus praktischen Gründen wird ihre Verabschiedung am Sonntag (2. November) ab 14 Uhr nicht in der Kirche, sondern in der geräumigen Mehrzweckhalle in Ulfen stattfinden. „Ich möchte, dass alle, die kommen wollen, auch kommen können“, sagt Rita Reinhardt mit Blick auf fünf Orte und die Menschen, die sie als Pfarrerin begleitet hat. (Eden Sophie Rimbach)
