Ortsbeirat Harleshausen lehnt Hospiz-Neubau am Geilebach ab

Einstimmig gegen Bebauungsplan

Ortsbeirat Harleshausen lehnt Hospiz-Neubau am Geilebach ab

Stadtteil will Bebauung der renaturierten Bachaue verhindern, darüber zu entscheiden hat die Kasseler Stadtverordnetenversammlung

Der Beschluss ist nicht bindend, aber ein deutliches Signal an die Kasseler Stadtverordnetenversammlung, die darüber zu entscheiden hat: Einstimmig hat der Ortsbeirat Harleshausen die Bebauung der Geilebachaue abgelehnt. Das Stadtteilgremium spricht sich damit gegen den von der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen (Hofgeismar) geplanten Neubau eines Hospizes aus.

Das Votum fiel am Dienstagabend in der Sitzung, die viele Anwohner wegen dieses Themas besuchten, einstimmig aus. Fünf Ortsbeiratsmitglieder von SPD, Grünen und Linken trugen den Vorschlag von Ortsvorsteher Reinhard Wintersperger zur Ablehnung des Satzungsbeschlusses für den städtischen Bebauungsplan „Im Grund-Hospiz“ mit. Zwei CDU-Vertreter enthielten sich.

Über den Neubau am renaturierten Geilebach wird in Harleshausen seit drei Jahren gestritten. Wintersperger erinnerte daran, dass die Pläne erstmals im Oktober 2022 den Ortsbeirat beschäftigten. Inzwischen habe das Regierungspräsidium Kassel (RP) die Änderung des Flächennutzungsplanes, der das Grundstück zuvor als „Grünfläche“ ausgewiesen hatte, genehmigt. Formal könne der Bebauungsplan somit beschlossen werden, erklärte der Ortsvorsteher.

800 Menschen hätten sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen, sagte Sabine Giesa, die Sprecherin der Bürgerinitiative gegen eine Bebauung der Geilebachaue. Mit Verweis auf „die nicht hinzunehmenden Eingriffe in den Naturraum“ habe auch die Obere Naturschutzbehörde beim RP dringend von einer Bebauung abgeraten. Nach der im Bebauungsplan enthaltenen Klimarelevanzprüfung seien „erhebliche negative Auswirkungen auf das Klima“ zu erwarten. Giesa: „Dennoch wird das Verfahren gegen jede Vernunft von der Diakonie als kirchlicher Einrichtung und der Stadt Kassel weiter betrieben.“

Diakonie und Stadt seien nicht an der Suche nach alternativen Standorten für einen Hospiz-Neubau in Kassel interessiert, kritisierte die BI-Sprecherin und appellierte: „Ich möchte die Mitglieder des Ortsbeirates, aber auch die Diakonie und die Stadtverordneten im Rathaus bitten, mit Vernunft und Verantwortung von dieser Bebauung abzusehen.“ Dafür gab es viel Applaus.

Anwohner fragten unter anderem nach der vorgesehenen Rodung des Baum- und Strauchstreifens zum Nachbargrundstück hin, wollten wissen, wie dann die Böschung halten solle und was mit dem Schutz vor Überschwemmungen sei. Ralf Pfannkuche, Geschäftsführer der Altenhilfe Gesundbrunnen, wies die Kritik erneut zurück. Ursprünglich habe man mit dem Neubau zwölf Plätze zur Begleitung und Betreuung von unheilbar Kranken in ihrer letzten Lebensphase schaffen wollen. Wegen der Bedenken habe man auf zehn Plätze verringert, das seien vier mehr als man bislang in Kassel habe. Falsch sei, dass man in Kassel nicht nach anderen Standorten gesucht und andere Möglichkeiten zur Einrichtung eines Hospizes geprüft habe. Doch der angesprochene Altbau des ehemaligen Diakonissenhauses (Agaplesion) sei nicht verfügbar, die ebenfalls genannten Räume des ehemaligen Diakonie-Zentrums für Schädel-Hirn-Verletzte in der Herkulesstraße seien nicht geeignet. „Da kann man kein Hospiz reinsetzen“, sagte Pfannkuche.

Kurz wurde im Ortsbeirat diskutiert, ob man den Bebauungsplan nur zur Kenntnis nehmen oder darüber abstimmen solle. „Aus Sicht des Stadtteils will ich das Bachauenbiotop erhalten wissen“, sprach sich Ortsvorsteher Wintersperger für eine Beschlussfassung aus. Auch wenn der Ortsbeirat keine Entscheidungskompetenz habe, sei er aufgerufen, sich eine Meinung zu bilden und diese zu äußern. Wann Kassels Stadtverordnete über das Nein aus Harleshausen beraten und über den Bebauungsplan entscheiden werden, steht noch nicht fest.

(Andreas Hermann)

Related Post

Leave a Comment