Frauenfußball
Nationalspielerin Jella Veit ist mit der U23 in Bad Hersfeld zu Gast
Quartier in Bad Hersfeld, Länderspiel in Fulda: Die U23-Juniorinnen des Deutschen Fußball Bundes sind derzeit in unserer Region zu Gast. Vor dem heutigen Spiel gegen England haben wir mit Nationalspielerin Jella Veit von Eintracht Frankfurt gesprochen.
Als eines der stärksten Abwehrtalente Deutschlands gehört Jella Veit zur U23-Auswahl des Deutschen Fußball Bundes, die in dieser Woche zum Trainingslehrgang in Bad Hersfeld zu Gast ist. Vor dem Auftaktspiel der U23-Länderspielrunde in Fulda gegen England (heute, 18.15 Uhr – übertragen auf YouTube, DF1 und DAZN) haben wir mit der 20-jährigen Spielerin der Frankfurter Eintracht über die besondere Trainingswoche, ihre Führungsqualitäten und Zukunftswünsche gesprochen.
Heute gegen England
Nach den Trainingstagen in Bad Hersfeld wird es für die U23-Fußballerinnen des Deutschen Fußball Bundes heute ernst: Ab 18.15 Uhr steht in der Fuldaer Johannisau der Auftakt der U23-Länderspielrunde an. Gegner ist England, übertragen wird die Partie bei YouTube, DF1 und DAZN. Wer live dabei sein möchte, kann sich online über den DFB-Ticketshop oder ab 16.45 Uhr an der Tageskasse ein Ticket sichern. Ziel des Teams von Trainer Michael Urbansky ist die Qualifikation für das Final Four-Turnier im April.
Man hört oft, Nationalmannschaftslehrgänge hätten ein bisschen etwas von Klassenfahrt. Können Sie das bestätigen?
Natürlich kommt man mit Spielerinnen im gleichen Alter zusammen und freut sich darüber, wenn man miteinander Zeit verbringen kann. Aber wir haben hier schon ein leistungsorientiertes Umfeld. Klar haben wir unseren Spaß und verstehen uns gut, aber im Fokus stehen die Entwicklung und die Spiele.
Wie haben Sie es in Bad Hersfeld angetroffen, wie sind die Bedingungen?
Wir haben hier ein schönes Hotel und gute Gegebenheiten, damit sind wir sehr zufrieden. Die Trainingsbedingungen sind auch gut, der Rasenplatz, auf dem wir trainieren, ist für die Jahreszeit in einem guten Zustand. Wir hatten bislang zwei Einheiten, die echt Spaß gemacht haben.
Heute steht das Länderspiel in Fulda gegen England an, am Montag geht es in Malmö gegen Schweden. Was haben Sie sich vorgenommen – persönlich und als Team?
Es ist für jede Spielerin etwas Besonderes, zu solch einer Maßnahme zu reisen und sich auch international beweisen zu dürfen. Persönlich ist es daher klar, dass man sich zeigen will, schließlich hat man hier eine Plattform, die nicht selbstverständlich ist. Als Team ist es unsere erste Maßnahme in neu zusammengewürfelter Formation. Ich denke, wir wollen einfach ganz schnell zusammenfinden, jede von uns möchte zeigen, was sie drauf hat, und am Ende wollen wir natürlich hoffentlich auch gute Ergebnisse erzielen.
Sie haben 2022 die Fritz-Walter-Medaille, eine Auszeichnung für den Nachwuchs, in Gold verliehen bekommen. Ihr männliches Pendant im U17-Bereich war damals Nelson Weiper vom FSV Mainz. Sein Marktwert liegt aktuell bei 15 Millionen Euro, Ihrer bei 50 000. Wie viel sagt das über den Stellenwert des Frauenfußballs in Deutschland aus?
Das ist schon ein präsentes Thema, über das auch oft gesprochen wird, aber für mich persönlich spielt es noch keine allzu große Rolle. Ich bin noch jung und mache mir aktuell darüber nicht so viele Gedanken. Ich glaube aber, dass es grundsätzlich nie darum geht, dass „Equal Pay“ herrscht und alles gleich ist, sondern mehr darum, dass man einfach erstmal die gleichen Bedingungen schafft. Sollte das irgendwann gelingen, käme vermutlich automatisch mehr Geld in den Frauenfußball.
Gleiche Bedingungen hatten Sie mehr oder weniger bis zur B-Jugend, denn so lange haben Sie in der Oberliga als einziges Mädchen unter Jungen gekickt. Danach ging es zum Hamburger SV und 2021 schließlich nach Frankfurt. Wie wichtig war der Umzug an den Main rückblickend?
Über den Schritt bin ich sehr froh, denn auch wenn ich immer Unterstützung von meiner Familie hatte, habe ich dadurch auch gelernt, neben dem Fußball selbstständig zu sein und mich fernab von zu Hause um viele Dinge selbst zu kümmern. Was das Fußballerische angeht, gibt es glaube ich irgendwann einen Punkt, an dem man bei den Jungs aus taktischer und körperlicher Sicht nicht mehr mithalten kann – für mich persönlich war es dann genau der richtige Zeitpunkt über Hamburg nach Frankfurt zu gehen.
Seit der U15 spielen Sie zusätzlich für den DFB, waren Kapitänin der U17 und gelten als robust und führungsstark. Sind Sie ein echter Leadertyp?
Ja schon. Ich mag es sehr, Verantwortung zu übernehmen und auch eine gewisse Lautstärke an den Tag zu legen. Ich denke, es ist gut, dass es Spielertypen gibt, die eher ruhiger sind und solche, die lauter sind. Mir fällt es nicht schwer voranzugehen – dafür brauche ich auch keine Kapitänsbinde. Ich mache das einfach gern, egal in welcher Rolle.
Verantwortung ist ein gutes Stichwort – trotz Ihres jungen Alters tragen Sie die inzwischen auch in der Bundesliga. Wenn Sie die Wahl hätten: Wo führt die Karriereleiter von Jella Veit in den nächsten Jahren hin?
Grundsätzlich bin ich froh, dass ich mich jetzt überhaupt erst einmal etwas etablieren kann. Das – und langfristig gesehen natürlich gesund zu bleiben – ist das Wichtigste. Natürlich würde ich aber auch irgendwann einmal gern ein großes Turnier spielen.
Jella Veit (20) stammt aus Bönningstedt nördlich von Hamburg. Sie begann im Vorschulalter beim SV Rugenbergen mit dem Fußballspielen, wechselte mit 14 Jahren zum Hamburger SV und 2021 zu Eintracht Frankfurt. Seit 2023 zählt die Innenverteidigerin zum Kader der Bundesligamannschaft und gilt als eines der stärksten Abwehrtalente Deutschlands. Seit der U15 ist sie Mitglied der Juniorinnen-Nationalmannschaften und wurde 2019 U17-Europameisterin sowie 2023 U19-Vizeeuropameisterin.
