Die US-Regierung verhängt neue Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil, die beiden größten Rohölproduzenten Russlands. Das lässt die Ölpreise stark ansteigen. Auch Indien und China könnten womöglich in Zukunft auf russisches Rohöl verzichten.
Nach der Sanktionsankündigung der USA gegen russische Ölkonzerne haben die Ölpreise deutlich angezogen. In London legte am Donnerstagvormittag der Kurs für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember um rund 5 Prozent auf 65,67 Dollar (knapp 57 Euro) zu. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI schnellte ebenfalls um gut 5 Prozent auf 61,46 Dollar in die Höhe.
Erstmals in der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump (79) hatte die US-Regierung am Mittwochabend neue Sanktionen direkt gegen Russland verhängt. Die Sanktionen richten sich gegen den russischen Staatskonzern Rosneft – geführt von Igor Setschin (65), einem engen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin (73) – und Lukoil. Außerdem seien Tochterunternehmen der beiden Konzerne in Russland betroffen.
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Angesichts der Weigerung von Putin, den „sinnlosen Krieg“ gegen die Ukraine zu beenden, belege das US-Finanzministerium die zwei größten Ölfirmen Russlands mit Strafmaßnahmen, erklärte Finanzminister Scott Bessent (63). Präsident Trump sagte, seine Gespräche mit Putin zur Beendigung des Ukrainekriegs seien zwar „gut“, führten jedoch „nirgendwo hin“.
Nach Angaben von UBS-Analyst Giovanni Staunovo stehen Rosneft und Lukoil zusammen für „etwa 50 bis 55 Prozent“ der gesamten russischen Rohölproduktion. Die US-Sanktionen würden nun voraussichtlich „negative Auswirkungen auf die russischen Rohölexporte nach Indien und in die Türkei haben“, erläuterte Analyst Jorge Leon von Rystad Energy. Auf der anderen Seite werde Moskau nun möglicherweise verstärkt auf seine sogenannte Schattenflotte zurückgreifen, um Strafmaßnahmen zu umschiffen.
Auch Indien und China sollen Ölimporte reduzieren
Bereits am Mittwoch kursierten zudem erste Berichte und Spekulationen über ein Handelsabkommen zwischen Indien und den USA, denen zufolge Indien seine Importe von russischem Rohöl schrittweise reduziert. Dies ließ die Ölpreise bereits ansteigen.
Trump erklärte außerdem, er plane, bei einem für nächste Woche in Südkorea geplanten Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping (72) über den Kauf von russischem Öl durch China zu sprechen. Am Dienstag hatte Trump erklärt, dass Indiens Premierminister Narendra Modi (75) ihm versichert habe, dass sein Land seine Käufe zurückfahren werde. China und Indien sind die wichtigsten Rohölkäufer.
Insgesamt sind die Ölpreise indes noch immer auf vergleichsweise moderatem Niveau. Grund dafür ist insbesondere das wachsende Angebot amerikanischer Anbieter wie USA, Kanada und Brasilien sowie der Organisation erdölexportierender Länder (Opec).
Auch seitens der EU kommen neue Strafmaßnahmen auf Russland zu. Statt Öl betreffen die EU-Sanktionen allerdings russisches Gas, denn sie sehen vor, dass ein vollständiges Importverbot von Flüssigerdgas (LNG) aus Russland schon 2027 in Kraft treten soll und damit ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Zudem sind weitere Strafmaßnahmen im Finanz- und Handelssektor sowie Einschränkungen der Bewegungsfreiheit russischer Diplomaten innerhalb der EU vorgesehen, wie die aktuelle dänische EU-Ratspräsidentschaft in Brüssel mitteilte.
