Einstimmiger Beschluss im Gemeinderat
Neue Wege in die Energiezukunft: Wärmeplanung für Benediktbeuern
Die Gemeinde Benediktbeuern lässt eine Wärmeplanung erstellen. Als Partner steht ihr die Bürgerstiftung Energiewende Oberland zur Seite. Der Leitfaden soll aufzeigen, wie im Ort die Wärmewende funktionieren kann.
Die Pläne sind ambitioniert: Bis 2045 möchte Deutschland klimaneutral werden. Dazu muss der Ausstoß von Treibhausgasen massiv gesenkt werden. Die Wärmewende spielt dabei eine entscheidende Rolle. Um diese auf den Weg zu bringen, sind die Kommunen per Gesetz dazu verpflichtet, bis spätestens 2028 einen sogenannten Wärmeplan zu erstellen. Dieser beschreibt, wie die Bürger künftig sinnvoll heizen können, also welche Technologien und Energieträger für die jeweiligen Ortsbereiche geeignet und möglich sind. Das Ziel ist klar: Es soll die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen überwunden und verstärkt auf erneuerbare Energien umgestiegen werden.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt’s jetzt auch in unserem regelmäßigen Bad-Tölz-Newsletter.)
Gemeinderat gibt grünes Licht
Einen solchen Leitfaden lässt nun auch Benediktbeuern von der Energiewende Oberland erstellen. Die Bürgerstiftung hat sich vor allem die Förderung regenerativer Quellen auf die Fahne geschrieben. Ihr gehören die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Miesbach sowie etliche Kommunen, darunter auch Benediktbeuern, an. Der Gemeinderat des Klosterdorfs gab in der jüngsten Sitzung einstimmig grünes Licht. „Wir sollten das auf jeden Fall machen“, meinte beispielsweise Georg Bernböck (Benediktbeurer Bürgervereinigung). Wichtig sei, befand Rudi Mühlhans (Freie Bürgerliste Miteinander), dass man anschließend auch in die Umsetzung komme.
Wie genau das Prozedere abläuft und was die Studie für jeden Einzelnen bringt, das erläuterte in der Sitzung Andreas Scharli. Der gelernte Heizungsbauer arbeitet als Berater bei der Energiewende Oberland. Er geht davon aus, dass das Konzept – vom Freistaat gibt es hierfür eine Finanzspritze in Höhe von 41 000 Euro – im Sommer 2027 fertiggestellt ist. Dann soll das Ergebnis allen Bürgern als Orientierungshilfe für künftige Investitionen zur Verfügung gestellt werden. Der entscheidende Punkt: Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. „Die Umstellung der Heizung ist frei“, betont der Fachmann. Wer möchte, könne bei fossilen Energieträgern bleiben. Scharli rechnet aber fest damit, dass diese langfristig teurer kommen als Wärmepumpe, Pellets & Co.. Allein die CO2-Besteuerung wird seiner Einschätzung nach die Preise kräftig nach oben treiben.
Im Zuge der Wärmeplanung werten Fachleute vorhandene Daten aus, unter anderem von Kaminkehrern, der Gemeinde und dem Statistischen Landesamt, und erstellen auf dieser Grundlage eine genaue Bestandsanalyse für sämtliche Straßenzüge. Dabei erfassen sie den Energiebedarf und identifizieren mögliche Potenziale.
Welche Heizungsarten aktuell in Benediktbeuern mit seinen rund 3700 Einwohnern am weitesten verbreitet sind, lässt sich nur erahnen. Anhaltspunkte bieten Erfahrungswerte und ein älterer Energienutzungsplan aus dem Jahr 2014. Auch wenn sich seitdem vor allem im Neubausektor einiges verändert hat, ist davon auszugehen, dass Ölheizungen nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen. Ein Anschluss an das Erdgasnetz besteht im Ort nicht
Für Bürgermeister Anton Ortlieb (Benediktbeurer Bürgervereinigung) ist Holz als nachwachsender Rohstoff einer der Schlüssel zur künftigen Energieversorgung. In den Wäldern der Region stehe ausreichend Material zur Verfügung, betont er – derzeit wachse mehr nach, als geerntet werde.
Scharli ist überzeugt: Die besagte Erhebung könne wertvolle Impulse liefern. Die Marschrichtung steht fest: „Wir wollen neue Wärmequellen erschließen“, betont der Energieberater. Die Heizungstechnik habe sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Neben Wärmepumpen, Pellets und Hackschnitzeln kommt seiner Ansicht nach auch die Erdwärme in Frage. Der Experte kann sich ebenso vorstellen, mit einer modernen Anlage die Energie des Mühlbachs anzuzapfen. Das Schlagwort lautet: Wasser-Wasser-Wärmepumpe.
Wärmeverbund vorstellbar
Außerdem sei ein Wärmeverbund denkbar, beispielsweise mit einer gemeinsamen Hackschnitzelheizung. Nach Ansicht Scharlis bietet sich die Dorfstraße für solch einen Zusammenschluss an. „Das wäre schon interessant“, so seine Einschätzung. Eine solche Unternehmung lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen realisieren. Erfahrungsgemäß erfordert sie eine lange Vorlaufzeit, engagierte Akteure und einen passenden Betreiber – etwa in Form einer Genossenschaft.
