In einer MotoGP-Saison, in der die Honda-Piloten häufig unfreiwillig im Kiesbett landen, sticht einer deutlich hervor: Luca Marini. Der Italiener ist der einzige Fahrer im Feld, der 2025 bislang keinen einzigen Sturz verzeichnet hat.
Während Joan Mir bereits 19 Crashs und Johann Zarco sogar 29 verbuchen, steht bei Marini weiterhin die Null. Auf die Frage, wie ihm dieses Kunststück gelingt, reagierte Marini zunächst mit einem Lachen: “Das weiß ich selbst nicht.”
“Jedes Wochenende sage ich zu meinem Team: ‘Macht euch keine Sorgen, dieses Mal werde ich sicher stürzen, bereitet schon mal alles vor.’ Denn wenn ich stürze, dann richtig”, so Marini. Doch bislang ist es noch nicht dazu gekommen.
Wie Marini seine null Stürze selbst erklärt
Der Italiener erklärt diesen Erfolg mit einem verbesserten Gefühl für das Motorrad, besonders für den Vorderreifen: “Ich habe ein sehr gutes Gefühl mit dem Bike. Wenn ich am Limit bin und das Vorderrad rutscht, kann ich es fast immer retten. Die Honda vermittelt mir ein großartiges Gefühl in diesem Bereich – deutlich besser als früher.”
Zwar sehe man ihn selten im TV, scherzt Marini, “weil ich noch zu weit hinten bin”. Doch auch dort gehe er oft genug ans Limit. “Ich riskiere viele Male, aber die Maschine ist jetzt viel ‘freundlicher’, vor allem am Vorderreifen. Auch am Heck haben wir große Fortschritte gemacht. Früher konntest du bei Honda leicht per Highsider abfliegen, das haben wir technisch gelöst. Jetzt ist die Maschine einfacher und sicherer zu fahren.”
Markenkollege Johann Zarco, der mit der Honda zuletzt zu kämpfen hatte, zeigt sich beeindruckt von Marinis Entwicklung. Ich habe keinen Zweifel, dass Luca stark bleiben wird. Was er seit dem Sommer zeigt, ist beeindruckend.”
“Er hat großes Vertrauen aufgebaut und eine sehr gute Kontrolle über das Motorrad”, hält der Franzose fest und hebt vor allem Marinis Konstanz hervor: “Er macht nichts Spektakuläres auf der Strecke, aber er ist konstant, präzise und wiederholt seine Leistung immer wieder. Genau das ist seine Stärke.”
Im zweiten Honda-Jahr endlich angekommen
Ein Schlüssel zu seiner Stabilität scheint auch das gewachsene Vertrauen zwischen Marini und dem Honda-Werskteam zu sein. Rückblickend auf seine ersten Tests in Sepang 2024 erklärt er, dass sich das Arbeitsverhältnis deutlich verändert habe.
“Ich glaube, jetzt vertrauen sie mir wirklich. Am Anfang war ich neu, sie kamen von der Zeit mit Marc [Marquez], haben viele Rennen gewonnen. Da war ich ohne Titel nicht sofort der Nummer-1-Fahrer”, blickt Marini offen und ehrlich zurück.
“Aber nach einigen Tests und Grands Prix haben sie gemerkt, dass ich Qualitäten habe, die hier sonst keiner hat. Sie haben verstanden, dass mein Feedback wichtig ist, um wieder an die Spitze zu kommen.” Zwar fehle der erste gemeinsame Sieg noch, doch Marini ist überzeugt, dass Honda auf dem richtigen Weg ist.
“Wir sind von ganz unten gestartet, aber das Ziel ist klar: Nächstes Jahr wollen wir wieder um Siege kämpfen”, gibt der Italiener eine klare Marschrichtung vor.
Neben der technischen Arbeit legt Marini dabei großen Wert auf das Zwischenmenschliche im Team: “In der heutigen MotoGP-Ära ist die Atmosphäre in der Box extrem wichtig. Wir haben viele Events, die Leute sind gestresst. Da muss man alles unter Kontrolle haben und das Team auf die beste Weise führen.”
Die aktuelle Top 10 der Sturzstatistik 2025:
01. Johann Zarco (LCR-Honda) – 29
02. Jack Miller (Pramac-Yamaha) – 24
03. Franco Morbidelli (VR46-Ducati) – 20
03. Alex Marquez (Gresini-Ducati) – 20
04. Joan Mir (Honda) – 19
05. Marco Bezzecchi (Aprilia) – 18
06. Pedro Acosta (KTM) – 17
07. Brad Binder (KTM) – 16
08. Enea Bastianini (Tech3-KTM) – 15
09. Marc Marquez (Ducati) – 14
09. Fermin Aldeguer (Gresini-Ducati) – 14
10. Ai Ogura (Trackhouse-Aprilia) – 13
