„Ohne Lesekompetenz bleiben ihnen Welten verschlossen“

Wermelskirchen. Im Rahmen des bundesweiten Tages der Bibliotheken kamen Grundschüler der Dhünntalschule in den Genuss des „WortViertelFestes“. Ein besonderer Vormittag voller Worte, Bücher und kreativer Ideen, der zum Lesen animieren soll.

Mit großen Augen betreten die Kinder am Donnerstagmorgen zaghaft die Räume der Grundschule in Dabringhausen. Nur kurz hatte OGS-Leiterin Jessica Wurst ihnen einen Augenblick vorher erzählt, dass in dem Schulgebäude eine besondere Aktion auf sie warten würde. Was genau, das sollten die Mädchen und Jungen selbst herausfinden.

Anlässlich des bundesweiten Tages der Bibliotheken hat es die Stadtbücherei in Kooperation mit der Buchhandlung van Wahden und dank Fördermittel des Landes erstmals geschafft, das „WortViertelFest“ für zwei Tage nach Wermelskirchen zu bringen. Ein Projekt des Kinder- und Jugendliteraturzentrum „Jugendstil NRW“, das mit vielen Geschichten im Gepäck, kreativen Stationen und diversen Angeboten bei den Kindern die Leselust wecken und fördern soll. Und das scheint in Dabringhausen auf Anhieb zu klappen.

Es dauert nicht lange, da haben die Kinder die Stationen schon in Beschlag genommen. An der Station von Susanne Klinkhamels, Referentin bei Jugendstil und ausgebildete Lese- und Literaturpädagogin, haben sich Eric (8) und Jonas (9) einen Platz gesichert. Papier, Wasserfarben und Pinsel liegen vor ihnen. In der Mitte auf dem Tisch liegen Bücher über den spanischen Maler Joan Miró, bekannt für seine surrealistischen und fantasievollen Gemälde mit einfachen Formen und kräftigen Farben. Die Kinder sollen ihre eigenen Fantasietiere malen. Was das mit Leseförderung zu tun hat? „Jede Menge“, erklärt Klinkhamels. Es regt die Kreativität und Fantasie an, und mit den entstandenen Tieren lassen sich Geschichten erzählen.

Um Geschichten ausdenken, erzählen, lesen oder vorlesen lassen, geht es an allen Stationen des kleinen Festivals. „Wenn man es schafft, bei Kindern das Interesse an Geschichten zu wecken, fällt es leichter, das Interesse am Lesen und Schreiben zu wecken“, äußert die Referentin. Schon das gemeinsame Vorlesen, betont sie, sei dafür wichtig.

Viele Kinder würden zwar Lesen und Schreiben lernen, doch 25 Prozent der Grundschüler fehle am Ende die Lesekompetenz. „Sie schreiben Wörter, können diese auch lesen. Aber wenn man nachfragt, wissen sie nicht, was sie da gelesen haben. Und ohne diese Lesekompetenz bleiben ihnen viele Welten verschlossen.“ Daher sei es wichtig, die Kinder nicht nur mit Hörbüchern, Tonieboxen oder Büchern alleine zu lassen. Das gemeinsame Lesen und erzählen stärke auch die Bindung, sagt Klinkhamels.

Jonas hat derweil einen Kappa gezeichnet, ein japanisches Fabelwesen. „Eine Mischung aus Schildkröte und Affe“, erklärt der Neunjährige nüchtern. Er lese gerne. „Immer wenn ich Zeit habe“, erzählt er. „Am liebsten Drachenreich Dragonia und Finn Feuersäbel.“ Eric (8) schaut sich lieber Bilder an oder liest Fußballgeschichten. Aber viel Zeit zum Lesen findet er eigentlich nicht, erklärt er. „Ich spiele ja auch Fußball.“ Ramon (7) lässt sich gerne vorlesen. „Am liebsten die drei Fragezeichen“, sagt der Junge. „Die höre ich dann oft mit Mama im Auto.“

Lilly (7) und Leanna (6) können noch nicht lesen, verraten die Mädchen. „Nur ein bisschen“, sagt Lilly. Aber sie lieben es, wenn ihnen vorgelesen wird. „Abenteuergeschichten sind spannend“, sagt Leanna. OGS-Mitarbeiterin Nina Simon hat sich mit den beiden Mädchen einige Bücher angeschaut. „Ab und zu lesen wir auch gemeinsam in der OGS“, erklärt Simon. Doch es bleibt eine Besonderheit.

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