Zwei spannende Neueröffnungen: Worauf sich Münchner Feinschmecker nach dem Ende der Brasserie Thi freuen dürfen.
Deutsche Wohlfühlküche und vietnamesisches Streetfood
Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere – treffender könnte ein Sprichwort die Entwicklungen rund um die Brasserie Thi in der Altstadt nicht beschreiben, deren Schließung vor eineinhalb Monaten nun so manchen Neuanfang möglich macht. Da wäre zum einen das Restaurant Elsa, das jene Räumlichkeiten übernommen und seit wenigen Wochen geöffnet hat. Geschäftsführer Lucas Kucz sei früher selbst oft Gast in der Brasserie Thi gewesen, erzählt er im Gespräch, und erkannte in ihr den idealen Standort, um sich erstmals mit einem eigenen Restaurant selbstständig zu machen.
Zuvor leitete Kucz die Gastronomie im Luxushotel Chiemgauhof in Übersee. Und auch die Küchenmannschaft, die er für das Elsa verpflichtet hat, entstammt der gehobenen Gastronomie: Küchenchef Philipp Naase kochte unter anderem im Atelier im Bayerischen Hof sowie im Falco in Leipzig und Souschef Konstantin Reichardt im Schwarzreiter sowie im Drei-Sterne-Restaurant Es:senz in Grassau am Chiemsee.
Trotz dieser Besetzung soll aber das Elsa kein Fine-Dining-Lokal sein, erklärt Kucz. Auf der kleinen Speisekarte stehen Klassiker der deutschen und österreichischen Küche, die mit Raffinesse auf den Teller gebracht werden und doch unverfälscht schmecken. Seine Interpretation eines Kaspressknödels kochte Küchenchef Naase zum Beispiel als Probeessen für Kucz und besiegelte damit ihre Zusammenarbeit.
Den runden Knödel – innen locker und außen knusprig – bettet Naase auf Tomaten und einer Schinken-Beurre-Blanc und garniert ihn mit Endivie und Parmesanchips (als Hauptspeise 27 Euro). Mit Gerichten wie diesen könnten einerseits Touristen aus den umliegenden Hotels landestypische Küche erleben, meint Kucz, und andererseits fänden hoffentlich wieder mehr Münchner mit hohem Anspruch an Wirtshausküche ihren Weg in die Innenstadt (Elsa, Bräuhausstraße 8, Dienstag bis Freitag 18 bis 24 Uhr, Samstag 12 bis 24 Uhr, Telefon 089/59998867).
Wer früher in der Brasserie Thi besonders die Wein-Empfehlungen von Sommelier David Schaubruch geschätzt hat, kann sich auch im Elsa weiterhin auf sie verlassen, denn Schaubruch ist dortgeblieben. Seine frühere Kollegin Merjem Music dagegen zog weiter und verstärkt jetzt das Team der Weinbar Avin am Glockenbach als Sommelière und Restaurantleitung.
Auf Anfrage bietet Music dort ab sofort Weinverkostungen an, die um ein begleitendes Dinner-Menü ergänzt werden können. Ab dem Frühjahr will sie außerdem Winzer-Abende im Avin auf die Beine stellen, an denen junge Winzer aus der Pfalz ihre Weine vorstellen und als Menü-Begleitung ausschenken werden (Avin, Am Glockenbach 8, Dienstag bis Samstag 18 bis 23 Uhr, Telefon 089/28940791).
Unterdessen haben die ehemaligen Betreiber der Brasserie Thi, die Brüder Thi und Vu Nguyen, bereits ein neues Projekt gestartet. Unweit von ihrem ersten Lokal in München, dem Tivu in der Rumfordstraße, wo sie seit 2019 vietnamesische Tapas servieren, eröffneten die Brüder diese Woche einen Imbiss mit vietnamesischem Streetfood und Kaffee. „Wir fühlen uns sehr wohl mit Streetfood, denn durch den Imbiss unserer Eltern in Rheinland-Pfalz sind wir damit aufgewachsen“, erklärt Vu Nguyen. Auf der Speisekarte steht ausschließlich Bánh Mì, das sind Sandwiches nach vietnamesischer Tradition, die Nguyens mit selbstgemachter Leberpastete bestreichen und mit Pickles, Kräutern und Fleisch oder Tofu belegen (ab 7,90 Euro). Dazu gibt es vietnamesischen Kaffee aus der kräftigen Robusta-Bohne, entweder klassisch zubereitet mit süßer Kondensmilch (5,90 Euro), oder als „Hanoi Style Egg Coffee“ (6,50 Euro), für den eine Creme aus Eigelb und Kondensmilch aufgeschlagen wird.
Mit dieser Masse hätten die Menschen in Vietnam nach dem Krieg versucht, frische Milch zu ersetzen, die rar geworden war, erzählt Vu Nguyen. Von der Konsistenz her, so findet er, erinnere sie an Zabaione. Etwas Zeit muss man mitbringen, bis der vietnamesische Kaffee durch den Filter gelaufen ist. Am besten genießt man ihn vor Ort, ein paar wenige Sitzplätze gibt es (Min Ga, Buttermelcherstraße 5, Montag bis Samstag 11.30 bis 20 Uhr).
