Herkunft, Geschlecht, Gesundheit: Unser Leben wird von allerlei Faktoren beeinflusst, so viel ist klar. Aber selbst die einzelnen Buchstaben unseres Namens können erstaunlich große Auswirkungen haben – sogar auf Wohnort, Beruf und Partnerwahl.
Manche bemühen die Sterne oder das Schicksal, wenn das Leben mal wieder tut, was es will. Klar ist: Faktoren wie unsere Herkunft beeinflussen unseren Weg massiv. Aber spielt auch unser Name eine Rolle? Offenbar ja. Denn wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Selbst die einzelnen Buchstaben unseres Vor- und Nachnamens haben Auswirkungen darauf, welche Entscheidungen wir im Leben treffen und wie wir in der Welt wahrgenommen werden.
Der Name-Letter-Effekt lässt uns Menschen, Orte und Dinge lieben, die mit dem gleichen Buchstaben beginnen wie wir
Der “Name-Letter-Effekt” (“Namensbuchstabeneffekt”) besagt, dass wir Buchstaben bevorzugen, die in unserem Namen vorkommen, und dass diese Vorliebe sogar unsere Berufs- oder Partnerwahl beeinflussen kann. Dies schwante dem belgischen Psychologen Jozef Nuttin bereits 1977 auf der Autobahn, als er bemerkte, dass er Nummernschilder ansprechend fand, die Buchstaben seines Namens enthielten.
Daraufhin ließ Nuttin Versuchspersonen Buchstaben anhand von Skalen bewerten. Das Ergebnis: Immer wieder landeten diejenigen weit oben, die Teil des eigenen Namens waren; den stärksten Effekt zeigte der erste Buchstabe des Vornamens. So wurde 1985 der “Name-Letter-Effekt” geboren, der seitdem bei Studien in 15 Ländern bestätigt wurde.
Die Erklärung für das Phänomen: Unser Gehirn liebt so ziemlich alles, was ihm vertraut ist. Was mit uns selbst zu tun hat, was uns ähnlich ist, was wir als zugehörig erleben, bewerten wir unbewusst positiv. Manche Forschende sprechen bei der vorteilhaften Bewertung von Dingen, die mit dem eigenen Selbst assoziiert sind, von einem “impliziten Egoismus”.
Anna wird Architektin, Florence zieht nach Florida
Die Untersuchungen legen nahe, dass die Initialen unseres Vor- und Nachnamens unsere Partnerwahl (Karla liebt eher Karl als Tom), unsere Berufswahl (Anne wird Architektin), unsere Markenpräferenzen (Nazan mag Nikon) und die Wahl unseres Wohnortes beeinflussen. Eine US-Studie mit dem vielsagenden Titel “Why Susie Sells Seashells by the Seashore” zeigte etwa, dass Frauen namens Florence signifikant häufiger in Florida leben als Frauen mit anderen Vornamen. Und wenn Menschen in Teams zusammenarbeiten, die das Initial im Namen teilen, arbeiten diese häufig besser zusammen als der Rest.
Wer oben auf der Liste steht, genießt allerlei Vorteile
Aber auch der sogenannte Alphabetismus beeinflusst unseren Lebensweg nachweislich. Er besagt: Wenn das Initial unseres Nachnamens zu den Anfangsbuchstaben des Alphabets gehört, sind wir mit höherer Wahrscheinlichkeit in Schule und Studium erfolgreich, weil Lehrende uns unbewusst für klüger halten, weil unser Name am Anfang der Klassenlisten steht. US-Forschende bezeichneten diese Form der Diskriminierung als “Alphabetism” (es ist damit also nicht die Fähigkeit zu lesen gemeint).
Der Grad der Benachteiligung konnte sogar gemessen werden: Ein Abstand von zehn Buchstaben im Alphabet hat demnach ein Gewicht von zehn Prozent. Ein Schüler mit dem Nachnamen “Köster“ wird also mit zehn Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit als “herausragend“ wahrgenommen als die Klassenkameradin mit dem Nachnamen “Blumfeld“.
Die Dinge, die unser Leben formen, scheinen also vielfältiger als gedacht zu sein – zu den großen prägenden Einflüssen wie Herkunftsfamilie oder Wohnort kommen winzige, schwarze Linien, denen man nichts dergleichen zugetraut hätte: Buchstaben.
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Alphabetismus: Wie der Anfangsbuchstabe deines Nachnamens dein Leben beeinflusst
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