Moderne Technik für den Tierschutz
Naturschutz im Kreis Northeim: Wie Kameras Schwarzstörchen helfen können
Der Schwarzstorch ist eine scheuer und seltener Waldvogel, der auch im Landkreis Northeim zu Hause ist. Förster und Naturschützer überwachen seine Horste. Kameras helfen, bei Problemen schnell einzugreifen. Die Art bleibt jedoch stark gefährdet.
Northeim – Die Schwarzstorchbeauftragten der Region und die Niedersächischen Landesforsten wollen gemeinsam den Lebensraum des bedrohten Vogels schützen und ihn beim Brüten unterstützen. Dazu gehören laut Kai Conrad, dem Schwarzstorchbeauftragten für die Region Solling-Vogler und Förster im Forstamt Dassel und Neuhaus, ein Kameraprojekt und der Bau von Kunsthorsten.
Bei dem Kameraprojekt werden an den Naturschützern bekannten Horsten Kameras installiert. So können die Tiere beobachtet werden. Es ermögliche bei Bedarf aber auch ein Eingreifen durch die Naturschützer, erklärt Conrad.
Das sei beispielsweise notwendig, wenn das Alttier stirbt und die Jungtiere allein zurückgelassen werden, oder wenn der Horst abstürzt.
In diesem Fall kommt die zweite Maßnahme zum Tragen: der Bau von Kunsthorsten. Schwarzstörche benutzen oft über viele Jahre hinweg den gleichen Brutplatz, erklärt Conrad. Deswegen werden an den Stellen, wo ein Horst abgestürzt ist, Kunsthorste errichtet.
Wenn der Vogel dann nach dem Winter wieder zurückkommt, findet er wieder ein Nest vor. Dies sei besonders wichtig, da der Waldstorch sehr wählerisch bei der Wahl seines Brutplatzes sei, betont Conrad.
Grundsätzlich sei es für die Naturschützer wichtig, zu wissen, wo die Horste der Störche sind. Denn nur dann können die Förster die Tiere entsprechend schützen.
Jetzt im Herbst und Winter, während der Schwarzstorch im Süden der Welt das Warme genießt, haben die Naturschützer die Gelegenheit sich um die Horste der Tiere zu kümmern.
Sie reparieren die herabgefallenen, und machen sich auf der Suche nach noch nicht bekannten Horsten, mithilfe von gemeldeten Sichtungen. Es bleibt abzuwarten, ob und wo die Tierschützer dieses Jahr vielleicht welche finden.

Der Schwarzstorch steht seit Jahren auf der roten Liste des Landes Niedersachsen und gilt somit als vom Aussterben bedroht. Zuletzt sei die Zahl der Schwarzstörche wieder leicht gestiegen, teilten jüngst die Niedersächsischen Landesforsten mit.
Im Landkreis Northeim berichtet Schwarzstorchbeauftragter Kai Conrad von rund fünf bis sieben Brutpaaren. Beispielsweise im Leinepolder, wo die Naturscouts im Sommer von mehreren Sichtungen berichteten.
Wie Conrad aber deutlich macht, ist der Vogel nach wie vor eine „extrem seltene Art“, deshalb zähle jedes Brutpaar.
Der Schwarzstorch ist anspruchsvoll
Der Schwarzstorch gilt als deutlich störungsempfindlicher und anspruchsvoller in Bezug auf seinen Lebensraum als der Weißstorch. Dadurch ist er stärker gefährdet als sein enger Verwandter und in vielen Regionen seltener anzutreffen.
Zwei Dinge fordern laut dem Schwarzstorchbeauftragten Kai Conrad den Vogel besonders heraus. Eine Herausforderung sei es, seine Jungen sattzubekommen. Schwarzstörche fressen vorwiegend Frösche, kleine Fische oder Würmer und Insekten. Sie suchen ihre Nahrung hauptsächlich in bewaldeten, ruhigen Bächen und Feuchtgebieten.
Zunehmende Dürre in den Sommermonaten führt laut dem Schwarzstorchbeauftragten aber dazu, dass kleine Waldbäche sich aufheizen und teilweise sogar austrocknen. Das erschwere die Nahrungssuche der Vögel und könne zur Folge haben, dass die Jungtiere nicht kräftig genug für den langen Flug in den Süden im Winter werden.
Conrad betont die Notwendigkeit, die Bäche nass zu halten – nicht nur für den Schwarzstorch, sondern für das Leben im Wald insgesamt.
Wählerischer Brüter
Zudem sei der Schwarzstorch stark störungsempfindlich, sagt Conrad. Zum Brüten suche sich der Vogel deshalb einen wirklich ruhigen Ort – fernab vom Menschen und hoch oben auf alten Bäumen. Dort baut der Schwarzstorch große Horste, die er oft über viele Jahre hinweg nutzt – man spricht hier von Horsttreue.
Lärm vergrämt jedoch den Storch und führt im schlimmsten Fall dazu, dass die Jungtiere einfach zurückgelassen werden. Wie der Naturschützer erklärt, sind deswegen beispielsweise Windräder für den Vogel schädlich. „Nicht, weil der Vogel in die Räder fliegt, sondern weil sie zu laut sind“, betont der Schwarzstorchbeauftragte.
Die Maßnahmen, welche unter anderem im Landkreis Northeim von Förstern ergriffen werden, sollen genau bei diesen beiden Herausforderungen einsetzen. Dass sie sich bewähren, zeigt sich laut Conrad darin, dass der Brutpaarbestand in der Region in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben ist.
Besucher aus dem Wald
Das Gefieder vom Schwarzstorch ist überwiegend schwarz, der Bauch ist weiß. Sein Schnabel und Beine sind leuchtend rot. Der hochbeinige Vogel misst stehend gut 80 bis 100 Zentimeter und hat eine Flügelspannweite von gut zwei Metern. Im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem Weißstorch, lebt er zurückgezogen in naturnahen Wäldern mit Bächen, wo er reichlich Nahrung wie kleine Fische oder Frösche findet. Der Langstreckenzieher überwintert in Afrika, südlich der Sahara.
