Nahwärmenetz Miesbach: Bau startet 2026 – erste Belieferung ab Herbst 2027

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Nahwärmenetz Miesbach: Bau startet 2026 – erste Belieferung ab Herbst 2027

Die zuletzt oberflächliche Ruhe in Sachen neues Nahwärmenetz in Miesbach war kein schlechtes Zeichen. Im Gegenteil: Hinter den Kulissen hat das Projekt große Fortschritte gemacht.

Miesbach – Dass bei einem solchen Projekt vieles im Untergrund abläuft, erklärt sich schon aus der Lage der Leitungen. Doch wer in den vergangenen Wochen einen Blick in die eine oder andere Baugrube in Miesbach geworfen hat, konnte dort oft zwei braune Kunststoffrohre entdecken: Platzhalter für das geplante neue Nahwärmenetz in der Kreisstadt, das – wie bei Heizungen üblich – einen Vor- und einen Rücklauf benötigt. Dass diese Baumaßnahmen bis dato nur punktuell erfolgt sind, hat seinen Grund, erklärt Projektleiter Rudolf Schoberer von der MWB Miesbach am Beispiel der Ecke Fraunhoferstraße/Marktplatz: Hier habe die Stadt Fundamente betoniert. „Da haben wir uns angehängt und Leerrohre verlegt, durch die später die Leitungen für die Nahwärme geschoben werden.“

Ab März 2026 wird das Unternehmen selbst den Spaten in der Hand halten. Dann soll der Bau der Heizzentrale am Stadtwaldrand gegenüber der Siedlung Auf der Grün starten. Dass sich dies gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan noch verzögert hat, liegt laut Schoberer und MWB-Chef Sebastian Henghuber nicht zuletzt an der aufgrund der Lage nicht ganz einfachen Suche nach einer naturschutzfachlich notwendigen Ausgleichsfläche. Dankenswerterweise habe aber ein Landwirt dafür eine 2120 Quadratmeter intensiv genutzte Wiese zur Verfügung gestellt. Sie werde 2026 mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt und damit ökologisch aufgewertet.

Bauantrag für Heizzentrale bereits bewilligt

Die Unterlagen für den Antrag nach Bundes-Immissionsschutzgesetz zum Bau des Heizhauses habe man beim Landratsamt eingereicht. Wegen „modernster Filtertechnik“ rechne man mit einem positiven Bescheid bis Ende des Jahres. Der Bauantrag sei bereits bewilligt. Auch sämtliche notwendigen Verträge, Grunddienstbarkeiten, Gutachten, Pläne und Berechnungen bezüglich des Baus und Betriebs des Heizhauses und des Leitungsnetzes sind laut der MWB abgeschlossen. Die Aufträge für Rohr- und Leitungsbau der ersten Jahre seien vergeben.

Auch wenn manche Bürger schon gezweifelt hätten, ob das Projekt überhaupt noch verwirklicht wird: „Hinter den Kulissen hat sich sehr viel getan“, versichert Schoberer. So stehe auch der genaue Trassenverlauf der Leitung im als ersten Ausbauabschnitt vorgesehenen Miesbacher Westen fest. Die Überquerung der Schlierach erfolgt laut Henghuber nicht unter der Johannisbrücke, weil hier im Anschluss die Bahngleise und diverse andere Sparten hätten untergraben werden müssen. Also entschieden sich die Planer, den Fluss mit einer eigenen Rohrbrücke (mit ausreichend Puffer für ein etwaiges Hochwasser) auf Höhe der Schinharlstraße zu überqueren. Von hier aus soll die Leitung vor zur Schützenstraße laufen und dort die ohnehin bestehende Straßenunterführung unter der Bahnlinie in die Wallenburger Straße nutzen.

Leitungsbau nicht ohne Sperrungen

Die unter dem Asphalt verlaufenden Heizrohre sollen in einer Tiefe von 80 bis 100 Zentimeter verlegt werden. Dies immer in Längen von zwölf Metern, da dies das Standardmaß für ein Leitungsteil ist. Die Muffen – also die Verbindungsstellen – werden geschweißt und anschließend mit einer Manschette überzogen, um sie durchgehend gegen Wärmeverlust zu isolieren. Die Baufirmen würden darauf achten, die Arbeiten so wenig beeinträchtigend wie nur möglich zu halten, versichert Henghuber. Da die Rohre aber unter der Fahrbahn installiert werden, komme man zumindest um einspurige Sperrungen nicht herum.

Aus Sicht der MWB haben die dann sicht- und spürbaren Bauarbeiten aber auch einen Vorteil: „Sobald wir baggern, sind wir präsent.“ Erfahrungsgemäß würde dies noch mal einen deutlichen Schub an Interessenten erzeugen. Im Schnitt würden sich 30 bis 50 Prozent der Haushalte erst in dieser Phase für einen Nahwärmeanschluss entscheiden – was durchaus herausfordernd für den Bauzeitplan sei. Aber auch aktuell sei die Vertragsquote westlich der Schlierach schon sehr gut, verraten Henghuber und Schoberer. Wer sich übrigens bereits fix für einen Anschluss entschieden hat und Sorge hat, durch die Verzögerungen ohne Heizung zu bleiben, für den werde die MWB bei Bedarf eine Übergangslösung anbieten. Die Inbetriebnahme der Heizzentrale und damit die erste Nahwärmelieferung sei für Herbst 2027 geplant.

Noch etwas mehr Geduld brauchen Interessenten in der Innenstadt. Hier soll das Netz erst 2027/28 ankommen – obwohl die ersten Leerrohre am Marktplatz schon verlegt sind.

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