Gemeinschaftswerk
Oberallgäu: Rund 1,7 Millionen Euro in zwei Alpwege investiert
Rechtzeitig vor der winterlichen Zwangspause im Straßen- und Wegebau, konnte das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben (ALE) jetzt zwei Alpwegeprojekte den betroffenen Wegebauverbänden und Kommunen als „fertig“ übergeben. Ein kurzer, steiler Alpweg bei Bolsterlang und ein längerer, ebenfalls baulich anspruchsvoller Alpweg am Grünten sichern dauerhaft die Erschließung von mehreren Alpen in den jeweiligen Gebieten – haben aber darüber hinaus weitere Bedeutung für die lokale Infrastruktur.
Oberallgäu – Es gehe längst um mehr, als um die klassische Funktion der Alpwege als Sicherung einer Bewirtschaftung, stellte der Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Schwaben (ALE) in Krumbach, Christian Kreye, in seiner Vorstellung der Projekte fest. Heute seien vom Alpwegebau auch der Tourismus, der Naturschutz, sowie nicht zuletzt die regionale Entwicklung betroffen und profitierten oftmals von einer zeitgemäßen Erschließung vor Ort.
„Alpwegebau ist ein Gemeinschaftswerk“, so Kreyes Fazit: Neben den Kommunen müssten die lokalen Alpwege-Genossenschaften, die Planer, die Unternehmen mit ihrem Know-how, betroffene Verbände und eben die Behörden und Ämter wie das ALE mitspielen. „Es braucht zudem die fachliche Expertise, die personellen Kapazitäten und eine finanzielle Ausstattung“, erläuterte Kreye weiter.
Rund 1,7 Millionen Euro für zwei Alpwege im Oberallgäu
Allein durch die Verbände und Kommunen seien solche Projekte nicht zu schultern. Bei den beiden Projekten in Burgberg und Bolsterlang wurden rund 1,7 Millionen Euro „verbaut“ – darunter auch Mittel des Bundes und des Freistaats Bayern. Auf Bundesebene werden solche Projekte aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz, GAK finanziert. „Ein Förderprogramm, das nicht unbedingt vermuten lässt, dass auch der Alpwegebau daraus mitfinanziert wird“, sagte ALE-Chef Kreye. Gerade diese Förderung stehe derzeit allerdings „erheblich unter Druck“, ergänzte Kreye. Er hoffe, dass Fördermittel für den Wegebau auch in Zukunft zur Verfügung stehen.
Anstöße zur Sanierung liegen Jahre zurück
Auch Bayerns Staatsminister für Europa-Angelegenheiten, Eric Beißwenger, unterstrich die Bedeutung zeitgemäßer Alpwege. Der Allgäuer Landtagsabgeordnete Beißwenger ist Präsident der Bayerischen Bergbauern-Arbeitsgemeinschaft und kennt die Bedeutung einer Erschließung, um den Unterhalt der Gebäude und die Bewirtschaftung der Alpflächen auf Dauer zu sichern. Selbst relativ kleine Zuwege seien in der Praxis wichtig, ergänzte Christian Brutscher vom Alpwirtschaftlichen Verein im Allgäu AVA.
Georg Baur, als zuständiger Projektleiter des ALE Schwaben, skizzierte die beiden „Baustellen“ und deren Besonderheiten bei den beiden Besichtigungsterminen. In beiden Fällen liegen die Anstöße zu einer Sanierung schon Jahre zurück. Beim Alpweg Bolgental begannen die Arbeiten im Sommer vergangenen Jahres. Immer wieder hatte sich der bestehende Alpweg, der ohnehin seit Jahren in schlechtem Zustand war, durch Abbrüche und Ausspülungen weiter verschlechtert und musste repariert werden, so gut es ging. „Wir standen vor der schwierigen Aufgabe, den Fahrweg dauerhaft zu sichern“, sagte Baur beim Ortstermin.
Es gelang, weitestgehend auf der bestehenden Trasse zu bleiben, und es waren keine Ausgleichsflächen zu schaffen. Die Breite des erneuerten Weges beträgt 3,5 Meter, in Kehren 4,5 Meter. Entscheidend sei, das Oberflächenwasser vom Weg fern zu halten, um Schäden zu vermeiden. „Die Steilheit der Trasse war die große Herausforderung bei der Sanierung auf gut einem Kilometer Baustrecke. Ich bin begeistert von der Leistung aller, die hier mitgewirkt haben“, lobte Baur die Beteiligten.
Wie Bolsterlangs Bürgermeister Rolf Walter berichtete, wurde der Alpweg im Bolgental Mitte der 1970er Jahre erstmals asphaltiert. Doch immer wieder litt der Weg, der die Alpen „Zunkleiten“ und „Bolgen“ mit rund 200 Hektar Alpfläche erschließt, unter Verschleiß und Witterungseinflüssen. „Ständig mussten Senkungen, Risse und Löcher geflickt werden“, so der Bürgermeister. „Der Weg war fast nicht mehr zu gebrauchen.“
Starke Freizeitnutzung
Auch die Wasserversorgung der Kommune sei auf eine verlässliche Erschließung eines Fassungsgebietes angewiesen, ergänzte er. Und überdies gehe es – nicht nur in diesem Fall – um eine Lenkung von Wanderern und E-Bikern in dem attraktiven Ausflugsgebiet an der Nagelfluhkette.
Ein Aspekt, der auch beim zweiten Ortstermin zur „Verkehrsfreigabe“ am Grünten eine Rolle spielt. Albert Gilb vom Alpwegeverband Burgberg wies auf die starke Freizeitnutzung gerade des Alpweges Burgberg hin, der auf einer Länge von 15 Kilometern den Grünten zur Häfte umrundet und so ein beliebtes Ausflugsgebiet erschließt. „In der Mehrzahl sind es Einheimische, die die Alpwege nutzen, sei es als Wanderer oder Radler.“
Wer zahlt?
75 Prozent der Gesamtkosten werden bei beiden Projekten auf Grundlage der Finanzierungsrichtlinien Ländliche Entwicklung aus Bundes- und Landesmitteln gefördert. Den Eigenanteil übernehmen die beiden Alpwegeverbände Burgberg und Bolsterlang.
Das ALE Schwaben setzt jährlich, je nach Baufortschritt, etwa 500.000 bis 800.000 Euro Fördermittel ein. Die Nachfrage sei größer, könne jedoch wegen begrenzter Haushaltmittel nicht vollständig abgedeckt werden, schildert ALE-Leiter Kreye die Situation. Seit 1997, als das ALE Schwaben für den Alpwegebau zuständig wurde, konnten hier rund 100 Alpwege mit einer Gesamtlänge von knapp 170 Kilometern bedarfsgerecht ausgebaut werden.
von Josef Gutsmiedl
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